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Initiative Motorradlärm berät in einer Onlinekonferenz über Lösungsansätze

Feldberg: Waldesruh‘ vs. Motorenlärm

Am Donnerstag hat die "Initiative Motorradlärm" der Landesregierung von Baden-Württemberg in einer Online-Konferenz die Lärmbelästigung von Motorrädern besprochen. Insbesondere in den Mittelgebirgslandschaften mit ihren kurvenreichen Straßenführungen bilden Motorräder ein immer drängender werdendes Problem, mittlerweile sind etwa 160 Gebietskörperschaften der Initiative beigetreten.

Im Schwarzwald prallen sie besonders häufig aufeinander, die Welt der Anwohnerinnen und Anwohner sowie Naturfans auf der einen Seite und die Welt der Motorradfahrenden und Auto-Poser auf der anderen. Die Einen suchen die Waldesruhe, freuen sich über das Vogelgezwitscher im eigenen Garten oder suchen Erholung bei einer Wanderung, die Anderen lieben die rasante Fahrt über die kurvenreichen Strecken durch die reizvolle Landschaft, verbreiten dabei aber eine Schallwelle um sich herum.
 
Initiative Motorradlärm
 
Die vom Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung Thomas Marwein etablierte „Initiative Motorradlärm“ repräsentiert etwa ein Viertel der Bevölkerung von Baden-Württemberg.
Auf Einladung der Umweltakademie des Landes gemeinsam mit beiden Naturparken im Schwarzwald, dem Nationalpark, dem Biosphärengebiet, dem Schwarzwaldverein und dem Naturschutzzentrum Südschwarzwald wurde bei der Online-Konferenz über den aktuellen Sachstand berichtet und gemeinsam mit insgesamt etwa 200 Teilnehmenden nach weiterführenden Lösungswegen gesucht. Stefan Büchner vom Naturschutzzentrum machte  Anhand einer Karte mit beliebten Fahrtstrecken durch den Südschwarzwald deutlich, wie wenig unverlärmte Landschaft übrig bleibt, wenn die Reichweite des „Motorrad-Sounds“ zugrunde gelegt wird.
 
Lösungsvorschläge

Ein möglicher Lösungsansatz kommt aus Österreich: Christoph Lechner stellte das „Tiroler Modell“ vor, nach dem während der Sommersaison auf bestimmten Strecken alle Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 95 dB(A) verboten sind. In den Gemeinden, in denen die Maßnahmen durchgeführt wurden, ging der Anteil der Befragten, die sich durch Motorradlärm stark belästigt fühlten, von über 60 % (2019) auf unter 30 % (2020) zurück und halbierte sich damit. Das Land Tirol beabsichtigt vor diesem Hintergrund, die Maßnahmen in bestimmten Bezirken zwischen dem 15.4. und dem 31.10. jeden Jahres durchzuführen.
Bernd Obrecht, Motorradfahrer aus Freiburg und Vertreter des Motorradclubs „Kuhle Wampe“, betonte, dass für viele das Motorrad in erster Linie ein Fortbewegungsmittel sei und nicht vorrangig ein Freizeitgerät. Eine Übertragung des Tiroler Modells auf Baden-Württemberg könne er sich durchaus vorstellen, mit Streckensperrungen nur für Motorräder sei sein Verein aber nicht einverstanden. Er betonte ausdrücklich, dass der Motorradmarkt heutzutage kaum leise Fahrzeuge biete und dass die Strafen für Grenzwertüberschreitungen in Deutschland viel zu niedrig seien. Er machte aber auch deutlich, dass es auch Motorradfahrern kaum gelinge, die „schwarzen Schafe“ zu erreichen und stellte dar, dass Maßnahmen wie Streckensperrungen u. ä. dann ungerechterweise andere mit bestraft würden. 
 
Nicht nur Motorräder
 
Als betroffener Bürger und Betreiber der Internetplattform „Rettet die Stille“ war Kristian Raue aus Kirchzarten an der Diskussion beteiligt. Er richtete den Blick auch auf andere Lärmquellen: „Weiterhin ist über den Schutzgebieten des Schwarzwalds eine Reduzierung des Freizeit-Motorenlärms durch Motorsportflugzeuge und Gyrokopter wichtig“. Es gehe nicht darum, alle über einen Kamm zu scheren, sondern vorrangig zunächst einmal die Lärmspitzen durch effektive Maßnahmen zu kappen. Sein Fazit: „Es braucht nur wenige rücksichtslose Menschen, um den Schwarzwald für Tausende von Menschen zu entwerten, nämlich dann, wenn mit absichtlich lauten Motorrädern, Quads oder auf Sound getunten Sportwagen gefahren wird. Deshalb braucht es im Schwarzwald Lärm-Umweltzonen nach dem Vorbild des Tiroler Modells.“