Alles von vorn - Gift-Prozess um Sanitäterin neu gestartet
Weil ein Schöffe stirbt, platzt nach drei Monaten der Prozess gegen eine angehende Notfallsanitäterin. Sie soll versucht haben, ihre Kollegen zu vergiften. Nun also alles auf Anfang.
Weil ein Schöffe stirbt, platzt nach drei Monaten der Prozess gegen eine angehende Notfallsanitäterin. Sie soll versucht haben, ihre Kollegen zu vergiften. Nun also alles auf Anfang.
Der Prozess um eine angehende Notfallsanitäterin, die versucht haben soll, ihre Kollegen zu vergiften, hat vor dem Landgericht Heilbronn von vorn begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft der jungen Frau aus dem Kreis Ludwigsburg versuchten Mord in vier Fällen vor. Sie sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Nach dem Tod eines Schöffen war die erste Auflage des Prozesses nach drei Monaten geplatzt.
Die angeklagte 25-Jährige gab zu, ihren damaligen Kollegen mehrfach Notfallmedikamente untergemischt zu haben - etwa in einer Trinkflasche. Sie habe allerdings keinesfalls die Absicht gehabt, jemanden körperlich zu schädigen oder umzubringen, sagte sie in der Verhandlung. Über die Mordvorwürfe sei sie «entsetzt».
Die Angeklagte spricht von massivem Druck und Mobbing während ihrer Ausbildung und von anderen persönlichen Belastungen. Einen betroffenen Kollegen habe sie «nur ärgern» wollen. Bei einem anderen sei die Absicht gewesen, ihm «eins auszuwischen».
Staatsanwaltschaft: Kollegen befanden sich in Lebensgefahr
Die Staatsanwaltschaft geht dagegen davon aus, dass die Angeklagte die potenziell lebensgefährliche Wirkung der Medikamente «mindestens vorhergesehen und billigend in Kauf genommen» hat. So hätten sich die Sanitäter dadurch teilweise in Lebensgefahr befunden. Deren Überleben sei rein zufällig gewesen.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat die Angeklagte «aus tief empfundener Wut» wegen Kritik an ihrer Arbeit gehandelt. Außerdem habe sie die Wirkung der Notfallmedikamente wie etwa Atropin auf Menschen erkunden wollen. Das aus der Tollkirsche gewonnene Gift ist wasserlöslich und kann bei einer Überdosierung tödlich wirken.
Entschuldigungsbrief
Mit zwei ehemaligen Kollegen habe sich die Angeklagte bereits außergerichtlich auf einen Vergleich geeinigt, teilten ihr Verteidiger und die Vertretung der Geschädigten mit. So erhielten die Sanitäter neben mehreren Tausend Euro und einen handschriftlichen Entschuldigungsbrief der Angeklagten.
Für den zweiten Anlauf der Hauptverhandlung sind acht weitere Prozesstage geplant.
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