Schweigeminute bei Marathon - Trauer um getöteten Jungen
Kerzen, Fahnen auf Halbmast und ein stiller Marathon: Nach dem Tod eines Jungen in Niedernhall ist die Trauer groß. Und viele Fragen sind offen.
Kerzen, Fahnen auf Halbmast und ein stiller Marathon: Nach dem Tod eines Jungen in Niedernhall ist die Trauer groß. Und viele Fragen sind offen.
Zwei Tage nach dem Tod eines 12-Jährigen auf einem Parkplatz im baden-württembergischen Niedernhall herrschen Trauer und Entsetzen. Menschen suchten in der Laurentiuskirche Beistand, es wurden Kerzen entzündet, an verschiedenen Orten der Stadt wehten Fahnen auf Halbmast. Ein Termin für die Gedenkfeier der Stadt steht noch nicht fest.
Erinnerung an furchtbares Geschehen
Ein 18-Jähriger soll den Jungen am Donnerstagabend in der kleinen Gemeinde Niedernhall nach einem Streit auf dem Parkplatz mit dem Auto verfolgt und absichtlich auf seinem Fahrrad angefahren haben. Das Kind starb noch auf dem Parkplatz. Gegen den Heranwachsenden wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.
Für die 4.000-Einwohner-Gemeinde ist es ein Schock: «Wir sind tief betroffen und fassungslos», sagte Niedernhalls Bürgermeister Achim Beck. «Wir können das gar nicht glauben und sind auch ratlos.»
Marathon findet stiller statt
Der traditionelle EBM-Papst-Marathon mit rund 3.000 Menschen an diesem Samstag und Sonntag mit verschiedenen Läufen findet trotzdem statt, aber unter veränderten Bedingungen. Wie die Stadt und das Unternehmen EBM-Papst mitteilten, gibt es keine Musik bei den Laufstarts. Auch wird es am Sonntagfrüh im Läufergottesdienst eine Schweigeminute in Gedenken an den gestorbenen Jungen geben.
In der Trauer vereint
«Ziel ist es, Raum für gemeinschaftliche Anteilnahme zu schaffen und gleichzeitig die verbindende Kraft des sportlichen Miteinanders zu bewahren», hieß es in einer Mitteilung. Der Marathon sei seit vielen Jahren ein sportliches und familiäres Ereignis, das Menschen aus der Region zusammenbringe.
Über das gesamte Marathon-Wochenende gibt es in der evangelischen Laurentius-Kirche ein Gesprächsangebot für Trauernde. Auch Seelsorger sind vor Ort. Zudem bereitet die Stadt Niedernhall Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler zum bevorstehenden Schulstart vor.
Viele Fragen offen
Die genauen Hintergründe des schrecklichen Geschehens sind noch unklar. Die Polizei gibt sich bedeckt. Zum Stand der Ermittlungen sagte ein Sprecher am Samstag nichts. Der Betrieb in den Einkaufsmärkten rund um den Parkplatz im Hohenlohekreis lief am Samstag normal weiter.
Ermittler rekonstruieren Tat
Die Ermittler versuchen derweil, den Vorfall auf dem Parkplatz so detailgenau wie möglich zu rekonstruieren. Dabei dürften sie auf Zeugenaussagen ebenso zurückgreifen wie auf mögliche Äußerungen der Freunde des mutmaßlichen Täters und des Opfers.
Warum fuhr der 18-Jährige den Jungen an?
Der 18-jährige Deutsche soll nach Polizeiangaben eine halbe Stunde vor Geschäftsschluss im Beisein seines zwei Jahre jüngeren Freundes mit dem 12-Jährigen und seinem ein Jahr älteren Begleiter in Streit geraten sein. Unklar ist, was den 18-Jährigen in Rage brachte.
Als sich die beiden Kinder auf einem Fahrrad und einem Tretroller entfernten, sollen sich die beiden Älteren in das Auto des 18-Jährigen gesetzt und der Heranwachsende am Steuer Gas gegeben haben.
Der 12-Jährige wurde auf seinem Fahrrad angefahren, stürzte und wurde so schwer verletzt, dass er noch auf dem Parkplatz starb. Der 13 Jahre alte Freund des Opfers blieb unverletzt. Die Ermittler versuchen nun, sich durch die Aussagen von Zeugen und Beteiligten ein besseres Bild zu machen. Ein Gutachter untersucht den Hergang der Tat.
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