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Pilotprojekt "Lolli-Test" startet

Freiburger Schüler lutschen ab morgen an Wattestäbchen

In Freiburg startet morgen ein Pilotprojekt mit dem sogenannten Lolli-Corona-Test.

Das funktioniert so: An der Wetzinger Realschule lutschen die Schüler einer Klasse 30 Sekunden an zwei Wattestäbchen, eins wird in ein Sammelgefäß- in einen sogenannten "Pool"- geworfen, das andere wird einzeln verpackt.

Dann werden alle Röhrchen gesammelt ins Labor gebracht. Der Pool wird dann per PCR Methode untersucht. Gibt es einen positiven Befund, müssen erstmal alle Schüler in Quarantäne und jede Einzelprobe wird nochmal untersucht.

Fällt der Test dagegen positiv aus, müssen zunächst alle Schüler der betroffenen Klasse zuhause bleiben und im Fernunterricht unterrichtet werden. Das Labor untersucht alle Einzelproben des Pools.

Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden die Schulleitung und das Gesundheitsamt darüber benachrichtigt, welche Schüler und Schülerinnen positiv getestet wurden. Diese müssen dann weiter in Isolation bleiben.Über alle weiteren Maßnahmen entscheidet das Gesundheitsamt. Das betrifft auch die Frage, ob sich weitere Kontaktpersonen in Quarantäne begeben müssen.

Das Projekt ist eine Kooperation der Stadt mit dem Universitätsklinikum Freiburg und dem Gesundheitsamt. Dabei werden Daten werden anonymisiert erhoben und ausgewertet, um die Tests wissenschaftlich zu begleiten.

„Regelmäßige Tests tragen dazu bei, die Infektionsgefahr in Schulen zu verringern. Da Kinder oft ohne Symptome bleiben, können so verdeckte Infektionsketten gestoppt werden. Die Stadt schafft mit dem neuen Konzept mehr Sicherheit an Schulen und für die Familien der Schüler“, so Oberbürgermeister Martin Horn. Eine abgestimmte Teststrategie des Landes sei jedoch dringend notwendig gewesen, so Horn.

 „Aktuell erarbeiten hunderte Kommunen in Baden-Württemberg parallel Teststrategien und das mit viel Ressourceneinsatz - personell wie auch finanziell. Am Ende gelten  unterschiedliche Regeln und Ansätze in Nachbarkommunen, das macht doch wenig Sinn und ist total ineffizient. Wir brauchen dringend ein einheitliches und gut koordiniertes Vorgehen von Bund und Land.

Das Pool-Pilotprojekt startet in dieser Woche an der Wentzinger Realschule und wird nächste Woche bis zu den Osterferien auf weitere Schulen ausgeweitet. Ziel ist, perspektivisch alle Schulen auf diesem Wege einmal wöchentlich zu testen.

Das Konzept wurde ursprünglich von der Stadt Köln und der dortigen Universitätsklinik entwickelt.

An den Schulen gelten die gängigen Hygieneregeln weiterhin. Die Teilnahme am Testverfahren ist freiwillig und bedarf einer vorherigen schriftlichen Einwilligung der Erziehungsberechtigten.

Viele Vorteile der Methode

Die Testmethode hat viele handfeste Vorteile. So sind PCR-Tests genauer als Schnelltests. Durch die PCR-Pooling-Methode wird nicht nur die Fehlerquote verringert, es werden auch Kosten gespart. Normalerweise sind PCR-Tests teurer als Schnelltests. Doch im Pool sind die Kosten sind etwa halb so hoch wie bei Einzel-Schnelltests.

Die Mehrbelastung für Lehrerinnen und Lehrer ist zudem sehr gering. Die Entnahme der Speichelproben kann von den Schülern und Schülerinnen selbst vorgenommen werden und ist schmerzlos. Mit dem PCR-Pool-Test können frühe und symptomfreie Infektionen nachgewiesen werden und das Risiko von falschen Testergebnissen ist gering.

Die Strategie der Testungen

Ziel ist es nicht, jeden Tag alle 40.000 Schülerinnen und Schüler der Stadt zu testen oder ganze Schulen „freizutesten“, sagt die Stadt. Das sei aus logistischen Gründen (z.B. Laborkapazitäten) nicht möglich. Vielmehr solle es Stichprobentests geben, die eine Überwachungsfunktion haben. Dennoch werde es sehr viele Tests geben.

Alle Schüler sollen wiederholt getestet werden, die Frequenz müsse in Abhängigkeit der aktuellen Infektionslage evaluiert werden. Eine Testung aller Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Woche sei denkbar.

Gleichzeitg hat die Stadt ein Testsystem für das Schulpersonal . Dazu hat sie 71.000 Tests vom Land bestellt. Die Schnelltests werden von geschultem Personal an den Schulen selbst durchgeführt. Diese Testmöglichkeiten bestehen weiterhin.

Ebenso können sich alle Schüler bis zu zwei Mal die Woche an einer der über 60 Testmöglichkeiten in der Stadt kostenfrei testen lassen.