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258 KILOGRAMM: WOHER KOMMT DER GANZE MÜLL?

Ist Mannheim die absolute Müll-Hauptstadt Baden-Württembergs?

Franz Untersteller, vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, hat die Abfallbilanz für das vergangene Jahr veröffentlicht. Die Mannheimer schneiden, wie auch schon in den vergangenen Jahren, ziemlich schlecht ab und landen beim produzierten Müll-pro-Kopf auf dem letzten Platz. Ist Mannheim also die absolute Müll-Hauptstadt Baden-Württembergs?

258 Kilogramm Müll pro Kopf

Dem Bericht zufolge produziert ein Mannheimer pro Jahr durchschnittlich 258 Kilogramm Müll. In Freiburg sind es hingegen 113 Kilo und somit deutlich weniger, als die Hälfte. In Calw liegt der anfallende Müll pro Kopf im Jahr bei gerade mal 69 Kilo und Freudenstadt toppt das Ganze sogar noch: Dort sind es nur 66 Kilo. Aber warum produzieren die Mannheimer so viel Müll?

Warum produzieren die Mannheimer so viel Müll?

Die meisten Mannheimer, die wir befragt haben, konnten sich nicht erklären, warum sie angeblich so viel mehr Müll verursachen, als die anderen oben genannten Städte. Der Öko-Gedanke sei zwar in Mannheim bei weitem nicht so ausgeprägt wie in Freiburg, aber die meisten beteuerten, dass Sie ihren Müll fein säuberlich trennen und für manch einen war die Meldung, dass Mannheim wieder die rote Laterne bei der Abfallbilanz trägt, nicht nachvollziehbar. Einige vermuten gar, dass die Statistik „krumm“ sei und der Müll, welcher aus der ganzen Region zu den Müllverbrennungsanlagen gebracht werde, um diese voll auszulasten, mit in die Statistik einberechnet worden sei. Laut eines Prokuristen vom AVR Rhein-Neckar ist dies jedoch ausgeschlossen: Der Müll werde auf offiziell geeichten Waagen gewogen und natürlich würde wirklich nur der Müll aus Mannheim dort landen.

Was machen Calw & Co. anders?

Im Landkreis Calw arbeitet man schon seit vielen Jahren daran, das Bewusstsein der Bürger in Sachen Abfallvermeidung zu stärken, so Dr. Manfred Krieck, Chef der Abfallwirtschaft im Landkreis Calw. „Abfallvermeidung soll sich lohnen, je weniger Abfall desto geringer die Gebühren“, so das Motto. Deshalb sind die Kosten auch lange nicht mehr gestiegen und das obwohl man dort über ein sehr komfortables Abholsystem verfügt, bei dem selbst Glas an der Haustür abgeholt wird. Martin Steudinger, Amtsleiter des Landratsamts Freudenstadt glaubt, dass es am Abfallwirtschaftskonzept des Landkreises und an der frühen Einführung der Bio-Tonne liegt, dass Freudenstadt so gut abschließt. Aber auch hier spiele die intensive Öffentlichkeitsarbeit der letzten Jahre eine wichtige Rolle.

Keine Erklärung für die schlechte Statistik

Reinhard Wick, Abteilungsleiter bei der Abfallwirtschaft Mannheim sagte uns, dass man auch keine ganz exakte Erklärung dafür habe, dass Mannheim seit vielen Jahren immer wieder auf dem letzten Platz lande. Allerdings sei dies auch nur der Fall, wenn man Hausmüll und Sperrmüll zusammenrechne. Die ungewöhnliche hohe Zahl beim Sperrmüll kommt wohl auch davon, dass viele Menschen aus dem Umland ihren Sperrmüll in die Recyclinghöfe in Mannheim bringen. Ein sicherlich großer Faktor sei außerdem die Bebauungsstruktur (Häuserblocks und Mehrfamilienhäuser anstatt Einzelhäuser mit eigenem Kompost im Garten) der Rhein-Neckar-Metropole und die Tatsache, dass gewerblicher Müll nicht von privatem Müll getrennt wird, was jedoch in vielen anderen Kommunen der Fall sei. Höchstwahrscheinlich spielen aber noch viele weitere Faktoren eine Rolle, so die Geschäftsführung der Abfallwirtschaft Mannheim. Die Bürger hätten oftmals andere Probleme, als sich um die korrekte Trennung des Hausmülls zu sorgen, es würden fast keine Anreize zur Müllvermeidung geboten und außerdem gebe es viele Menschen, die zwar in Mannheim arbeiten, aber nicht hier leben. Trotzdem würden diese einen großen Anteil ihres privaten Abfalls hier in Mannheim lassen.