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Der Held vom Waldhof

Er hörte den Knall, sah das Feuer und wollte nur die Menschen aus dem Haus holen.

Michael Sledz ist in seiner Nachbarschaft ein Held, auch wenn er sich nie selbst so bezeichnen würde. In einem Wohnhaus im Glücksburger Weg in Mannheim-Waldhof brach Donnerstagnacht gegen 2 Uhr ein Feuer aus. Michael Sledz wohnt im Nachbarhaus und erzählt uns wie er die Flammen bemerkte: „Ich habe einen Schlag gehört, als wäre eine Scheibe explodiert. Ich bin dann gleich ans Fenster gelaufen und hab dann schon das Feuer gesehen. Dann bin ich zu meiner Frau und hab ihr gesagt, sie soll die Feuerwehr rufen. Ich hab mir Schuhe angezogen und bin in kurzen Hosen die Treppe runtergesprungen.“ Als er dann vor der großen Eingangstür stand habe er solange geklingelt bis der Erste aufgemacht habe. Ohne zu zögern lief er in den Hausflur, auf jedes Stockwerk, und klopfte solange an jede Tür bis jemand öffnete. „Ich lief durch den Rauch und schrie „es brennt, raus hier“, erzählt Sledz.

In dem Wohnhaus fing es auf einem Balkon an zu brennen, warum steht noch nicht fest. Das Feuer griff auch auf eine weitere Wohnung und andere Balkone über. Die 19 Bewohner aus dem Mehrfamilienhaus konnten sich rechtzeitig ins Freie bringen, auch weil Sledz nicht zögerte und einfach hinüberrannte: „Ich habe überhaupt nicht nachgedacht, ich wollte nur dass alle rauskommen. Ich habe einfach nur an die Menschen gedacht, dass nichts passiert. Mehr war es nicht. Hirn aus und die Leute rausholen.“ Und viele haben sich auch schon bei ihm bedankt. Auch sein Freund Jürgen Strubel, dessen Balkon direkt an den grenzt, der in Flammen stand: „Den Knall habe ich nicht gehört, aber sein Schreien. Ich kenne seine Stimme. Ich habe dann gleich meine Kinder in Sicherheit gebracht. Ich finde es super was er gemacht hat. Michael ist immer hilfsbereit und wenn etwas ist, immer zur Stelle. Ich bin schon stolz ihn als Freund zu haben.“ Richtig stolz sind auch seine Frau und Kinder. Sichtlich berührt erzählt er uns, dass ihn seine Tochter gestern „Papa, mein Held“ genannt hat.

Dass Michael Sledz in der Nacht zuhause war, ist wohl Schicksal. Eigentlich hätte der 38-Jährige Nachschicht gehabt, war aber wegen einer Magen-Darm-Infektionen krankgeschrieben. Seine Heldentat nachzuahmen, davon rät er allerdings im Nachhinein ab: „Man sollte lieber vorsichtig sein. Ich habe zu schnell reagiert. Ich habe selbst drei Kinder und auch mir hätte schlimmeres passieren können, ich habe nicht nachgedacht.“ Bis auf etwas Husten ist ihm nichts passiert. Ein anderer Bewohner kam mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Die meisten Bewohner konnten in ihre Wohnungen zurück, allerdings sind zwei nicht mehr bewohnbar. Der Sachschaden wird auf mindestens 200.000 Euro geschätzt.

 

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Foto: Links Michael Sledz mit seinem Freund Jürgen Strubel