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„Das ist wie ein Sechser im Lotto“

Ein kleines Wunder: Frau aus Durlach findet verlorenen Ehering nach 33 Jahren

Ihren goldenen Ehering wird Heidi Erne aus Durlach nie wieder vom Finger nehmen. „Der bleibt nun bis zum Ende ganz fest auf meinem Ringfinger“, erzählt die 78-Jährige schmunzelnd den Badischen Neuesten Nachrichten. Denn dass sie diesen Ring heute überhaupt noch am Finger hat, grenzt fast an ein Wunder. Vor 33 Jahren sie ihn nämlich im Badezimmer verloren. Jetzt ist er wieder aufgetaucht – und zwar auf einem Gartengrundstück der Naturfreunde Durlach.

Seit ihrer Hochzeit am 9. April 1962 hat Heidi Erne das goldenen Zeichen ihrer Liebe nicht vom Finger genommen. Doch an einem Sommernachmittag im Jahr 1983 ist etwas passiert, das sie nie vergessen wird: „Wir kamen gerade aus dem Jugoslawien-Urlaub zurück und ich hatte mir einen schlimmen Magen-Darm-Infekt eingefangen.“ Gerade als sie die Spülung der Toilette gedrückt hatte, passierte das Missgeschick: Ihr geliebter Ehering rutschte ihr vom verschwitzten Finger, landete in der Kloschüssel und verschwand. Ihr war sofort klar, dass das wertvolle Schmuckstück für immer verloren sei, denn das Aufreißen der Hausleitungen wäre wesentlich teurer gewesen als ein neuer Ring.

Über dieses Malheur hatte sie sich die letzten drei Jahrzehnte geärgert. Doch einen neuen Ring hatte sie nicht gewollt.  „Mein Mann Günter hat mir angeboten, seinen Ehering einfach verkleinern zu lassen, denn er hat ihn in all den Jahren noch nie angehabt“, sagt Heidi Erne, „aber das wäre irgendwie nicht dasselbe gewesen“.
Heidi Erne hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber dennoch zog sie regelmäßig den alten Ehering ihrer Mutter auf den Finger und hoffte auf ein Wunder. Doch sie ahnte nicht, dass ihr Wunder schon sehr bald in Erfüllung gehen würde. An jenem Tag im Frühjahr, wurde ein goldener Ring in einem Schrebergarten der Naturfreunde Durlach in Aue gefunden.

Da Heide Ernes Ehemann, Günter Erne langjähriges Mitglied bei den Naturfreunden ist, erhielt er eine Nachricht zu dem gefundenen Ring. Als er die Mail überflogen und das Hochzeitsdatum und seinen Namen gelesen habe, sei er hellhörig geworden, berichtet er. Daraufhin ging Heidi Erne mit dem Ehering ihres Mannes zum Naturfreundehaus. Nach einem kurzem Abgleich der Gravur auf Innenseite des Rings, hatte sie endlich das lang vermisste Schmuckstück wieder dort wo er hingehörte: An ihren Finger.

Auch die Naturfreunde waren voller Überraschung, denn bisher waren alle Vereinsaktiven davon ausgegangen, dass der goldene Ring erst vor kurzer Zeit verloren wurde. Wie der Ehering von der Kanalisation auf das Grundstück der Naturfreunde gelangen konnte, darüber wird im Bekanntenkreis der Ernes und im Umfeld des Vereins seither eifrig spekuliert. „In den 1980er Jahren wurde der Klärschlamm der Karlsruher Anlagen noch als Dung verkauft“, mutmaßt Günter Erne. Höchstwahrscheinlich wurde der Ring quasi als ungewollte Beigabe auf den Garten der Naturfreunde gestreut.

Dass Heidi Erne aber überhaupt von dem Fund ihres Eheringes erfahren hat war auch ein sehr großer Zufall. Da die Familie Erne in der Zeit als der Ring aufgefunden wurde, im Urlaub gewesen war, las ihr Mann die E-Mail erst mehrere Wochen später. Zudem war es bei dem überquellenden Postfach extrem unwahrscheinlich, dass Günter Erne überhaupt Mails las – meistens löschte er sie einfach, ohne sie zu lesen. Hätten die Ernes nicht zufällig diese eine E-Mail gelesen und sich daraufhin gemeldet, wäre der Ehering letzten Endes im Fundbüro gelandet. Doch nach 33 Jahren hätte sich Heidi Erne dort mit Sicherheit nicht mehr gemeldet.

Nun ist sie überglücklich, wie einfach nur froh, ihren Ring wieder am rechten Fleck tragen zu können. „Das ist wie ein Sechser im Lotto“, beschreibt sie den Badischen Neuesten Nachrichten und kann ihr Glück kaum glauben. Günter Erne erlaubt sich bei dem Ausdruck einen kleinen Scherz: „Ein Sechser im Lotto wäre besser gewesen“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen. „Dann wäre sicherlich auch etwas für mich übrig geblieben.“