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Wenn einem ständig Zeit geklaut wird.

Ist eben nicht Wurst: Immer an der falschen Schlange

Alles Wurst? Leider nicht! Wer in der falschen Reihe an der Fleisch- und Wursttheke ansteht, wird mit harschem Ton eines Besseren belehrt und darf sich dann gleich noch mal neu einreihen.

O.k., ich bin mit meinen 1,67 Metern nicht die Größte und da passiert es mir nicht selten bei Konzerten oder Festivals, dass ich mich anstelle vor den Sanitäranlagen an einer dieser unsäglichen Verkaufsstellen von Getränkemarken nach einer zwanzigminütigen Wartezeit wiederfinde. "0,2- oder 0,4-Größe, " fragt mich dann - endlich vorne angekommen - eine Servicemitarbeiterin. Selbst ein "halber Liter"-Eimer könnte jetzt kaum das auffangen, was sich gerade in meinem Bauch befindet. Und das Letzte, was ich gerade brauche, ist weitere Flüssigkeit. Es war mal wieder die falsche Schlange und es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich noch mal geduldig und mittlerweile genervt anzustellen.

Klar, gegen "Schlange stehen" habe ich prinzipiell nichts. Es schafft Ordnung und meist auch einen geregelten Ablauf, aber es gibt auch Grenzen, dann nämlich, wenn die Schlange mal wieder nicht deutlich gekennzeichnet wird und der Grund der Aufteilungen sich mir nicht ganz erschließt. Es versteht sich, dass Fleisch- und Wurstwaren mit das sensibelste Sortiment im Lebensmittelhandel sind und der Einkauf in erster Linie eine Frage des Vertrauens ist. Deshalb bin ich auch froh, wenn mit dem Thema verantwortungsvoll an Fleich- und Wursttheken umgegangen wird, aber dann schreibt das auch bitte für alle hin.

Es gehört wahrscheinlich zur Prozessoptimierung, wenn sich eine der Fleischereifachverkäuferinnen, um die Wurst- und die andere über Fleischverkauf kümmert. Für die eigene Freizeitoptimierung ist es aber weniger sinnvoll, wenn derlei Arbeitseinteilungen nicht deutlich sind. Am Abend wird es gerade voll vor der Theke. Viele Kunden wuseln von der einen Seite zur anderen, immer mit Blick auf die Würstchen und Schnitzel in der Auslage. Man stellt sich an. Die Mitarbeiterin arbeitet sich von Kunden zu Kunden vor und endlich von ihr angesprochen bestelle ich: "Einen halben Ring Fleischwurst, bitte!" Und sie: "Für Wurst müssen Sie sich an der anderen Schlange anstellen." "Noch mal anstellen?!?" "Ja, das tut mir leid!" Mir auch! Denn jetzt bin ich satt! Wenn die Fleischereifachangestellte es nicht schafft, sich mit zwei seitlichen Schritten einen halben Meter nach links zu bewegen, um einen halben Ring Fleischwurst zu greifen, finde ich das einfach nur kleinlich und kundenunfreundlich. Gerade bei einer Supermarktkette, die derzeit mit einem Video wirbt, in dem eine Frau Fleisch kauft und der Junge noch ein Stück Wurst hinterherbekommt. Wie geht das mit der Bedienphilosophie überein?

Und was, wenn mal wieder nur eine Verkäuferin hinter der Theke steht? Ich bin verwirrt. An der Kasse ohne Fleischwurst aber mit einer Tüte "Frustchips" angekommen, heißt es dann nach 12 Minuten Wartezeit: "Entschuldigung, das hatte ich ihrem Vordermann schon gesagt. Diese Kasse wird geschlossen." Kann vielleicht heute einer mal nett zu mir sein?