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"Helfen ist eine Frage der Ehre."

Helferbericht aus dem Überschwemmungsgebiet: Fred und sein Team waren vor Ort

Fred Schwing aus Buchen im Odenwald entschloss sich, das Equipment seiner Eventmanagementfirma für eine Hilfsaktion im Überschwemmungsgebiet zu nutzen. Mit seinem Team war er vor Ort und kämpfte gegen die Folgen der Flut.

Den Entschluss, vor Ort zu helfen, fasste Fred spontan. Verwandte hatten ihm bereits nachts von der Katastrophe berichtet. Doch erst als er am nächsten Morgen das Radio anschaltete, wurde ihm das Ausmaß bewusst. Um 8 Uhr informierte er seine Angestellten. Als Leiter einer Eventmanagement-Firma konnte Fred nicht nur mit Manpower, sondern auch mit schweren Gerätschaften zu den Aufräumaktionen beitragen. Viele seiner Mitarbeiter schlossen sich freiwillig an.

Wir haben alle miteinander Muskelkater in Beinen, Armen, Schultern, Rücken, die Hände gehen kaum zusammen vom vielen Hochheben und Material auf die Seite schaffen. Psychisch geht es soweit allen gut.
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Die Situation vor Ort

Neben einer Schlammpumpe wurden vor allem Freds Notstromaggregate benötigt. Viele Überschwemmungsopfer und Helfer:innen, die bereits vor Ort waren, hatten seit Tagen keine warme Mahlzeit gegessen und waren dankbar für die mitgebrachte Feldküche. Geschlafen wurde während der Hilfsaktion auf Feldbetten, Duschen gab es keine.

Schon allein die Anfahrt in die betroffenen Gebiete war schwierig. Viele Straßen standen noch unter Wasser, Brücken waren unpassierbar.

Wir haben uns slalommäßig von Ortschaft zu Ortschaft, über Feldwege und Seitenstraßen den Weg nach unten gekämpft, dorthin wo es am Schlimmsten [war].

Die ganze Situation war erst einmal erschlagend. Wo soll man anfangen, wenn überall Hilfe gebraucht wird? Fred sagt dazu:

Das Wichtigste ist, einfach anzufangen. Nicht einfach dazustehen und zu verzweifeln wie viele andere. Einfach machen! Machen, machen, machen! Nicht denken, einfach anfangen.

Sich nicht in Gefahr zu bringen, stehe dabei immer an erster Stelle. Viele Keller waren mit Heizöl verseucht, teilweise schwammen Gastanks an den Helfern vorbei. Die Überschwemmungen sind damit auch für die Umwelt eine Katastrophe. Freds Team räumte Gerümpel aus dem Weg, pumpte Keller aus. Mit Heiztrocknern versuchten sie, die Feuchtigkeit aus den Häusern zu bekommen. Doch die Arbeit war und ist eine Mammutsaufgabe. Auch über Seelsorge spricht der stämmige Eventmanager. Gerade die Kinder vor Ort bräuchten dringend Hilfe, um mit den traumatischen Erlebnissen umgehen zu können.
 

Das Unglück zieht auch Gaffer an

Empört zeigt sich Fred über die Gaffer, die sich am Unglück anderer ergötzen.

Du erkennst die Gaffer daran, dass sie nicht einmal Dreck an den Schuhen haben. Wir sahen alle aus, von Kopf bis Fuß mit Schlamm und die kommen mit Motorrädern oder Rollern angefahren mit Kameras in der Hand und kommen und filmen und fotografieren alles und bleiben irgendwo an Schutthaufen stehen und rühren darin herum. Und wenn sie etwas finden, das ihnen gefällt, nehmen sie es mit und fahren weiter. Das ist – ich versteh‘ solche Menschen nicht.

Müde, aber dankbar

Doch Fred ist auch dankbar. Viele Menschen seien seinem Spendenaufruf gefolgt. Es mache ihn glücklich, wie hilfsbereit und solidarisch sich viele gezeigt hätten.

[Es gibt viele Leute], die sagen: Hey, wir können nicht mit runterkommen und wie ihr im Dreck mitarbeiten und kämpfen. Aber wir haben Geld und wir können euch das geben. Damit ihr zumindest daran nicht mehr denken müsst.

Denn so eine Hilfsaktion ist teuer. Schon alleine die Spritkosten für LKW und Generatoren seien enorm. Dazu kommen Verpflegung und Ausrüstung.

Auf die Frage, ob Fred die anstehenden Events seiner Firma trotz der kräftezehrenden letzten Woche durchführen wird, findet der Eventmanager klare Worte: Alle Events werden stattfinden - so auch der Rockschuppen LIVE. Denn Freds Firma wird jeden Euro Gewinn an die Katastrophenopfer spenden.

Es bringt uns nichts, wenn wir jetzt alles absagen. […] So pack‘ ich die Leute noch einmal. Auf jeder einzelnen Veranstaltung erinnere ich sie daran, was wir getan haben, was sie jetzt tun können.

Denn man vergisst leicht, wie prekär die Situation in den Überschwemmungsgebieten noch immer ist. Sachspenden seien momentan nahezu sinnlos. Was bringe den Menschen eine neue Wohnzimmereinrichtung, wenn das Haus generalsaniert werden muss? Fred möchte weiter Aufmerksamkeit erregen und mit seiner Spendenaktion Geld für Betroffene sammeln. Die Spenden sollen direkt an Familien vor Ort gehen, ohne an bürokratischen Hürden hängenzubleiben.
 

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Als unser Moderator seinen Respekt vor Fred und seinem Team ausdrückt, antwortet dieser:

Das ist selbstverständlich. Helfen ist keine Frage von: Ich habe Zeit, Bock oder Lust das zu tun. Helfen ist eine Frage der Ehre.