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Hoffenheim vor dem Abgang mehrerer Leitungsträger

Joelinton weg und dann?

Ein Kommentar von Francesco Romano

Die TSG Hoffenheim befindet sich im Umbruch. Denn nachdem sich bereits der im Kraichgau überaus erfolgreiche Trainer Julian Nagelsmann gen Leipzig verabschiedet hat, sind im selben Transferzeitraum auch Mittelfeldmotor Kerem Demirbay (Leverkusen) und Nationalspieler Nico Schulz (Dortmund) zu vermeintlich höher gestellten Konkurrenten gewechselt. Vor knapp einer Woche bestätigte TSG Direktor Sport Alexander Rosen, dass der nächste Leistungsträger den Abflug plant.

Jetzt sind wir weit über den Status einer Spekulation hinaus. […] Das heißt, es ist in der Tat so, dass man sich auf der Zielgerade befindet bei einem möglichen Transfer in die Premier League.

Joelinton wird aller Voraussicht nach der TSG Hoffenheim eine neue Rekordsumme einbringen. Verschiedene Medien berichten über horrende Ablösesummen – laut SPORT1 soll sich der Betrag sogar im Bereich der 55 Millionen Euro Marke bewegen. Der bisherige Rekordhalter war Roberto Firmino. Im Jahr 2015 verlies der Brasilianer den Kraichgau für 41 Millionen Euro in Richtung Liverpool.

Was passiert mit Nadiem Amiri?

Das weiß keiner so genau – beim letzten Gespräch mit Alex Rosen hielt der Sportdirektor noch alle Ausgänge für möglich: einen Verbleib, einen Weggang, einen Weggang nächsten Sommer. Über allem stand und steht aber immer noch die Parole:

Wir sind vorbereitet

Und das glaube ich dem 40-jährigen, denn in der jüngsten Vergangenheit hat der gebürtige Augsburger wiederholt bewiesen, dass die Transferpolitik der Kraichgauer Kapital geschlagen hat. Immer wieder gab es überraschende Transfers, die richtig eingeschlagen haben. Die Leihe von Serge Gnabry, die Verpflichtungen der beiden Außenspieler Schulz und Kaderabek und teure Weiterverkäufe (Süle, Roberto Firmino, Demirbay) zeigen den strategischen Plan, den die TSG verfolgt. Heute berichtet die BILD-Zeitung, dass sich Amiri mit Leverkusen einig sein soll. Also ein weiterer Spieler mit reichlich Potential, der an einen Konkurrenten verloren gehen könnte. Wie genau der Deal aussieht, weiß aber auch hier wieder niemand.

100 Millionen Einnahmen und nun?

Kommt jetzt ein Toptransfer für eine Unsumme? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das würde nicht zur TSG Hoffenheim passen, die in Sachen Personalpolitik nachhaltig arbeiten und auch gerne mal einen Nachwuchskicker aus der U23 zu den Profis holen (Baumgartner, Geiger).

Andere Frage: braucht die TSG einen Top-Transfer? Weder für das Image, noch wirklich auf dem Platz. Wie Rosen schon mitteilte, haben die Kraichgauer einen breiten Kader und

Wir haben im aktuellen Kader zwei Top Ten Scorer der Fußball Bundesliga, mit 17 (Andrej Kramaric, Anm. der Red.) und 16 Toren (Ishak Belfodil, Anm. der Red.). Das haben die wenigsten anderen Clubs.

Dazu hat die TSG in Sachen Angriff ja auch erst nachgelegt. Sargis Adamyan und Ihlas Bebou sind kürzlich zur Mannschaft gestoßen. Dann gibt es ja auch noch Adam Szalai, der schon des Öfteren seinen Wert für die Mannschaft bewiesen hat.

Kurz gesagt: einen Transfer für eine Summe ab 20 Millionen Euro aufwärts wird es zumindest in dieser Transferperiode nicht geben. Natürlich werden die Stimmen laut, dass man dieses viele Geld unbedingt reinvestieren muss, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Doch ein Vincenzo Grifo (mittlerweile italienischer Nationalspieler) und Steven Zuber sind nach ihren erfolgreichen Leihen zurückgekehrt und blühen unter dem neuen Coach Alfred Schreuder auf. Was ich mir vorstellen könnte ist ein junges Nachwuchstalent á la Reiss Nelson – zumindest per Leihe.

Champions League möglich?

Eher nicht, dafür hat die Konkurrenz zu sehr aufgerüstet. Neben Bayern und Dortmund muss man in der kommenden Spielzeit auch mit RB Leipzig und Bayer 04 Leverkusen rechnen, den FC Schalke 04 darf man nicht vergessen und Borussia Mönchengladbach mit Neu-Trainer Marco Rose ist ein interessantes Team.

Natürlich zählen die Kraichgauer für mich auch zum Kreis der besten acht deutschen Mannschaften, jedoch wird es schwierig, wie lange nicht mehr, das Wunder von der Champions League Gruppenphase zu wiederholen. Ein Europa League Platz ist aber definitiv drin, allerdings kommt es darauf an wie gut die Spieler die Handschrift des neuen Trainers lesen können.