Später am Abend hatte sich das Wetter wieder beruhigt, so dass der Slalom-Kanute Hannes Aigner aufs Wasser durfte. Medaillen-Hoffnung. Im Kajak-Einer schrammte er aber denkbar knapp am Treppchen vorbei. Drei Hundertstel fehlten… Drei Hundertstel. Wenn wir blinzeln brauchen wir dafür circa 0,3 bis 0,4 Sekunden. Er hat die Medaille um 0,03 Sekunden verpasst. Wahnsinn.
Olivers Ohrfeige
Oh… Im „olympischen Beschwerdebriefkasten“ ist wieder etwas gelandet… Der arbeitete heute Nacht auf Höchstleistung.
Aha… Fällt in die Kategorie „Olivers Ohrfeige“. Der Gewichtheber-Bundestrainer Oliver Caruso hat ausgeholt und den Anti-Doping-Kampf in seiner geliebten Sportart geohrfeigt. Klatsch hat es gemacht. Die hat gesessen! Während Russland und Bulgarien schon vom olympischen Gewichtheben ausgeschlossen wurden, forderte Caruso dasselbe für sieben weitere Länder. Ausschluss von sieben weiteren Ländern. Bislang sind Russland und Bulgarien disqualifiziert." Es gibt neben Russland und Bulgarien noch viele andere Länder, die ebenfalls systematisch dopen. Kasachstan, Weißrussland, Usbekistan, Armenien, Moldawien, Rumänien und die Ukraine gehören genauso ausgeschlossen", sagte Caruso der Bild. Ich sage ja, Doping lässt uns einfach nicht in Ruhe, was sicher auch an der Larifari-Entscheidung des IOCs in Bezug auf Russland liegt.
Grundsätzlich gilt: Es ist kein einheitliches Bild zu erkennen. Es wird immer nur geschwafelt, aber nur selten hart durchgegriffen. Auch wenn bei den Gewichthebern in den letzten 14 Jahren über 600 Fälle von Doping bekannt geworden sind, geht es dort munter weiter. Caruso spricht von systematischem Doping. Das bedeutet unter anderem die Unterstützung von ganz weit oben! Sportler bekommen also vorab gesagt, wann die „spontanen“ Dopingtests durchgeführt werden und haben genügend Zeit sich darauf vorzubereiten. Das kann es ja nicht sein. Ein Exempel sollte statuiert werden. Meine Meinung: Wenn beispielsweise ein Land in Sportart A des Dopings überführt wird, dann sollte nicht nur die Sportart ausgeschlossen werden, sondern das ganze Land. Gut möglich, dass die Olympischen Spiele dann nicht mehr stattfinden… Aber ich denke, dass dort dann eben auch intern eine gewisse Sorgfalt betrieben wird. Denn wenn Sportart A zu A-Sportart der Nation wird… wer will das schon? Was meint ihr zu dem Vorschlag? Dieses Jahr ist es zu spät… Die Spiele sind dahingehend schon den „Bach runtergegangen“. Ja der IOC-Chef Thomas Bach bekommt ganz sicher keine Medaille. Er ist für mich der „Buh-Mann von Rio“. Würde mich mal interessieren, was da wirklich hinter den Kulissen vorgefallen ist, dass er Russland nicht ausgeschlossen hat. Naja ich kann es mir schon vorstellen.
Eine positive Meldung vom Gewichtheben gibt es aber auch abseits der Dopingkontrollen. Der Obrigheimer Nico Müller hat einen guten zehnten Platz in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm erreicht. Er blieb gestern zwar unter seiner Bestleistung, aber vor den Spielen hat er mir sein Ziel verraten: Mittelfeldplatz. Top10. Das hat erreicht.
Heintz schlägt Phelps
Im Wasser waren unsere Schwimmer natürlich wieder unterwegs. Eine Medaillenchance hatten sich wohl viele – auch ich – über 200m Brust erhofft. Mit Marco Koch aus Darmstadt haben wir immerhin den amtierenden Weltmeister ins Rennen geschickt. Am Ende reichte es aber „nur“ zu Platz sieben. Dafür hat aber ein gebürtiger Mannheimer den Schwimmstar und Rekordolympiasieger Michael Phelps geschlagen – zumindest im Vorlauf. Philip Heintz setze eine starke Duftmarke und einen neuen Deutschen Rekord über 200m Lagen. Das reicht um vor Michael Phelps das Halbfinale zu erreichen. Nachts zeigte der US-Schwimmer dann sein Können und landete wieder vor Heintz. Im Halbfinale musste der Schwimmer des SV Nikar Heidelberg nochmal mächtig zittern, durfte jedoch aufatmen und ist heute im Finale dabei. Als Achter dabei. Medaillenchance? Wahrscheinlich eher nicht. Aber man weiß ja nie. Ich drücke ihm auf alle Fälle die Daumen.
Pling… Da ist wieder etwas im „olympischen Beschwerdebriefkasten“ gelandet. Sagt mal, was ist denn da los? Ah, Robert Harting. Kennt ihr alle. Der Diskuswerfer, dessen Trikots ein kurzes Leben haben. Thema: Natürlich Doping. Ich sage doch, dass es einen Schatten über die Spiele wirft. Die Leichtathleten starten ja erst am Wochenende. Noch genug Zeit also für Harting einen Diskus in diese Richtung abzufeuern. Er ist ja ohnehin ein Mann klarer Worte, was man so mitbekommt. Vor ein wenigen Wochen sagte Harting über Bach: „Er ist für mich Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems. Ich schäme mich für ihn.“ Grund war unter anderem das Russland nicht komplett ausgeschlossen wurde. Kurz vor seinem Auftritt übte er jetzt nochmal Kritik an Laufwunder Usain Bolt. Harting wundert sich, „warum er sich in keinster Weise offensiv in die Doping-Thematik einbringt." Gegenüber der „Sport Bild“ sagte Harting: "Als bekanntester Athlet der Welt müsste man sich doch der aktuellen Diskussionen annehmen und für einen sauberen Sport kämpfen, zumal besonders viele Sprinter positiv getestet wurden und auch er massiv beschuldigt wird. Dass er sich so raushält, macht einen doch sehr nachdenklich." Ja… da hat er schon recht. DAS stimmt nachdenklich. Aber damit wären wir wieder beim fehlenden Einheitsauftritt im Kampf gegen Doping. Darüber habe ich mich vorhin schon ausgelassen. Jetzt seid ihr dran!
Kurioses
Und da sind wir schon bei den kuriosen Geschichten des Tages. Da habe ich etwas aus der Kategorie „wer nicht hören will, muss fühlen“, einen nicht ganz so eleganten Schwimmer und einen knallharten Papa. Bereit? Sehr gut. Los geht’s!
Geschichte eins kennen wir alle. Früher als Kind haben wir den Satz gehasst, jetzt als Eltern wenden wir ihn gerne mal selber an. Ich habe mich gerade gestern erst dabei erwischt und mir noch gedacht: „Mein Papa würde sich köstlich darüber amüsieren.“ Heute geht es also in die Rubrik „Wer nicht hören will, muss fühlen“: Taiwan hat die Gewichtheberin Lin Tzu-Chi suspendiert – dabei war sie im Gewichtheben eigentlich Goldanwärterin. Warum die Suspendierung? Also eigentlich ist es nicht lustig, weil es aber so dämlich ist, zähle ich es zu kuriosen Geschichten. Wir gehen ein paar Jahre zurück. 2010 wurde Lin wegen eines positiven Dopingtests für zwei Jahre gesperrt, deshalb verpasste sie die Olympischen Spiele 2012. Die Spiele 2016 werden auch ohne die Weltrekordlerin stattfinden, denn sie hat es wieder getan. Ich würde sie auf dem Rückflug die kompletten 34 Stunden Rückflug, inklusive der Zwischenstopps mit einem einzigen Lied beschallen: „Oops I did it again“. Ein Daumen hoch gibt es für das Olympische Komitee Taiwans, das sich für eine Sperre entschied, um „den Geist fairen Wettbewerbs zu gewährleisten.“
Geschichte Nummer zwei kommt aus dem Schwimmbecken, steht für den Olympischen Geist und ist einfach grundsympathisch. Statt der ganzen durchtrainierten Schwimmstars, stand gestern im Vorlauf über 100m Freistil ein ganz normaler Mensch auf dem Startblock: Robel Kiros Habte. Der Äthiopier qualifizierte sich zwar nicht für das Halbfinal, da er länger als eine Minute brauchte und schon in seinem Vorlauf eine halbe Beckenlänge Rückstand auf die Konkurrenz hatte, aber er bekam sicher mehr Applaus. Denn den Zuschauern war seine Zeit egal, für sie zählte die Leistung: Sie feierten den etwas pummeligen Schwimmer. Absolut geil. Erinnerte ein wenig an Eric the eel.
Und dann gab es gerade eben noch eine ganz witzige Aussage von Zehnkampf-Legende Frank Busemann. 1996 wurde er Zweiter und zur Münchner „Abendzeitung“ sagte er nun, dass er Doping hasse. Gut, das an sich ist nicht kurios. Die goldene Regel von Papa Busemann zu Hause schon eher: „Du kannst saufen, du kannst rauchen - wenn du aber dopst, dann kaufe ich dir 'ne Karte zum Mond - ohne Rückflugticket.“ Klare Worte.
Ausblick auf Tag 6
Worauf dürfen wir uns heute freuen? Auf einige Medaillen. Um 15.12 Uhr startet das Finale im Doppelvierer der Männer mit Goldchancen. Nur 12 Minuten danach kommen die Frauen, die ebenfalls auf Treppchen kommen können. Dann müssen wir etwas warten mit den Chancen. Um Viertel nach sieben startet der Kanu-Slalom-Wettbewerb. Im Canadier-Zweier können unsere Jungs weit vorne landen. Vielleicht auch mit Gold? Und um Punkt 20 Uhr hat Melanie Pfeifer aus Augsbugr im Kajak-Einer die Chance auf Medaillen.
Außerdem könnte heute auf der Matte ein bisschen was passieren. Luise Malzahn (bis 78kg) kämpft ab 21.40 Uhr um eine Medaille im Judo. Karl-Richard Frey tritt bei den Männern bis 100kg an und hat ebenfalls gute Chancen. Nach den durchwachsenen Radleistungen im Zeitfahren auf der Straße gestern, geht’s heute auf die Bahn. Da wird es richtig spannend: Schaffen es die Männer im Teamsprint aufs Treppchen? Los geht’s um 23.21 Uhr. Aus der Region startet heute Nacht um 4.01 Uhr noch Philip Heintz über 200m Lagen im Finale. Daumen drücken Pflicht, Chancen auf eine Medaille wohl gering. Und Sarah Köhler steht ab 18.26 Uhr am Startblock und will sich in ihrer Paradedisziplin, den 800m Freistil, für das Finale qualifizieren. Zu guter Letzt ist auch das Sportgewehr heute ein guter Tipp: Barbara Engleder tritt im Dreistellungskampf an. Das ist ihre Spezialdisziplin. Ich bin gespannt.
Also es wird wieder ein langer Tag und eine noch längere Nacht. Ihr seid wieder auf dem Laufenden und ich zappe gleich wieder durch die Streams um alle Nachrichten für euch zu finden, damit ihr nichts verpasst.
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