Die Vorbereitungen für den Verkauf der Medienrechte der Fußball-Bundesliga laufen auf Hochtouren.
Harry Langer/dpa
Die Vorbereitungen für den Verkauf der Medienrechte der Fußball-Bundesliga laufen auf Hochtouren.
TV-Vertrag

Was die «Dummheit» der Serie A für die DFL bedeutet

Die Vorbereitungen für den Verkauf der Medienrechte laufen bereits auf Hochtouren. Der Blick auf andere Ligen zeigt allerdings, was der Fußball-Bundesliga bei den TV-Einnahmen droht.

Der Blick auf die anderen Ligen verheißt nichts Gutes. Während die Fußball-Bundesliga im Hintergrund ihre Ausschreibung der TV-Rechte noch vorbereitet, zeigen sich die derzeitigen Vermarktungsprobleme auf anderen Medienmärkten bereits sehr deutlich.

So gab es nach dem Rückgang für die spanische La Liga auch in Italien jüngst einen Abschluss mit sinkenden Einnahmen und entsprechendem Ärger. In Frankreich wurde die Ausschreibung sogar aufgrund deutlich zu geringer Angebote abgebrochen.

Die Zeiten des kräftigen Wachstums sind offensichtlich vorbei. «Dass andere Ligen in ihren Heimatmärkten wie in Italien an ihre Grenzen stoßen, das hat sich mittlerweile herumgesprochen», sagte der neue DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel bei seiner Vorstellung im Sommer - und da kannte er das Ergebnis der Serie A noch gar nicht.

«Eine Niederlage des italienischen Fußballs»

Statt des erhofften Milliarden-Deals erhält die italienische Liga von 2024/25 bis 2028/29 nur 900 Millionen Euro pro Jahr. «Es ist eine Niederlage des italienischen Fußballs», klagte Neapel-Besitzer Aurelio De Laurentiis. «Mit diesem Angebot wird der Fußball sterben.» Was ihn vor allem ärgert: Die Einnahmen liegen sogar unter dem alten Vertrag, der 927 Millionen jährlich für die drei Jahre bis 2024 brachte. Serie-A-Präsident Lorenzo Casini war hingegen erleichtert und konstatierte: «Ein glückliches Ende.» 

700 Millionen kommen laut italienischen Medienberichten zukünftig von DAZN, 200 Millionen von Sky. Die beiden Anbieter «sind nicht kompetent, sie sind nicht gut für den
italienischen Fußball», schimpfte der Boss des italienischen Meisters. Also über dieselben Pay-TV-Anbieter, die auch Partner der Bundesliga sind. Zudem klagte De Laurentiis über «die Dummheit, einen Fünfjahresvertrag abzuschließen».

In Frankreich ist es noch verzwickter. Die Ausschreibung sollte ebenfalls ein Gesamtvolumen von einer Milliarde Euros pro Saison bringen, scheiterte aber Mitte Oktober an zu geringen Offerten. Der langjährige Partner Canal+ verweigerte sogar, überhaupt ein Angebot abzugeben. 

DAZN will auch in den franzöischen Markt

Dabei schienen die Voraussetzungen günstig. Medienberichten zufolge will DAZN jetzt auch in den französischen Markt einsteigen, und beIN Sport und Amazon zeigen sich demnach wieder an den TV-Rechten interessiert - aber nicht zu den von der Ligue 1 gewünschten Preisen. Nun muss die Liga Einzelgespräche führen.

Noch schlimmer war das Debakel beim bisher letzten Vertrag, als mit Mediapro ein von allen Ligen erwünschter Neuling ins Wettbieten eingestiegen war. Doch kurz nach dem Zuschlag war der Auktionssieger zahlungsunfähig. Der derzeit noch gültige Notvertrag mit Canal+ und Amazon Prime Video bringt pro Saison statt der ursprünglich veranschlagten 1,15 Milliarden nur etwa 580 Millionen pro Saison.

Sinkende Einnahmen auch in Spanien

Auch in Spanien gab es zuletzt einen Abschluss mit sinkenden Einnahmen. Statt 1,1 Milliarden gibt es nach Angaben des Fachmagazins «Spobis» für den seit der Saison 2022/23 gültigen Sechsjahresvertrag lediglich rund 995 Millionen pro Jahr. Demnach bleibt nur die Premier League mit dem bisher letzten Abschluss zur Saison 2022/23 stabil bei 1,632 Milliarden Pfund (derzeit 1,863 Milliarden Euro).

Angesichts der Entwicklungen in den anderen Top-5-Ligen erscheint eine Steigerung der Einnahmen für die Fußball-Bundesliga derzeit unrealistisch. Zumal mit Sky und DAZN die größten Pay-TV-Anbieter in Deutschland mit der Rentabilität und anderen Problemen kämpfen. DFL-Geschäftsführer Merkel hatte daher gesagt: «Wir finden für die Ausschreibung nicht das allereinfachste Marktumfeld vor.» Gäbe es bei der Auktion im kommenden Jahr wieder 4,4 Milliarden Euro für vier Jahre, wäre das schon ein Erfolg.

Von Michael Rossmann, Rachel Boßmeyer und Emilio Rappold, dpa
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