Enge Vertraute: Jaron Siewert (l.) und Stefan Kretzschmar. (Archivbild)
Sebastian Räppold/Sportfoto Matthias Koch/dpa
Enge Vertraute: Jaron Siewert (l.) und Stefan Kretzschmar. (Archivbild)
Handball-Bundesliga

Machtkampf bei Füchsen: Kretzschmar und Siewert freigestellt

Der deutsche Meister fackelt nicht lange und trennt sich von seinem Sportvorstand und Trainer. Ein Nachfolger steht bereit. Aus sportlicher Sicht hätte es keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben können.

Mit einem beispiellosen Doppel-Rauswurf hat der deutsche Handball-Meister Füchse Berlin in der Frühphase der Saison für ein Novum in der Bundesliga-Geschichte gesorgt. Der Hauptstadt-Club um den machtbewussten Vereinsboss Bob Hanning trennte sich nach wochenlangen Spannungen von Sportvorstand Stefan Kretzschmar und Trainer Jaron Siewert und präsentierte mit Nicolej Krickau auch gleich den neuen starken Mann.

Der 38 Jahre alte Däne erhält bei den Berlinern einen Dreijahresvertrag und fungiert künftig als Trainer und Sportchef in Personalunion. Unterstützung erhält Krickau, der sein Debüt an der Seitenlinie bereits am Samstag im Bundesliga-Topspiel gegen den SC Magdeburg gibt, von Füchse-Urgestein Paul Drux. Der frühere Nationalspieler soll ab dem 1. Juli 2026 als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Geschäftsführung arbeiten.

«Nach den Entwicklungen der vergangenen Tage haben wir gespürt, dass es einer grundlegenden Veränderung bedarf. Dass es nun am Ende turbulenter 48 Stunden auch zur Trennung von Jaron kommt, ist die schwerste Entscheidung meiner 20-jährigen Zeit bei den Füchsen», sagte Hanning und dankte auch Kretzschmar: «Ohne ihn wären die Erfolge in dieser Form nicht möglich gewesen. Er hat die Geschicke des Clubs über fünf Jahre mitgeprägt.»

Kretzschmar: Diese Entscheidung tut weh

Kretzschmar war seit 2020 Sportvorstand beim Hauptstadt-Club und hatte mit seinen Personalentscheidungen die Mannschaft maßgeblich zu einem Topteam weiterentwickelt. Der Ex-Nationalspieler hatte etwa entscheidenden Anteil daran, dass Welthandballer Gidsel nach Berlin wechselte. 

«Diese Entscheidung der Geschäftsführung tut weh, aber sie schafft Klarheit für alle Beteiligten und ermöglicht es dem Verein, sich neu aufzustellen. Ich blicke mit Stolz auf das Erreichte zurück und danke der Mannschaft, dem Trainerteam, unseren Fans, den Mitarbeitern und Gesellschaftern für die erfolgreiche Zusammenarbeit», kommentierte Kretzschmar sein Ende in Berlin. 

Gislason: Die Punkte zählen fast doppelt

Der Machtkampf in der Clubspitze überlagert die sportlichen Schlagzeilen und rückt den eigentlichen Reiz des Spitzenduells gegen Magdeburg am Samstag (15.40 Uhr/Dyn und ARD) in den Hintergrund. 

Dabei könnte aus sportlicher Sicht nicht mehr geboten sein. Titelverteidiger gegen Vizemeister. Champions-League-Sieger gegen Finalist. Der Tabellenführer von der Spree gegen den Verfolger von der Elbe. «Das wird ein sehr enges und wichtiges Spiel - die Punkte zählen fast doppelt. Da treffen die beiden Teams mit den wahrscheinlich besten Karten im Kampf um die Meisterschaft aufeinander», sagte Bundestrainer Alfred Gislason der dpa.

Füchse und Magdeburg haben die Liga gedreht

Was früher als packendes Derby zweier ehrgeiziger Handball-Nachbarn begann, hat sich zu einem emotionalen Gipfeltreffen mit nationaler Strahlkraft entwickelt. Es geht um Prestige, Rivalität – und einen ersten Fingerzeig im Titelkampf. «Wir sehen das als eine Möglichkeit, schon einen Schritt in dieser Meisterschaft zu machen und ein Statement zu setzen, dass die Meisterschaft letztes Jahr nicht nur Glück war», sagte Gidsel.

In der Vorsaison sorgten die deutschen Topteams mehrfach für Spektakel. Der Sieg der Füchse in der Bundesliga-Rückrunde ebnete den Berlinern den Weg zum historischen ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte. Magdeburg revanchierte sich eindrucksvoll im Finale der Königsklasse. «Wir sind schon ein bisschen stolz, dass wir die Liga gedreht haben. Früher war es immer nur Kiel oder Flensburg. Jetzt ist es Magdeburg oder Berlin», erklärte Gidsel. 

Füchse-Kapitän: Handballspielen ist unsere Arbeit

Mehrere Topspieler, darunter Gidsel, der dänische Weltmeister Lasse Andersson oder Neuzugang Tobias Gröndahl, betonten immer wieder, dass Kretzschmars Persönlichkeit ein entscheidender Faktor für ihren Schritt nach Berlin war. Für die Füchse besteht nun die Aufgabe darin, das internationale Topniveau des Kaders auch ohne die Strahlkraft der Handball-Ikone zu halten.

Verliert die Mannschaft den Fokus oder entwickelt sie im Topduell mit Magdeburg eine Jetzt-erst-recht-Mentalität? Füchse-Kapitän Max Darj stellte klar: «Wir müssen Handball spielen, das ist unsere Arbeit.»

Von Jordan Raza und David Langenbein, dpa
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