Menschen legen bei einer Gedenkfeier für die Opfer eines Terrorangriffs am Bondi Beach in Sydney Blumen nieder. (Foto aktuell)
Flavio Brancaleone/AAP/dpa
Menschen legen bei einer Gedenkfeier für die Opfer eines Terrorangriffs am Bondi Beach in Sydney Blumen nieder. (Foto aktuell)
Anschlag in Australien

Sydney-Täter wegen 15-fachen Mordes und Terrors angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt. Welche Rolle spielte der IS beim Angriff auf das jüdische Lichterfest?

Drei Tage nach dem verheerenden Anschlag auf ein jüdisches Fest am Bondi Beach in Sydney ist der Überlebende der beiden Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt worden. Insgesamt werden Naveed Akram 59 Tatbestände zur Last gelegt. Dazu zählt auch der Vorwurf, eine terroristische Tat begangen zu haben, wie die Polizei im australischen Bundesstaat New South Wales mitteilte. Laut der Zeitung «The Sydney Morning Herald» verweigert der schwer verletzt im Krankenhaus liegende Todesschütze bislang die Aussage. 

Den Polizeiangaben zufolge wird ihm auch Körperverletzung mit Tötungsabsicht in 40 Fällen vorgeworfen. Zudem soll er Sprengsätze in oder nahe einem Gebäude angebracht haben. Die Ermittler hoffen, dass der 24-Jährige aussagen wird und neue Erkenntnisse zu den Hintergründen des Anschlags mit 15 Todesopfern liefert.

Noch 17 Verletzte im Krankenhaus 

Der Attentäter war am Tatort von Sicherheitskräften angeschossen und festgenommen worden. Am Dienstag war er aus dem Koma erwacht. Er und sein Vater hatten während des jüdischen Lichterfests Chanukka am Sonntag das Feuer auf eine feiernde Menge am Strand eröffnet. Der Vater wurde von der Polizei erschossen. 

Noch immer werden 17 Verletzte im Krankenhaus behandelt. Fünf von ihnen befanden sich bis Mittwochabend (Ortszeit) in kritischem Zustand, vier davon waren stabil, wie die lokalen Gesundheitsbehörden bekanntgaben. Unklar blieb, ob der überlebende Attentäter dabei eingerechnet wurde.

Attentäter schon mal im Visier der Behörden

Die Behörden gehen bei dem Anschlag von einem antisemitischen Terroranschlag aus. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass beide Täter Verbindungen zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hatten. Im Auto des Sohnes wurden laut Behördenangaben mehrere Sprengsätze und zwei selbstgemachte IS-Flaggen gefunden.

Nach Angaben von Premierminister Anthony Albanese hatte der australische Inlandsgeheimdienst den damaligen Teenager vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer Terrorzelle des IS in Sydney überprüft. In australischen Medien wurde die Frage aufgeworfen, warum dem Vater 2023 eine Waffenlizenz erteilt wurde, obwohl der Sohn vorher ins Visier von Anti-Terror-Ermittlern geraten war.

Abstimmung der Sicherheitsbehörden im Fokus

«Wir müssen zurückschauen auf das, was 2019 geschehen ist, als man diesen Mann überprüft hat, welche Schlüsse damals gezogen wurden», sagte Albanese dem Sender ABC Newsradio. Alles müsse geprüft werden, auch die Zusammenarbeit von Geheimdiensten, Sicherheitsbehörden und Polizei.

Inzwischen ist bekannt, dass die beiden Attentäter kurz vor dem Anschlag für einen Monat auf den Philippinen waren. Auf der Insel Mindanao erhielten sie nach Recherchen australischer Medien eine «militärähnliche Ausbildung». Der IS ist auf den Philippinen über lokale dschihadistische Gruppen aktiv. Nach Angaben der Einwanderungsbehörde in Manila stammt der Vater aus Indien und hatte seinen Wohnsitz in Australien. Der Sohn wurde in Australien geboren.

Präsident: Philippinen keine IS-Ausbildungsstätte

Laut dem philippinischen Präsidentenbüro gibt es keine Beweise, dass das Land für ein «militärmäßiges» Training genutzt wurde. «Präsident Ferdinand Marcos weist die pauschale Aussage und die irreführende Charakterisierung der Philippinen als Ausbildungsstätte des IS entschieden zurück», sagte die Sprecherin des Präsidenten, Claire Castro, bei einer Pressekonferenz.

Der Anschlag in Australien hatte weltweit großes Entsetzen ausgelöst. Die geplanten Silvesterfeierlichkeiten am Bondi Beach wurden abgesagt. Tausende Menschen aus In- und Ausland hätten sich auf das Fest gefreut, hieß es in einer Mitteilung des Organisators in Absprache mit dem lokalen Gemeinderat. Angesichts der schlimmen Ereignisse sei es aber nicht der richtige Moment zum Feiern. 

Erstes Terroropfer beerdigt

Unterdessen wurde das erste der 15 Todesopfer beerdigt. Die Trauerfeier für Rabbi Eli Schlanger fand in den Morgenstunden im jüdischen Gemeindezentrum Chabad of Bondi statt - rund einen Kilometer vom Ort des Anschlags entfernt. Der 41-Jährige war laut Medienberichten Vater von fünf Kindern, darunter ein Neugeborenes. Zu seiner Trauerfeier kamen viele politische Gäste, darunter der ehemalige Premierminister Scott Morrison.

In Australien wird jetzt über Konsequenzen aus dem schwerwiegendsten Anschlag der jüngeren Landesgeschichte diskutiert. Vieles dürfte in den kommenden Tagen und Wochen hinterfragt werden. Dies gilt für das schon jetzt vergleichsweise restriktive Waffenrecht, das die Regierung abermals verschärfen will. Aber auch für die Arbeit der Polizei und Nachrichtendienste und das besonders kontroverse Feld der Einwanderungspolitik. Zudem geht es um Maßnahmen gegen Antisemitismus sowie sozial- und bildungspolitische Programme, die Hass und Hetze nachhaltig den Nährboden entziehen sollen.

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