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Homöopathie: Heilsbringer oder Humbug?

„Muss es denn immer gleich Chemie sein?“ Beim Thema Homöopathie gehen die Meinungen stark auseinander.

Heilsbringer oder Humbug?

„Muss es denn immer gleich Chemie sein?“ Beim Thema Homöopathie gehen die Meinungen stark auseinander. Die Heidelberger Ärztin Dr. Natalie Grams hat ihre ganz eigenen Erfahrungen in ihrem Berufsleben gesammelt. Wie sie heute zum Thema Homöopathie steht, erzählt sie uns im Interview.

Frau Dr. Grams, Sie haben jahrelang von Homöopathie gut gelebt. Wie ist ihre aktuelle Meinung zu Globuli & Co.?

„Heute würde ich sagen, dass die Homöopathie auf keinen Fall eine Arzneitherapie ist. Sie hat zwar trotzdem Wirkungen, diese lassen sich aber völlig ausreichend durch Kontext und Placebo-Effekte erklären und eben nicht durch Inhaltsstoffe in den Globuli.“

Eine krasse Kehrtwende, die 2009 in der Schließung ihrer Praxis resultierte. Wie genau kam es dazu?

„Der Auslöser war tatsächlich, dass ich mich erstmals so richtig mit der Theorie der Homöopathie beschäftigt habe. Zuvor immer nur mit der Praxis. Und davon war ich sehr überzeugt. Aber die Theorie hat mich eben nicht überzeugt. Es ist ja so, dass Hahnemann die Homöopathie vor 200 Jahren erfunden hat. Von vielen Dingen, die er damals angenommen hat, wissen wir heute, dass es nicht stimmt. Es ist sogar widerlegt. Wenn man sich dann immer noch darauf verlassen möchte, ist das natürlich dramatisch.“

Die Patienten haben noch recht verständnisvoll reagiert - skurril wurde es bei den Kollegen, oder?

„Da kam eine ganze Bandbreite von völligem Unverständnis, was ich noch nachvollziehen kann. Dazu kamen persönliche Angriffe und Bedrohungen, auch öffentlich. Wenn ich merke, wie erhitzt die Gemüter durch diese Diskussion sind, gelingt es natürlich noch weniger, sie sachlich zu führen. Das erschreckt mich sehr.“

Inzwischen vergleichen Sie Homöopathie sogar mit Religion. Was genau ist daran vergleichbar?

„Die sachlichen Argumente sprechen nicht für die Homöopathie. Nun versuche ich diese Argumente weiterzugeben und das gelingt nicht. Das ist etwas was mich erstaunt und erschüttert. Das lässt mich zu diesem religiösen Vergleich kommen: Mit keinem noch so stichhaltigen Argument kann man einen Homöopathen davon überzeugen, allein über seine Methode einmal nachzudenken. Er muss sie ja gar nicht in Frage stellen oder gar verlassen. Aber allein einmal darüber nachzudenken, das ist unantastbar.“