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Polizei Pforzheim startet Kampagne „Mach Platz! Wir wollen Retten!“

Eine Rettungsgasse rettet Leben

Es ist ein Problem, das zu häufig auftritt. Unfall auf der Autobahn – Autofahrer bilden keine Rettungsgasse – die Einsatzfahrzeuge kommen nicht durch den Stau. Deswegen hat die Polizei Pforzheim die Kampagne "Mach Platz! Wir wollen Retten!" gestartet.

Bei Verkehrsunfällen zählt oft jede Sekunde. Auch auf den Autobahnen in unserer Region gibt es fast täglich schwere Unfälle, nach denen Rettungskräfte ausrücken, um Menschenleben zu retten. Doch oftmals quälen sich die Retter über die zugestaute Autobahn, da die im Stau stehenden Menschen keine Rettungsgasse bilden. Selbst die hohen Strafen bei bis zu 320 € Bußgeld, zwei Punkten und einmonatigem Fahrverbot schrecken Autofahrer nicht ab. Dabei ist das Problem einfach zu lösen.

Die einfache Faustregel: der linke Fahrstreifen fährt nach links, alle anderen Fahrstreifen fahren nach rechts.

Sagt Christian Schulze, social media-Manager der Polizei Pforzheim.

Halten sich Auto- und LKW-Fahrer nicht an diese Regel gibt es oft Probleme für die Rettungskräfte. Sie kommen nicht durch, sind dadurch zu spät und das kann Menschenleben kosten. Hierbei geht es aber nicht nur um Sanitäter, sondern auch um Feuerwehrkräfte. Denn die müssen den Sanitätern unter die Arme greifen, um möglicherweise Verletzte aus den Autos zu schneiden.
 

+++ Mach Platz! Wir wollen Retten! +++
+++ Mach Platz! Wir wollen Retten! +++

Am eigenen Leib erfahren

Julia Schleehauf ist das Gesicht der Kampagne und hat am eigenen Körper erfahren wie wichtig das Bilden einer Rettungsgasse ist. Nach Aquaplaning landete das Auto ihrer Familie auf dem Dach und sie wurde eingeklemmt. Dabei erlitt sie eine Trümmerfraktur im Rücken und sitzt seitdem im Rollstuhl. Julia hat eine klare Message an Autofahrer: bilden Sie eine Rettungsgasse!

Sie sollten sich vielleicht vorstellen selbst vorne zu liegen und Hilfe zu brauchen oder vielleicht einer ihrer Lieben. Ich glaube dann ändert sich der Gedanke ganz schnell und dann bildet man recht schnell eine Rettungsgasse.

Auch das DRK unterstützt die Kampagne. Rettungssanitäterin Sabrina Sauer hat uns erzählt, dass es die Richtlinie von einer Stunde gebe. Ab dem Zeitpunkt des Unfalls soll der Verletzte innerhalb einer Stunde im Krankenhaus sein. Das ist teilweise nicht immer einhaltbar, denn diese Stunde ginge sehr schnell rum. Erstrecht wenn man sich durch eine zu gestaute Autobahn ohne Rettungsgasse quälen muss. Gegebenenfalls muss nämlich auch die Feuerwehr ausrücken, um Verletzte aus den Autos zu schneiden.

Zum Teil auch Pöbeleien in Richtung der Einsatzkräfte, Unverständnis: warum soll ich mich jetzt auch wegbewegen. Aber auch teilweise sehr viel Verständnis und auch Ärgernis von anderen Teilnehmern im Straßenverkehr, wenn andere Leute sich nicht an die Rettungsgasse halten, dass es da auch zu Streitigkeiten untereinander kommt.

so beschreibt Rettungssanitäterin Sabrina Sauer einige Vorkommnisse bei Einsätzen mit verstopften Rettungsgassen.
 

+++MACH PLATZ! Wir wollen Retten-Teil2+++
+++MACH PLATZ! Wir wollen Retten-Teil2+++

Die eindringliche Botschaft der Pforzheimer Polizei

Jede Sekunde zählt! Bei schweren Verkehrsunfällen auf der Autobahn müssen Rettungsdienste, die Feuerwehr, die Polizei oder dringend benötigte Bergungsfahrzeuge die Unfallstelle, oft über eine Rettungsgasse, schnell erreichen. Das sind Situationen, die in der Realität leider anders aussehen. Erfahrungen unserer Kolleginnen und Kollegen der Autobahnpolizei zeigen, dass meist keine Rettungsgasse gebildet wird. Versuche finden meist erst dann statt, eine Rettungsgasse zu bilden, wenn sich ein Einsatzfahrzeug nähert. Das betrifft nicht nur den Autobahnstreckenabschnitt unseres Zuständigkeitsbereichs, sondern bundesweit sämtliche Autobahnabschnitte. Dabei ist es wichtig, Rettungsgassen sofort bei Stauungen oder Verkehrsstockungen zu bilden!

Die Kampagne geht noch bis zum Ende des Jahres.