Missbrauchsfall Staufen: Letzter Prozess am 26. Juli
Reiseziel Kindesmissbrauch: Ein Spanier kommt in Freiburg vor Gericht. Er soll mehrfach ein Kind vergewaltigt haben.
Reiseziel Kindesmissbrauch: Ein Spanier kommt in Freiburg vor Gericht. Er soll mehrfach ein Kind vergewaltigt haben.
Laut Anklage zahlte er mehr als 10 000 Euro. Zum Missbrauch kam er mit Flugzeug und Mietwagen. Es ist der letzte Prozess im Missbrauchsfall Staufen. Nach dem jahrelangen Missbrauch eines Kindes in Staufen bei Freiburg muss sich ein Mann aus Spanien ab dem 26. Juli an vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen den 33-Jährigen aus der Nähe von Barcelona werde voraussichtlich bis Anfang August dauern.
Es ist den Planungen der Justiz zufolge der siebte und damit letzte Prozess in dem Missbrauchsfall, der Mitte Januar bekannt wurde und in dem es insgesamt acht Verhaftungen und Anklagen gab. Fünf Männer
standen bislang jeweils einzeln vor Gericht und wurden verurteilt. Gegen die Mutter des Kindes und ihren Lebensgefährten, beides Deutsche, wird derzeit gemeinsam verhandelt.
Die Frau (48) und ihr wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestrafter Lebensgefährte (39) haben gestanden, den in Staufen bei Freiburg lebenden und mittlerweile zehn Jahre alten Jungen mehr als zwei Jahre lang im Darknet angeboten und Männern aus dem In- und Ausland gegen Geld für Vergewaltigungen überlassen zu haben.
Der Mann aus Spanien, der laut Gericht seinen Beruf mit Manager angibt, war einer dieser Männer. Er gab sich dem Paar gegenüber als belgischer Kinderarzt aus und war laut Staatsanwaltschaft Teil eines international agierenden Pädophilenrings. Er gehörte zu den Männern, die den Jungen am häufigsten missbrauchten. Zudem war er der Mann, der am meisten Geld dafür bezahlte, sagt Staatsanwältin Nikola Novak.
Es waren den Angaben zufolge mehr als 10 000 Euro.
Laut Anklage reiste der Mann, der sich «Onkel Luc» nannte, von Anfang September 2016 bis August 2017 mehrmals von Barcelona aus per Flugzeug und Mietwagen ins mehr als 1000 Kilometer entfernte südliche Baden-Württemberg, um sich an dem Jungen zu vergehen. Für die Taten mietete er laut Polizei und Staatsanwaltschaft jeweils für ein ganzes Wochenende Ferienwohnungen in Kippenheim und Ringsheim nördlich von Freiburg. In diese zog er für mehrere Tage gemeinsam mit dem Kind, dessen Mutter und deren Lebensgefährten ein - es kam dabei tagelang mehrfach zu Übergriffen.
Die Männer vergingen sich abwechselnd und gemeinsam an dem Kind, sagt die Staatsanwältin. Die Mutter des Kindes sei dabei gewesen und habe sich an Tatvorbereitungen beteiligt. Zudem soll es zu Vergewaltigungen in der Wohnung der Mutter und des Kindes gekommen sein. Fesselungen, Maskierungen des Jungen sowie körperliche und verbale Gewalt waren an der Tagesordnung, so die Anklage. Die Taten wurden gefilmt, die Aufnahmen an andere weitergeleitet. Von «Schmerzensschreien des Kindes» berichtete ein Polizeibeamter, der in den bisherigen Prozessen vor Gericht als Zeuge aussagte.
«Die Fesselungen waren schrecklich», sagte der Junge später einer Polizistin, die Zeugin vor Gericht ist. Bezahlt habe der Spanier bis zu knapp 15 000 Euro für die Vergewaltigungen sowie mehrere tausend Euro für Reisen, Mieten und andere Ausgaben. Zudem habe er für die Mutter des Kindes und den Lebensgefährten nach den Missbräuchen einen Fernseher und einen Fernsehtisch gekauft und alle gemeinsam in einen Freizeitpark eingeladen. Weitere Treffen waren vereinbart.
Für die Mutter des Kindes sei es vor allem ein finanzieller Anreiz gewesen, sagte der Chefermittler vor Gericht. Das Geld habe der aus einem sozial schwierigen Umfeld stammenden Frau dazu gedient, den Lebensunterhalt zu bestreiten.Der Spanier kooperiere mit den Beamten und habe freiwillig seinen Computer sowie Mobiltelefone herausgegeben, sagte der Polizei. Er habe umfassend gestanden. Festgenommen worden war er am 19. Oktober 2017 durch die spanische Polizei. Im Dezember 2017 wurde dieser an Deutschland ausgeliefert. Dort sitzt er seither in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess.
Ihm auf die Spur kam die Polizei durch eine aufmerksame Zeugin, wie der Chefermittler vor Gericht in den bisherigen Prozessen sagte. Die Frau, Vermieterin einer der Ferienwohnungen, schöpfte Verdacht und fotografierte das Auto des Spaniers, als dieser mit dem Kind in der Wohnung war. Über das Kennzeichen dieses Mietwagens konnte die Polizei den Mann schließlich ausfindig machen.Nach Angaben der beiden Hauptbeschuldigten wollte der Spanier bei Staufen ein Haus kaufen und das Paar sowie das Kind dort kostenfrei wohnen lassen. Im Gegenzug sollte er jederzeit Zugriff auf das Kind haben, lautete der Plan. Dies sei so fest vereinbart gewesen.