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Der Mannheimer Tierarzt Dr. Dr. Benjamin Berk erklärt im Interview, was es bei Zecken zu beachten gibt

Zecken – Das musst Du über die Parasiten wissen

Bei dem schönen Wetter gibt es doch nichts Schöneres als lange Spaziergänge mit dem Hund. Doch was nervt Herrchen und Frauchen gerade am meisten? Die Zecken! Die befallen unsere Vierbeiner derzeit in Unmengen. Wir haben Mannheimer Tierarzt Dr. Dr. Benjamin Berk rund um das Thema Zecken befragt.

Zecken können schon wahnsinnig lästige Parasiten unserer lieben Vierbeiner sein. Sie zecken sich im wahrsten Sinne des Wortes in der Haut der Tiere fest und nähren sich von dessen Blut, bis diese rund und fett gefressen wieder abfallen. Leider sind Zecken nicht nur harmlose Insekten, die nur trinken und wieder gehen, nein, sie können gefährliche Infektionskrankheiten für Mensch und Tier mit sich bringen. Tierarzt Dr. Dr. Benjamin Berk verrät uns alles, was wir über Zecken wissen müssen.

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Dr. Dr. Benjamin Berk im Interview

Radio Regenbogen: Wie und wo greifen Zecken an?
 
Dr. Dr. Benjamin Berk: Zecken sind richtige Strategen und befallen ihre Opfer entweder von Pflanzen, Gräsern oder auch Bäumen mit einem gewagten Sprung wie ein Turmspringer beim Schwimmen.
Ihre Opfer finden sie durch ein spezielles Riechorgan, das Schweiß und andere Bestandteile aufsaugt, aber auch Wärme wird von der Zecke erkannt. Zecken sind dabei sehr wählerisch, was ihren Fressplatz angeht. Sie bevorzugen etwa feuchte, warme und gut durchblutete, dünne Haut. Bei Hund und Katze sind dies besonders der Kopf-Bereich, aber auch die Innenschenkel, Ohren, Kniekehlen, der Haaransatz, oder auch die Achseln.
 
R: Was sollten wir tun, was unser Tier Zecken hat?

B:

Ruhig bleiben, nicht in Panik verfallen und zitternde Hände zum Schweigen bringen! Zecken sind per se nicht schlimm und auch kein Notfall. Sie sollten dennoch bei Sichtung rechtzeitig entfernt werden.

Nimmt man zunehmend wahr, dass das Tier unter Zecken leidet, so sollte man an Mittelchen vom Haustierarzt oder aus der Natur denken.  

R: Wie entfernt man eine Zecke richtig?

B: Die Zeckenentfernung ist mit der 3V Regel gut zusammengefasst: Vorsichtig, Vollständig und Voller Freude! Die Stelle sollte man anschließend etwas vom Fell trimmen und mit einem Kugelschreiber markieren, auf Entzündungssymptome die folgenden Tage monitoren. In der Regel ist die Zecke weg, das Tier und der Besitzer glücklich, und die Haut verschließt sich, also ob nie etwas gewesen wäre.
 
R: Welches Werkzeug eignet sich für die Zecken-Entfernung am besten?

B:

Es gibt mittlerweile eine enorme Bandbreite an „Zeckenentfernern“, die alle in der Regel gute Dienste tun. Mir persönlich ist der Zeckenhacken am liebsten. Mit einer sanften Handbewegung führt man den Haken um den Rüssel-Kopf der Zecke, lockert diese leicht und löst sie durch sanftes Drehen mit dem Uhrzeigersinn aus ihrer Verankerung, ohne Reste zu verlieren oder sie extrem zu reizen.

Hier gilt: Je sanfter, desto besser!

Jeglicher Manipulation am Hinterteil oder Zugkräfte können die Zecke dazu antreiben, vermehrt Speichel in die Einbissstelle und so Krankheitserreger mitabzugeben. Somit: Like a kiss, with a little passion!
R: Was sollte man nun mit der entfernten Zecke tun?
 
B: Hier gibt es zwei Varianten: Ist man „insektenfreundlich“ wird man diese in die Freiheit entlassen, denkt man jedoch an die Gefahren, wird man diese in Alkohol ertränken, einfrieren und dann zusätzlich zerdrücken. Das Gefrierfach über 48 h bei -18 C ist ebenso eine sehr gute Lösung, um der Zecke ein nicht leidenvolles, aber definitives Ende zu setzen. Alkohol schafft eine Lähmung.
Klassisches, reines Zerdrücken überleben leider die meisten Zecken ziemlich gut. Unachtsam in den Müll geworfen, schaffen es diese still und leise wieder heraus, und Tage später entdeckt man sie erneut am eigenen Tier oder an einem selbst.
 
R: Was tun, wenn bei der Entfernung, der Zecke der Kopf abreißt?
 
B: Wem passiert dies nicht, jedem Halter, jedem Tierarzt! – Wenn der Kopf ab ist, ist dies nicht gleich tragisch, aber es sollte beobachtet werden. Entzündet sich die Stelle, zeigt einen roten Kreis, ist geschwollen, und tut weh, dann ist der Gang zum Tierarzt der nächste Schritt. Normalerweise schafft der Körper es von ganz alleine, den Fremdkörper durch einen Eiterpickel aus dem Organismus zu befördern.
 
R: Zeckenprophylaxe – Wie schützt man sich am besten vor Zecken?
 
B: Maßnahmen für Zecken sind so vielseitig, wie auch umstritten. Für die ganz extremen Fälle empfiehlt sich Spot-Ons oder Tabletten – ABER hier sei auf die Nebenwirkungen verwiesen und dem Hinweis, dass es nicht für jedes Tier geeignet ist. Bitte fragt zu Risiken und Nebenwirkungen also IMMER euren Tierarzt. Neben diesen Pharmazeutika hat uns aber die Natur auch schöne Mittelchen mit auf dem Weg gegeben. Hier muss ich ehrlich sagen, nicht alles kann ich bestätigen, weil dazu keine Studien bestehen, oder ich es selbst nie ausprobiert habe. Meine Besitzer schwören aber auf bestimmte Mittelchen:
Nummer 1: Bernsteinkette
Nummer 2: Kokosnussöl im Fell oder übers Futter
Nummer 3: Schwarzkümmelöl im Fell oder übers Futter.

Zur richtigen Dosierungen solltet ihr aber vorher euren Tierarzt um Rat fragen.
 
R: Inwiefern sind Zecken Krankheitsüberträger?

B:

Zecken sind aufgrund ihrer Lebensweise oft mit verschiedenen Infektionserregern angefüllt und tragen diese somit weiter und übergeben sie durch den Saugvorgang.

Bei Hund und Katze ist hierbei an die Borreliose, FSME, Babesiose (Hundemalaria), Ehrlichiose, Rickettsiosen, Anaplasmose und Hepatozoonose zu denken.

Viele dieser Krankheiten waren früher nur im Mittelmeeraum bekannt, doch schon lange sehen wir hier eine wachsende Zunahme. Einmal im Leben ist somit empfohlen, den tierischen Vierbeiner auf solche Krankheitstiter untersuchen zu lassen.

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