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Asiatische Hornissenart bedroht unsere Bienen

Neuer Feind für unsere Bienen

Imker Hans Alles hat vor seinen Bienenstöcken in Lorsch die asiatische Hornisse entdeckt und macht sich nun Sorgen um seine Bienen. Es ist die erste Entdeckung im Kreis Bergstraße.

Unsere heimische Honigbiene hat es nicht leicht: Sie wird bedroht von Pestiziden, Krankheiten und der Varroamilbe – jetzt kommt auch noch eine neue Bedrohung dazu und die ist gerade mal knapp 30 mm groß: Die Asiatische Hornisse.

Schock am Bienenstand
Hans Alles ist „Imker aus Leidenschaft“, wie er selbst sagt. Als er am 10. Oktober wieder nach seinen Bienen sehen wollte, traute er seinen Augen kaum. Gleich 20 Hornissen der invasiven Art entdeckte Alles:

Ich war am Bienenstand und sah etwas Schwarzes an mir vorbeifliegen. Ich dachte erst es wäre die heimische Holzbiene, als ich näher hingeschaut habe, erkannte ich die Asiatische Hornisse. Mit ihr habe ich wirklich nicht gerechnet.

Bienen als Lieblingsspeise
Während sich die Europäische Hornisse überwiegend aus verschiedenen Fliegenarten ernährt, stehen bei der Asiatischen Hornisse Honigbienen ganz oben auf dem Speiseplan. Dabei haben sie ein ausgeprägtes Jagdsystem, berichtet Alles:

Die Hornissen fliegen vor den Bienenstock und dort stehen sie wie ein Hubschrauber in der Luft. Dann warten sie auf einen günstigen Augenblick, um die Bienen abzufangen und schlagen zu. Sie fliegen einige Meter weg und zerlegen sie dann, d.h. sie beißen die Gliedmaßen ab, beißen den Kopf ab und den Hinterleib. Nur mit dem mittleren Teil fliegen sie zurück zum Nest, weil das als Eiweißfutter brauchen. Die Hornissen haben bestimmt schon mehrere hundert Stück meiner Bienen gefressen.

Denn gegen die Asiatische Hornisse haben unsere Bienen keine Chance, erzählt er weiter:

Wenn sich eine Europäische Hornisse in den Bau verirrt, stürzten sich mehre Bienen auf sie und reiben ihre Körper an ihr, sodass sich deren Körpertemperatur erhöht. So wird sie quasi tot gekocht. Das funktioniert in Asien genauso, allerdings ist die asiatische Art höhere Temperaturen gewohnt und die können unsere Bienen nicht aufbringen, weil sie sich ja bisher nur gegen die heimische Art wehren musste. Das ist so wie wenn ein nackter Soldat gegen einen Panzer kämpfen würde.

Selbstgebaute Falle soll Hornissen fernhalten
Hans Alles schaut jeden Tag nach seinen Bienen. Nachdem er die Freigabe von der Naturschutzbehörde hatte, fing er an die Hornissen zu fangen – In den letzten drei Wochen waren es schon 40 Stück. Dazu hat er u.a. ein Netz neben seinem Bienenstand liegen.

Ich versuche meine Völker zu schützen indem ich Abwehrmaßnahmen aufstelle, sodass die Hornisse zumindest aus den Nestern draußen bleibt. Zum Beispiel verenge ich die Fluglöcher durch Holzkeile mit 5,5, mm Durchmesser. Hier passen meine Biene durch, aber die Hornissen nicht mehr. Außerdem lege ich Gestrüpp und Äste vors Flugloch, um es der Hornisse zu erschweren.

Wie kann ich die Hornissen unterscheiden?
Während unsere heimische Hornisse einen orange-gelben Körperbau und schwarze Füße hat, ist die Asiatische Hornisse schwarzgefärbt und hat einen gelben Ring am Unterleib und gelbe Füße. Für den Menschen ist sie nicht gefährlich, außer man ist Allergiker. Ihre Nester bauen die Asiatischen Hornissen in großer Höhe in Bäumen. Der Lorscher erzählt:

Die Nester müssen wir aktiv suchen. Gerade wenn die Bäume voll Laub sind, entdeckt man sie nur schwer. So ein Nest kann 60 cm groß sein und ist tropfenförmig. Allerdings haben sie ihren Eingang an der Seite, während die Europäische Hornisse ihren Eingang am Boden hat. Außerdem vermehrt sich die asiatische Art sehr stark. Ein Nest besteht aus rund 2.000 Hornissen und die leben etwa 6 Wochen lang. Mindestens 30 - 50 Königinnen könnten den Winter überleben. Die gründen dann im nächsten Jahr je einen neuen Staat. Und je mehr Futterangebot, also Imker mit Bienen, es gibt, umso mehr siedeln sie sich an und richten Schaden an.

Erste Funde im Frankreich
Laut Nicolas Chalwatzis vom Naturschutzbund Bergstraße wurde die erste Asiatische Hornisse in Bordeaux (Frankreich) im Jahr 2004 entdeckt. Zehn Jahre später landete sie im rheinland-pfälzischen Büchelberg. 2018 gab es dann erste Funde in der Nähe von Karlsruhe und jetzt ist sie im Kreis Bergstraße gelandet.

Imker Hans Alles hat dem „Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie“ seinen Fund schon gemeldet. Er hofft jetzt, dass die Behörden schnell reagieren und fordert ein Frühwarnsystem.