Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
„Wie am Marterpfahl, das kann nur unrechtmäßig sein“

Polizei fesselt Tochter des Unfallopfers an Laterne

Es ist eine wirklich diskussionswürdige Maßnahme, die die Polizei in Landshut in Bayern erst letzte Woche angewendet hatte. Nachdem ein 76-jähriger Mann einen Unfall hatte, fesseln die Polizisten seine 45-jährige Tochter an eine Laterne – sie störe angeblich die Unfallaufnahme.

Der Vater war mit seinem Roller auf einer viel befahrenen Straße unterwegs gewesen und wurde beim Abbiegen von einer Autofahrerin übersehen und erfasst. Seine Enkelin, die vor ihm gefahren war, verständigte ihre Mutter, die sofort zur Unfallstelle eilte. „Ich habe da meinen Vater regungslos liegen gesehen.“

"Ich habe ihn gefragt, was er denn für ein Spinner sei."

Das wühlte sie scheinbar so auf, dass sie ausflippte und dabei der Polizei und den Sanitätern die Arbeit deutlich schwer machte. Auch dem Unfallverursacher machte sie Vorwürfe, dass er deutlich zu schnell unterwegs gewesen sei: „Ich wollte den zur Rede stellen und habe ihn gefragt, was er denn für ein Spinner sei. Aber handgreiflich bin ich nicht geworden.“ 

Doch den Polizisten reichte es. Nachdem sie sich selbst nach einem Platzverweis noch nicht beruhigen wollte, griff die Polizei zu einer eher sonderbaren Maßnahme und fesselte die Frau kurzerhand an einen Laternenmast, damit sie nun ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen konnten. Dies war natürlich nicht im Interesse der Frau, die nun ihren Anwalt eingeschaltet hat. Dieser kann zwar nachvollziehen, dass die Polizei in diesem Fall dazwischen gehen musste, jedoch hält er es für menschenunwürdig, wie seine Mandantin ruhig gestellt wurde. "Das war ja wie am Marterpfahl. So etwas wird an keiner Polizeischule gelehrt."
 

Gegenüber der TZ sagte die Frau, dass sich umstehende Passanten über sie amüsiert hatten und sie sogar fotografiert haben, während sie dort gefesselt stand und weinte. „Ich bin keine durchgeknallte Frau, die man fesseln muss.“
Landshuts Polizeichef Helmut Eibensteiner gab zu, dass die Art und Weise der Gewahrsam sehr ungewöhnlich gewesen sei und für die Dame bestimmt nicht angenehm war. Jedoch sei sie mehrfach dazu aufgefordert worden, zu gehen. Deshalb möchte die Polizei nun auch rechtliche Schritte gegen die Frau einleiten.
 
Das einzig positive an dieser kuriosen Geschichte: Die Verletzungen des Unfallopfers seien nicht so schlimm gewesen. Er ist mittlerweile schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.