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Im Interview erzählt Bernd Engesser von seinem schrecklichen Erlebnis

Identität gestohlen - Bernds Online-Albtraum auf Facebook

Diese Vorstellung ist ein absoluter Albtraum für vermutlich jeden von uns - jemand klaut die eigene Identität! Radio Regenbogen Hörer Bernd Engesser aus Kirchzarten ist genau das passiert. Jemand hat bei Facebook ein Profil mit seinen Bildern erstellt und in seinem Namen übelste Dinge gepostet und kommentiert.

Bernd, wie fühlt man sich, wenn die eigene Identität geklaut wird?

Zunächst konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass jemand die Frechheit besitzt, unter meinem Namen mit meinem Bild Dinge zu posten. Ich war entsetzt darüber, wie einfach das ist. Als ich mich dann bei Facebook registriert habe, stellte ich fest, dass ich einfach nur eine E-Mail-Adresse, ein Passwort und ein fiktives Geburtsdatum anlegen muss und schon kann ich loslegen. Als ich mich dann beschwert habe, dass ich das nicht bin, musste ich mich legitimieren. Ich musste eine Kopie meines Ausweises vorlegen. Natürlich wollte ich erfahren, seit wann das Ganze läuft. Ich fragte auch nach der E-Mail-Adresse der Person. Aber da gibt mir Facebook dann keinerlei Auskunft.
 
Sie waren ziemlich wütend auf Facebook…
 
Ich habe mich von denen verarscht gefühlt. Das sind Standard-E-Mails, die man da zurückbekommt. Die haben schon ein standardisiertes Verfahren für so etwas. Ich bin also nicht der einzige. Ich fürchte, dass es ganz viele gibt, die gar nichts von ihrem „Glück“ wissen und auch auf Facebook gefaked werden.
 
Was wurde da in Ihrem Namen gepostet?
 
Da war z.B. die Verleumdung eines anderen Bürgers aus Bad Krozingen als Säufer und Weiberheld. Alles unter meinem Namen mit meinem Bild. Dann gab es massive Vorgehen gegen Michael Mittermeier, der sich ja für Flüchtlinge ausgesprochen hat. Dazu kommen Einträge auf der Seite von Frau Petry in meinem Namen, die die AfD-Ideologie verherrlichen.
 
Sie selbst helfen aber Flüchtlingen...
 
Ich bin im Helferkreis in Kirchzarten aktiv. Bei uns wohnt ein Flüchtling. Ich beschäftige mich sehr stark damit, Flüchtlingen hier Arbeit zu vermitteln. Ich halte die Unterstützung der Flüchtlinge für absolut notwendig, es ist unsere Pflicht. Ich halte die Parolen der AfD dagegen für völlig weltfremd, für Hetze übelster Art und Weise und ich gehe davon aus, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet mein Profil gefaked wurde. Wenn jemand seine Meinung einfach unter einem anderen Namen veröffentlichen will, dann gibt er einen erfundenen Namen ein. Das hier, mit meinem Namen und meinem Bild, ist ein gezielter Angriff auf meine Person.
 
Sie sind Finanzplaner, ihr Chef steht zu Ihnen, aber das ist ja auch geschäftsschädigend…
 
Das Problem ist ja, dass diese Meldungen inzwischen nicht mehr nur im Facebook sind. Die verbreiten sich ja im Netz in Windeseile. Und die kriege ich auch nie wieder los. Es kann mir also passieren, dass ich in ein paar Jahren Kontakt mit Neukunden aufnehmen will und die bekommen mit, dass der „Engesser“ damals so etwas verbeitet hat. Dann bekomme ich diesen Kunden nicht. Das ist geschäftsschädigend. Ich glaube, wenn andere Arbeitgeber so eine Mail mit solchen Infos bekommen, dann kann das auch großen Ärger bedeuten. Nicht alle Arbeitgeber sind so tolerant.
 
Und was machen Sie jetzt?
 
Ich habe zum einen die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, weil Facebook, wie gesagt, keine Daten herausgibt. Zusätzlich werde ich auch noch eine Zivilklage einreichen. Ich will wissen, wer da dahinter steckt. Es ist technisch auch möglich, das zu verfolgen. Auch wenn die E-Mail-Adresse, mit der sich angemeldet wurde, ein Fake ist, gibt es immer noch eine IP-Adresse, die bei Facebook hinterlegt ist. Und die will ich. Ich will wissen, wer das war!