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„Ich hatte nie gedacht, dass ich diesen Tag erleben würde“

Telefonzellen-Baby – jetzt ist sie mit ihrem Retter vereint

Eine Frau, die als Baby in einer Telefonzelle ausgesetzt wurde, ist nach 22 Jahren mit dem Mann vereint, der sie dort gefunden und gerettet hatte.

Kiran Sheikh war nur zwei Stunden alt, als sie am 30. April 1994 ausgesetzt wurde. Ihre Mutter, die in einer missbrauchenden Beziehung feststeckte, hatte die britische Hilfsorganisation „Samaritans“ angerufen und bat sie dringend ihr Baby dort zu finden. Doch bevor diese an der Telefonzelle in Forest Gate im Osten Londons ankommen konnten, wurde sie vom damals 30-jährigen Joe Campbell gefunden. Sein erster Gedanke war, es sei ein Beutel Pommes Frites. Doch als er erkannte was wirklich in der Telefonzelle lag, verständigte er sofort die Polizei.

Campbell, der nun 52 Jahre alt ist, schickte in den ersten fünf Jahren noch Geschenke und Geburtstagskarten an das kleine Mädchen, doch dann wurde er von den sozialen Diensten gebeten die Verbindung abzubrechen. „Ich durfte ein Foto mit ihr machen, das ich behalten habe“, sagte Campbell. Er hatte auch gefragt, ob er die Kleine selbst adoptieren dürfe, aber da er nicht verheiratet war, sei er abgelehnt worden. Doch er hat sie nie vergessen und erzählte noch oft seinen eigenen fünf Kindern von dem Mädchen, das er in der Telefonzelle gefunden hatte – deren „Adoptivschwester“.

Diese Woche hat ein Arbeitskollege von Campbell, ihm eine Kopie der englischen Zeitung „Metro“ gezeigt, in der Kiran Sheikh ein Appell startete und nach ihrem Helden suchte. Sie suche einen John oder Joe Campbell. „Ein Kollege hatte mir die Zeitung gezeigt und als er meinen Namen sah, war er sicher, dass ich das sei. Ich sagte ‚nein‘. Doch als ich ihr Foto sah, war ich überwältigt – ich war so glücklich“, sagte der 52-Jährige aus Bell Green im südlichen London.

Am Mittwochabend sind die beiden endlich wieder vereint worden im Büro des Londoner „Metro“. „Er sagt, jeder andere hätte das gleiche für mich getan, aber das hätten sie nicht. Es ist so erstaunlich mit ihm vereint zu werden. Er ist mein Held. Wir haben diese komplette Zeit nur Straßen voneinander entfernt gewohnt. Wir sind sicherlich schon einmal aneinander vorbeigelaufen. Ich kann nicht glauben, dass wir uns so nahe waren.“

Campbell möchte Sheikh, die nun selbst Mutter eines zweijährigen Kindes ist, seiner Frau Ursula und seiner restlichen Familie vorstellen. „Das ist der glücklichste Tag meines Lebens“, fügte er hinzu. „Ich habe nie aufgehört an sie zu denken – ich hatte nie gedacht, dass ich diesen Tag erleben würde.“