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Heidelberg: Gerichtsprozess gegen Lidl- und Wild-Paketbomber beginnt

Drei Pakete soll ein Mann aus Ulm an Firmen verschickt haben. Die Explosionen verletzten mehrere Menschen schwer. Morgen beginnt der Prozess vor dem Heidelberger Gericht.

Im Februar verschickte eine unbekannte Person drei Paketbomben an süddeutsche Lebensmittelfirmen. Zwei davon wurden von Adressaten und Angestellten geöffnet, worauf diese sich teils schwere Verletzungen zufügten. Die erste Bombe erreichte am 16. Februar in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) die Warenannahme des Getränkeherstellers ADM Wild. Laut Landgericht Heidelberg leidet der betroffene Mitarbeiter seit der Explosion an einem Knalltrauma, zog sich Hautverletzungen zu und ist seit dem Vorfall weiterhin arbeitsunfähig. Die zweite Bombe, eine Briefsendung, erreichte bereits am nächsten Tag eine Lidl Zentrale in Neckarsulm (Kreis Heilbronn). Auch hierbei verletzten sich drei Menschen durch die Explosion. Eine Person wurde sogar per Rettungshubschrauber ausgeflogen.
 

Eine dritte Explosion konnte verhindert werden

Bereits am 18. Februar fing ein Paketverteilzentrum am Münchner Flughafen das nächste Paket ab. Ursprünglich wurde es an den Babynahrungshersteller Hipp im oberbayrischen Pfaffenhofen an der Ilm adressiert. Die Bombe konnte rechtzeitig entschärft und somit weitere Verletzte verhindert werden.
 

Mutmaßliche Person festgenommen

Trotz fiktiven Absenders konnte die Polizei eine tatverdächtige Person bereits am 19. Februar ermitteln. Hierbei handelt es sich um einen 66-jährigen Rentner aus Ulm. Der Mann leistete bei der Festnahme keinen Widerstand und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Er wurde laut Landgericht durch Überwachungsaufnahmen der Postannahmestelle vom 15. Februar, sowie durch selten bestelltes Verpackungsmaterial identifiziert. Vorgeworfen wird ihm das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, sowie gefährliche und versuchte, schwere Körperverletzung. Dem Mann droht eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.
 

100-köpfige Sonderkommission ermittelte

Angeblich soll der ehemalige Elektriker die Paketbomben selbst gebaut haben. Hierfür soll er laut Ermittlungen Zündholzköpfe abgerieben haben und hieraus eine Masse für den Sprengsatz hergestellt haben. Eine Hausuntersuchung stellte außerdem weiteres Material wie Munition sicher, welche auf die Tat hindeutet, so das Landgericht Heidelberg. Ein Motiv, warum er die Bomben verschickt haben soll, ist weiterhin unklar. Es wird vermutet, die betroffenen Firmen durch Androhung weiterer Bomben zu erpressen.
 

47 Zeugen und drei Sachverständige vor Gericht geladen

Das Gericht Heidelberg beginnt am Mittwoch mit dem Prozess. Es handelt sich hierbei um das erste von elf geplanten Verfahren. Dies ist notwendig, da es sich um einen Indizien Prozess handelt. Dabei werden Beweise sowie Zeugenaussagen für ein Urteil sorgfältig ausgewertet und gegeneinander abgewogen. Ein solcher Prozess greift beispielsweise dann, wenn die tatverdächtige Person die Tat abstreitet und die Aussage verweigert.