Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.
Michael Kappeler/dpa
Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.
Sportpolitik

Doping-Wirbel: «Glaubwürdigkeitskrise des Weltsports»

Die Dopingjäger verteidigen sich, Athleten fürchten um sauberen Sport: Berichte über angebliche chinesische Dopingfälle sorgen weiter für Unruhe. Deutsche Athleten fordern nun Antworten.

In der Affäre um zahlreiche positive Dopingtests bei chinesischen Top-Schwimmern und den Umgang damit wachsen bei Sportlerinnen und Sportlern Wut und Unverständnis.

«Die jüngsten Enthüllungen drohen, saubere Athletinnen und Athleten vollends resignieren zu lassen», sagte Maximilian Klein, Direktor für Sportpolitik bei der Vereinigung Athleten Deutschland. «Kurz vor den Olympischen und Paralympischen Spielen verschärft sich die Glaubwürdigkeitskrise des Weltsports und des Anti-Doping-Kampfs erneut.»

Athleten Deutschland forderte von der Welt-Anti-Doping-Agentur die Beantwortung eines umfassenden Fragenkatalogs - und das explizit «mit unabhängiger Unterstützung». Das Vertrauen in die Wada ist erschüttert.

Die Wada sieht das anders. Ihr Präsident Witold Banka sagte am Montag bei einer Pressekonferenz: «Es sind keine glaubwürdigen Beweise für ein Fehlverhalten vorgelegt worden.» Der Pole meinte weiter: «Wir würden genau dasselbe tun, wenn wir es jetzt noch einmal machen müssten.»

Wada: Keine neuerlichen Ermittlungen

Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur, warf der Welt-Behörde und China vor, die Positivtests unter den Teppich gekehrt zu haben. Die Wada verteidigte ihren Verzicht auf Sanktionen dagegen. «Die Agentur steht weiter fest zu den Ergebnissen ihrer wissenschaftlichen Untersuchung und den rechtlichen Entscheidungen in diesem Fall», teilte die Behörde in der Nacht zum Montag mit. Alle Vorwürfe in der Sache seien geprüft worden, es lägen aber nicht ausreichend Beweise vor, um neuerliche Ermittlungen einleiten zu können.

Zuvor hatten Medienberichte Zweifel an der Rolle der Wada und der chinesischen Anti-Doping-Agentur im Kampf gegen den Sportbetrug geweckt. Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der «New York Times» sowie einem Bericht der australischen Zeitung «Daily Telegraph» waren 23 Spitzenschwimmerinnen und -schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet worden.

Nada soll sich mit dem Thema befassen

DOSB-Präsident Thomas Weikert nannte die im Bericht geäußerten Vorwürfe am Montag «beunruhigend» Der Aufsichtsrat der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada) soll sich mit dem Thema auf seiner kommenden Sitzung befassen, schrieb Weikert auf der Online-Plattform X, vormals Twitter.

Chinas Außenamtssprecher Wang Wenbin sagte am Montag in Peking, die Volksrepublik habe sich immer strikt an die Wada-Regularien gehalten, die körperliche und mentale Gesundheit seiner Athleten geschützt sowie fairen Wettbewerb bei sportlichen Wettkämpfen hochgehalten. Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team im Juli und August 2021 sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.

Furcht vor «Schlag ins Gesicht aller sauberen Athletinnen und Athleten»

Die Wada selbst versicherte nach Prüfung der ARD-Dokumentation erneut, es habe keinen Grund gegeben, die Ergebnisse der chinesischen Behörden anzugreifen. Diese hatten festgestellt, dass die positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen seien. Daher blieben die Schwimmerinnen und Schwimmer unbestraft.

Wie kritisch andere Athletinnen und Athleten den Fall sehen, brachte Léa Krüger, Präsidiumsmitglied bei Athleten Deutschland zum Ausdruck. «Sollten sich die Verdachtsfälle als zutreffend herausstellen, wäre das offenbar nachlässige Agieren der Wada ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Athletinnen und Athleten: Sie halten sich an die Regeln. Sie akzeptieren die Beweislastumkehr als tragende Säule des Anti-Dopingkampfs und sie nehmen selbstverständlich die Strapazen des globalen Doping-Kontrollregimes auf sich», sagte sie.

Von Thomas Eßer, Christian Hollmann und Johannes Neudecker, dpa
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