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Dafür aber mehr Sexualstraftaten

Kriminalstatistik 2018: insgesamt weniger Straftaten

Eine Statistik mit viel Zahlen. Die Kriminalstatistik 2018 für die Städte Mannheim, Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis ist am Mittwoch veröffentlicht worden. Auffällig: In den drei Kreisen sind die Entwicklungen uneinheitlich.

Insgesamt sind die Straftaten gesunken. Im Land Baden-Württemberg um 1,3 Prozent.
Stadt Mannheim:             -4,5%
Stadt Heidelberg:            +1,9%
Rhein-Neckar-Kreis:       +1,8%

 
Die drei auffälligsten Deliktsfelder bei der Kriminalstatistik sind in Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis folgende:
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: +31,1 Prozent
Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum: +3,8%
Rauschgiftdelikte: +8,9%

Sexualstraftaten
Ein Anstieg von 31,1 Prozent, das ist viel. Sehr viel! Aber auch erklärbar, zumindest zum teil. Diese Zahl sagt nicht aus, dass Frauen im Jahr 2018 öfter sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Durch die #metoo Debatte hat sich das Bewusstsein verändert. Durch die Silvesternacht in Köln 2016 und die mediale Berichterstattung wurde sensibilisiert. Es trauen sich einfach mehr Frauen sexuelle Übergriffe anzuzeigen, die auch unter den Grabscherparagraph fallen. Siegfried Kollmar, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Mannheim:
 

Da geht’s darum, das in einer Straßenbahn einer Frau einfach an die Brust gefasst wird, an das Gesäß gefasst wird. Was früher vielleicht gar nicht so angezeigt wurde. Das ist jetzt ein Strafbestand.

Delikte mit Gewalt                                                            389

im Vorjahr 283
davon Vergewaltigungen oder sexuelle Nötigung              104         im Vorjahr 112
davon sexuelle Belästigung (Grabscherparagraph)           177         im Vorjahr 124
Sexueller Missbrauch                                                      275         im Vorjahr 228
davon sexueller Missb. an Kindern                                   112          im Vorjahr 90
davon exhibitionistische Handlungen                                154         im Vorjahr 125

Ein positiver Aspekt bei den Sexualstraftaten ist, dass drei von vier Fällen aufgeklärt werden konnte.

Sexualdelikte bei Asylbewerbern relativ wenig
Tatverdächtige                                                                   545
Davon deutsch                                                                  357
Nichtdeutsch                                                                     188        
Davon Asylbewerbern                                                       70

Um diese Zahlen mal umzurechnen: rund zwei Drittel der Tatverdächtigen bei einer Sexualstraftat sind deutsch, rund ein Drittel nichtdeutsch.

 
Es wird immer häufiger direkt auf die Nase gehauen

Zwar sind Straftaten in Heidelberg, Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis gesunken, allerdings sind die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum gestiegen. Das heißt mit anderen Worten: Es wird immer häufiger direkt auf die Nase gehauen.

Dieses Aggressionspotential zeigt sich vor allem auch bei Übergriffen auf Polizei und Rettungskräfte. Die Zahlen sind enorm gestiegen, insgesamt um +11,1%. Auch da haben wir nach wie vor steigende Zahlen. 491 Fälle. Und das nicht nur betreffend Polizeibeamte, sondern eben auch Rettungsdienste und Feuerwehr. Im Jahr 2018 wurden 18 Rettungsdienste und Notärzte, die vor Ort waren, angegangen. Diese Entwicklung bereitet Polizeipräsident Thomas Köber Sorgen:
 

Also die Gesellschaft verliert irgendwie die Kompetenz friedlich mit Konflikten umzugehen […] Über zweidrittel der Fälle passieren aber, nur weil die Polizei gerade da ist und man sich an ihnen abarbeitet.

Tatsächlich ist es auch so, dass jüngere Menschen 30 Jahre abwärts, die Tatverdächtigen in solchen Aggressionsdelikten sind. Und davon stehen circa 57 Prozent unter Alkoholeinfluss.

 
Weg vom Negativen, hin zum Positiven
Ganz stark zurückgegangen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis. Die Fallzahlen liegen auf einem 10-jahre-Tiefstand. Das liegt vor allem auch daran, dass das Polizeipräsidium in den Präventionsmaßnahmen durchgegriffen hat. Dazu zählen unter anderem Infoveranstaltungen und Sicherheitsaufklärungen, sagt Vizepräsident der Polizei Mannheim Siegfried Kollmar:

Wir haben eine besondere Ermittlungsgruppe eingesetzt. Wir haben viel Täter in Haft gebracht. Außerdem bauen die Leute gerne Sicherheitstechniken ein.

Ganz oft wird in den Nähen von Autobahnen eingebrochen. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen sind Nichtdeutsch. Sie fliegen von umliegenden Ländern in Deutschland ein und mieten sich für ein paar Tage Autos und fahren dann die Autobahnen 5 und 6 entlang. Vizepräsident der Polizei Mannheim Siegfried Kollmar:

Die fahren kurz runter von der Autobahn und suchen sich ein Mehrfamilienhaus und brechen dort ein. Es ist nach wie vor so, dass in den meisten Fällen, ein Tür oder ein Fenster aufgehebelt wird. Es ist auch nach wie vor so, dass am Liebsten Schmuck und Bargeld mitgenommen wird.