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Rehe aus Rhein gerettet

Das war wirklich Rettung in letzter Minute. Die Freiwillige Feuerwehr Altlußheim hat am Mittwochnachmittag drei Rehe aus dem Hochwassergebiet an der Salierbrücke gerettet.

Passanten hatten sich gegen 16 Uhr bei der Feuerwehr gemeldet und berichteten, dass drei Rehe schon seit Stunden um ihr Leben schwimmen würden. In einem Schlauchboot suchten die Einsatzkräfte nach den Tieren und fanden zwei Rehe zwischen Damm und Rhein im überschwemmten Gebiet. Diese konnten mit dem Boot Richtung Damm zurückgetrieben werden. Dennoch dauerte die Rettungsaktion lange, da sich auf dem Damm viele Schaulustige befanden. Da Rehe Fluchttiere sind, hatten sie so viel Angst, dass sie immer wieder zurück ins kalte Wasser gesprungen sind. Erst nachdem die Polizei die Straße abgesperrt hatte, trauten sich die Rehe ans rettende Ufer. Das dritte Reh ist sogar so sehr erschrocken, dass es sich noch tiefer in Fluten stürzte. Dann begann die große Suche im Mehrzweckboot der Feuerwehr. Im Bereich des Monsterlochs entdeckten die Einsatzkräfte dann das schon völlig erschöpfte Reh. Das Boot gefahren ist der stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kevin Weztler. Er erzählt:

Das Reh war am Schwimmen, man hat es dem Tier angesehen, es war kurz vorm Ertrinken. Der Kopf ging immer wieder unter Wasser. Es war extrem unterkühlt und erschöpft. 2-4 Minuten später und es wäre ertrunken. Wir haben es dann in unser Boot aufgenommen und gleich in eine Foliendecke gewickelt, die jeder aus dem Erstehilfekasten kennt. Dann sind wir so schnell wie möglich zurück an Land gefahren und haben es zusammen mit dem Jagdtpächter in Wolldecken eingewickelt. Wir haben es in den Kofferraum unseres Mannschaftstransportwagens gelegt. Der war normal geheizt. Durch Rubbeln, um den Kreislauf anzuregen, haben wir es dann wieder zu Kräften kommen lassen.

Als das Reh dann wieder so stark war, dass es Ansätze zum Weglaufen zeigte, trugen es die Einsatzkräfte über den Damm und setzten es an einem Feldweg aus. Dort konnte es eingewickelt noch weiter zur Ruhe kommen. Der Jagdtpächter hat den Bereich dann noch eine Weile aus der Ferne beobachtet. Erleichtert erzählt Kevin Wetzler:

Nachdem wir das Tier aufgegriffen hatte, hat es schon so viele Fortschritte gemacht, dass wir bester Dinge waren und wussten, dass das Reh die ganze Situation überleben wird. Es hat noch ca. eine halbe Stunde gebraucht und dann war es eigentlich schon wieder soweit wohlauf.

Besonders nervenaufreibend war die Situation für alle 21 Feuerwehr-Einsatzkräfte, denn erschwert wurde ihre Rettungsaktion durch die sogenannten „Hochwassertouristen“. Kevin Wetzler versteht, dass das Hochwasser ein Spektakel für Familien ist, bittet aber alle sich von den Gebieten fernzuhalten – der Wildtiere zur Liebe:

Natürlich ist es interessant sich anzuschauen, wie die Natur sich ihren Weg bahnt. Man hat nicht jeden Tag ein Hochwasser. Aber diese Gebiete sind gerade zu meiden. Denn stehe ich im Weg rum, wie hier auf dem Damm, der das Nasse vom Trockenen trennt, dann kann das Tier ja nicht an mir vorbei. Es wird aufgeschreckt und kann in eine gefährliche Situation kommen. Die Unvernunft der Menschen macht einen schon ärgerlich. Natürlich darf man dann seine Emotionen nicht zeigen, sondern muss an den gesunden Menschenverstand appellieren und einfach nur darauf hoffen, dass die Leute das Gebiet räumen und auch in der aktuellen Lage nicht mehr mit ihren Haustieren betreten.

Kevin Wetzler und seine Kameraden sind froh, dass diesmal alles so gut ausgegangen ist. Für so Situationen trainieren sie regelmäßig. Da macht es keine Unterschied, ob es um ein Menschen- oder Tierleben geht. „Dafür sind wir da, das machen wir gerne“, sagt er.