Keine Art und Weise
Ein Kommentar von Francesco Romano
Ein Kommentar von Francesco Romano
Es waren unfassbare Szenen, die sich gestern in der PreZero Arena in Sinsheim abgespielt haben. Szenen, die nichts im Fußball verloren haben. Eine so genannte Solidarisierung von Fangruppierungen sollte definitiv anders aussehen, als Menschen aufgrund von Engagement öffentlich immer wieder zu diffamieren. Wir sollten uns fragen welcher Mensch es denn eigentlich verdient hat als Hurensohn dargestellt zu werden. Das vielleicht mal als Grundsatz. Darüber hinaus stellt sich mir die Frage warum ein Mensch, der viel für den Fußball, für die Region und für andere Menschen im Allgemeinen tut, so eine Schmähung verdient hat.
Die Reaktion, die beide Mannschaften zusammen mit Funktionären getroffen haben, das Spiel nicht normal zu Ende zu führen, ist groß. Danach in die Hoffenheimer Kurve zu gehen, um Dietmar Hopp zu beklatschen und zu besingen ist ebenso ein tolles Zeichen – ein Zeichen, das zeigt, dass der Fußball mehr ist als nur Ball und Tor. Denn dieser Sport soll verbinden. Vielleicht reicht so eine Reaktion für den Moment, doch für die Zukunft muss mehr kommen.
Dass am Sonntagnachmittag in Berlin schon wieder das „Dietmar Hopp im Fadenkreuz“ Plakat gezeigt wird, sollte uns allen zu Denken geben. DFB-Präsident Fritz Keller monierte im ZDF nicht umsonst, dass eine Vielzahl von Ultras sogar die Stehplätze in deutschen Stadien gefährden. Offensichtlich muss der DFB handeln. Den Fans gefällt die Kollektivbestrafung nicht, diese Meinung darf man ja äußern - nur ist die Frage wie man so eine Meinungsfreiheit nach Außen trägt. Dietmar Hopp so zu beleidigen, ist definitiv der falsche Weg.
Hopp spricht
Am Sonntag reagierte TSG Gesellschafter Dietmar Hopp auf die Anfeindungen vom Vorabend und sprach zu den Medien.
Wenn ich nur im Entferntesten wüsste, was diese Idioten von mir wollen, dann würde es mir alles leichter fallen, das zu verstehen.
sagte der 79-Jährige und fügte hinzu:
Ich kann mir nicht erklären, warum die mich so anfeinden. Das erinnert an ganz, dunkle Zeiten.
Aber wie soll es denn jetzt weitergehen? Dass es am kommenden Spieltag ruhig bleiben wird, davon kann aktuell niemand ausgehen. Materialverbot für Fans? Möglich, aber es gibt Mittel und Wege diese zu umgehen. Fanausschluss? Das will niemand und wir sehen ja wohin das führt….
Eine Frage, auf die wir keine Antwort finden werden, ist, was wäre gewesen, hätte es Unentschieden gestanden am Samstag? Hätte der FC Bayern eventuell die Meisterschaft aufs Spiel gesetzt mit einer solchen Protestaktion? Fragen, die nicht beantwortet werden können, die aber bleiben. Genauso wie die Frage: quo vadis deutscher Fußball?