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Friseure dürfen am Montag öffnen

„Nichts wird mehr sein wie vorher“

Die Lockerungen in der Coronakrise erlauben es Friseuren wieder ihrer Tätigkeit nachzugehen. „Haare, Kosmetik, Zweithaar“ Inhaber Jens Dagné aus Worms erzählt was sich alles ändert

So manch einer wird sich freuen, wenn er denn einen Termin bekommen hat. Denn der Andrang war groß. Na klar: 6 Wochen hatten alle Friseurbetriebe in Deutschland geschlossen. Und manch einer „hätte schon vor den 6 Wochen zum Friseur gemusst“, so Jens Dagné. Mit strengen Auflagen und großem Hygienekonzept darf auch Dagné seinen Salon wieder öffnen. Doch an einem Friseurbesuch wie vor Corona, daran ist nicht zu denken.

Was ändert sich für die Kunden?
Auf diese Frage atmet der 67-jährige Inhaber von „Haare, Kosmetik, Zweithaar“ tief durch. „Dann fangen wir mal an...“. Kein Händeschütteln, eine Desinfektionsstation am Eingang des Salons, kein Schnitt an trockenem Haar, also vor jedem Schnitt muss der Friseurmeister und sein Team den Kunden die Haare waschen. Außerdem darf nicht am Bart geschnitten werden, Augenbrauenbehandlung geht auch nicht, das ist zu nah am Gesicht. Außerdem muss jeder Kunde, jedes Teammitglied, ja eigentlich Jeder, der im Salon ist, einen Mundschutz tragen. Zeitschriften gibt es nicht für ein entspanntes Lesen beim Warten auf die Dauerwellen. „Wir haben den Kunden gesagt, dass wir kostenloses WLAN haben“, so Dagné, der den in Worms bekannten Salon im Jahr 1976 von seiner Mutter übernommen hat. Auf dem privaten Endgerät kann also gelesen werden. Das Wartebereichschwätzchen entfällt auch, denn es gibt keinen Wartebereich mehr. Sowieso darf das Team aus dem Wormser Stadtteil Leiselheim nur eine bestimmte Anzahl an Kunden in den Salon lassen. Tee, Kaffee und sonstige Leckereien darf der Inhaber auch nicht mehr an seine Gäste verteilen.

Beschaffung war nicht einfach
Die Schutzausrüstung zu bekommen war auch nicht so ganz einfach. Auf viele „Abzocker“ sei Jens Dagné dabei gestoßen, die horrende Preise für Mundschutze verlangten. Der 67-jährige konnte sich in dieser Sache auf Partner und Freunde verlassen, die ihn bei der Beschaffung unterstützt haben.

Mit 6 Wochen Nullumsatz dann die Ausrüstung zu beschaffen, ist nicht so einfach.

Denn ein Starterpaket zur Wiedereröffnung von Friseursalons wie in Heidelberg, gibts für die Wormser Friseure nicht. In Heidelberg gibt die Stadt jedem Betrieb 50 Mundschutze und einen Liter Desinfektionsmittel aus. Je nach Verfügbarkeit. Von der Aktion war Jens Dagné angetan und überrascht zugleich, denn in Worms gibt es das nicht.

Krater ausbügeln
Für Jens Dagné und sein Team wird ab Montag ganz schön was zukommen. Nicht nur eine Terminflut, sondern auch einige Reparaturen sind notwendig. Viele konnten es nicht aushalten und haben sich während der Coronakrise die Haare selbst geschnitten. Doch auf diese Herausforderung freut sich Dagné, der es als „Krater ausbügeln“ bezeichnet.

Es wird wohl ab dem Montag so einige Friseurbesuche geben, wie ihn mit Sicherheit noch keiner bisher erlebt hat. „Nichts wird mehr so sein wie vorher.“