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Immer mehr Eltern stellen ihre Kinder mit Tabletten ruhig!

"Mama, warum gibst du mir Schlafmittel?"

"Ich weiß, ich raube euch manchmal den letzten Nerv, wenn ich nicht schlafen will, aber ich meine es doch nicht böse. Ich habe doch nur diese eine Möglichkeit, mich zu äußern."

Zigtausende Packungen Schlafmittel werden in Deutschland gekauft, um Kinder ruhig zu stellen. Doch was passiert mit dem kleinen Körper, wenn ihm derartige Medikamente verabreicht werden. Der Brief eines einst quirligen Kindes, das doch einfach nur nicht schlafen konnte.

Liebe Mami,
 

Auch wenn es wieder eine kurze und unruhige Nacht für dich wird. Ich meine das doch nicht böse. Ich wende mich doch nur an die Person, die mir am meisten bedeutet!

Ich liebe es, wenn du noch mit mir knuddelst, mich auf die Stirn küsst, um kurz danach wieder mit mir durch die Wohnung zu toben. Diese Zeit sollte nie vergehen. Und wenn ich eigentlich schon völlig erledigt bin und quengelig werde, dann will ich doch nur noch mehr Zeit mit dir verbringen. Du bringst mich ins Bett, aber ich möchte nicht schlafen, ich kann noch nicht schlafen. Nicht um dich zu ärgern, sondern nur, um dir noch so viel mitzuteilen.

Nein, lass mich doch jetzt bitte nicht alleine in dem dunklen Raum! Hallo, Mami! Ich brauche dich jetzt! Ich schreie wieder, in der Hoffnung, dass du kommst. Wo bist du nur? Ah, die Tür öffnet sich und mit einem Lichtstrahl kommst auch du. Ich kann nicht schlafen. Ich habe Angst und weiß nicht mal wovor. Aber wenn du da bist, ist alles wieder gut. Deine Stimme, dein Geruch, deine Wärme! Mami, wenn man kuschelt, repariert man sich gegenseitig!

Ich schlafe wieder ein, aber nicht für lange. Die Kälte im Raum lässt mich wieder wach werden und ich rufe nach dir. Du stehst nur am Bett und schaust böse! Hast du mich nicht mehr lieb? Du nimmst mich hoch und gibst mir noch was zu trinken.

Es ist das letzte Mal, dass ich dich in dieser Nacht störe. Dass ich dich überhaupt störe. Jetzt wird es warm. Ich fühle mich nicht wohler, kann aber meine Arme und Beine nicht mehr bewegen. Die Angst wird größer, aber ich bin zu schwach, um mich zu äußern. Irgendwie verschwimmt alles. Wo bist du? Ich brauche dich doch jetzt! Mam...

Vielleicht hätte ich noch mal laut rufen sollen. Dann wärst du bestimmt wieder reingekommen, hättest mich in den Arm genommen und getröstet. Aber mir fehlte einfach die Kraft!

Jetzt werde ich dich nicht mehr aufwecken! Ich weiß, ein Teil deines Herzens geht jetzt mit mir und ich werde weiter in meinem Bettchen warten und die Hoffnung nicht aufgeben, dass du irgendwann kommst!

Schon im Jahr 2012 warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vor der Schädlichkeit der Substanzen für Kleinkinder. Sie wirken nämlich im zentralen Nervensystem, das bei Kindern unter zwei, drei Jahren sehr empfindlich ist. Es bestehe daher in den ersten zwei Lebensjahren bei leichter Überdosierung ein erhöhtes Risiko für Atemstörungen bis hin zum Atemstillstand. Schäden an Nieren oder Leber sind bei unvorsichtiger Dosierung ebenfalls möglich. Das sollten Eltern wissen!