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Wildtierkinder: Bitte nicht anfassen!

Auch, wenn sie so süß und vor allem schutzlos aussehen, bei vielen Wildtieren gilt: Anfassen verboten!

Der Odenwald wird gerade wieder zur Kinderstube. Viele Wildtiere sind trächtig oder bekommen bald Nachwuchs. Und damit der groß und stark wird, gehen die Eltern auf Futtersuche und lassen ihr Junges an einem „sicheren“ Ort zurück. Für manch einen Spaziergänger sehen beispielsweise Rehkitze oder Hasenkinder dann verlassen und hilflos aus, dabei sind sie das gar nicht, meint der Wildtierbeauftragte des Neckar-Odenwald-Kreises Tobias Kuhlmann:

Das Muttertier lässt sein Jungtier zum Schutz vor Fressfeinden oft alleine, hält sich aber immer noch in der Nähe auf. D.h., dass die Mutter auch immer wieder zum Füttern vorbeikommt und nach dem Wildtier schaut. Wenn man so ein Jungtier findet, soll man es definitiv nicht anfassen und auch nicht mit Heim nehmen. Denn wenn dieses Kitz oder ein Junghase den menschlichen Geruch bekommt, dann geht die Mutter nicht mehr zu dem Jungtier hin und letztendlich würde es dann einen Hungertod sterben.

Jeder, der zu einem Spaziergang in Wald oder Feldern aufbricht, sollte also daran denken, dass jede Störung für Wildtiere wie Rehkitze oder junge Hasen den Tod bedeutet.

Hunde an die Leine
Mit dem Hund darf man natürlich im Wald spazieren gehen, aber er MUSS angeleint werden. Auch soll man Wald- und Feldwege nicht verlassen, denn das bedeutet sonst Stress für die Tiere, meint Kuhlmann:

Der Hund ist ein Feind vom Reh und allen Wildtieren. Wenn es dann noch in der Schwangerschaft ist, kann sich das wirklich negativ auswirken. Aber auch wenn der Hund ein Kitz findet und daran schnuppert, kann das dazu führen, dass das Muttertier gar nicht mehr zu seinem Jungtier hingeht und es somit sterben müsste.

Jungvögel und Eichhörnchenkinder

Aber es gibt auch Ausnahmen, z. B. bei Jungvögeln. Hier unterscheidet man zwischen Nestlingen (unbefiedert) und Ästlingen (befiedert). Wenn Sie einen Nestling finden, sollten sie ihn zunächst ins eigene Nest zurücksetzen. Weil Ästlinge schon eine ausreichenden Befiederung haben, sind sie zwar nicht mehr auf die Nestwärme angewiesen, müssen aber immer noch gefüttert werden. Hier ernährt die Mutter das Küken zwar auch am Boden, jedoch ist es hier nicht mehr so geschützt vor Füchsen und Greifvögeln. Beobachten Sie die Jungvögel am besten etwa zwei Stunden aus größerer Entfernung, ob sie wirklich noch gefüttert werden.

Eichhörnchen signalisieren sogar oftmal, wenn sie Hilfe benötigen. Obwohl sie noch nie Kontakt zu Menschen hatten, wenden sie sich in Zeiten der Not an uns. Wenn Ihnen also ein Eichhörnchen nachläuft und sich an Ihr Hosenbein klammert, dann sucht es mit großer Wahrscheinlichkeit Hilfe. Meist sehr junge Tiere, die eine längere Zeit schon unterversorgt sind – oder krank bzw. verletzt sind – tun das. Dann können Sie handeln, denn so ohne weiteres lassen Eichhörnchenmamas ihre Kleinen nicht alleine.

Was tun, wenn man ein Wildtier aufgespürt hat?
Versuchen sie auf keinen Fall erst einmal selbst die Tiere durchzubringen. Am besten kontaktieren Sie gleich einen Förster, die Polizei oder eine Wildtier-, Vogelauffang- oder Rehkitzhilfestation. Hier sind die Tiere in guten Händen und werden wieder aufgepäppelt.