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Inklusions-WG in St. Leon-Rot eröffnet

In der „FortSchritt-WG“ in St. Leon-Rot wohnen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.

Seit einem Jahr schon leben die sechs Bewohner hier in St. Leon-Rot zusammen. Fünf von ihnen sitzen im Rollstuhl. Schon bei der Bauplanung durften sie mitreden und Wünsche äußern. Alles ist barrierefrei: Die Türen sind für die Rollstühle breit genug, es gibt einen Aufzug, keine Stolperfallen zum Garten oder der Dachterrasse. Selbst die Küchenschränke lassen sich hoch und runter fahren, genau wie das Hochbeet im Garten. Und das WG-Leben ist wie in jeder anderen auch, erzählt die 26-jährige Samantha:

Ich finde es sehr schön, wenn wir an WG-Abenden einfach etwas gemeinsam machen, z.B. Essen bestellen oder gemeinsam kochen, hier auf der Terrasse grillen oder einen Spieleabend machen.

Ein Herzensprojekt

Rund 2,5 Mio. Euro hat die Einrichtung gekostet, finanziert von überwiegend regionalen, Förderpartnern, wie der Dietmar Hopp Stiftung und der Gemeinde St. Leon-Rot. Im Juni 2020 sind die ersten Bewohner und Bewohnerinnen hier eingezogen. Jetzt war endlich die offizielle Schlüsselübergabe, coronabedingt ein Jahr später. Die Idee zum gemeinsamen Wohnen hatte Susanne Huber vom Verein Fortschritt Integrativ Leben:

Weil es bei der Wohnungsfindung so große Schwierigkeiten gibt, wurde die Idee geboren eine WG zu gründen für Menschen mit und ohne Behinderung. Das Konzept schlug schon lange in meinem Herzen und ich habe es versucht umzusetzen und viele Förderpartner dafür gefunden. Hier wohnen sie perfekt. Sie fühlen sich wohl, haben ihren Platz in der WG gefunden und sind angekommen.

Jeder ist hier gleich

Laura ist bisher noch die einzige Mitbewohnerin ohne Behinderung. Als die 28-jährige von der WG gehört hat, wollte sie sofort mit einziehen:

Ich war sowieso auf Wohnungssuche und die WG kam zum richtigen Zeitpunkt. Ich kenne die anderen schon seitdem sie klein sind und durfte jetzt miterleben wie sie immer selbstständiger werden, allein im letzten Jahr. Und als Bewohnerin habe ich gar keine Verpflichtungen, es ist der ganz normale Austausch, den man sonst auch in einer WG hat und deshalb unternehmen wir auch viel miteinander. Wir sind alle Freunde.

Neue Mitbewohner und Mitbewohnerinnen gesucht

Die „FortSchritt-WG“ „Deutschlands erste Inklusions-Wohngemeinschaft mit Petö-Förderansatz“. So gibt es auch ein Sportzimmer im Erdgeschoss. Hier bekommen die Bewohner und Bewohnerinnen ihre Anwendungen. Auch gibt es ein Büro, in dem sie mal Homeoffice machen können. Denn alle haben eine Arbeit oder studieren. Sie zahlen Miete und Essen selbst. Auch der 27-jährige Timo fühlt sich hier wohl:

Ich bin hier, um selbstständig zu leben. Für uns ist es einfach toll, dass wir gemeinsam leben können. Ich bin ein Mensch mit dem man über alles reden kann. Das Gemeinschaftliche tut mir einfach gut und wenn die anderen sich wohlfühlen, dann geht es mir auch gut. Das WG-Leben ist für uns natürlich eine große Herausforderung, aber wir probieren auch den anderen Bewohnern, die noch hier einziehen wollen, Mut zu machen.

Zwei Zimmer sind im Haus noch frei. Weil es ja eine Inklusions-WG ist, suchen die Bewohner und Bewohnerinnen jetzt noch nach Menschen ohne Behinderung, die mit ihnen „zusammen leben“ wollen. Und das ist das Stichwort, denn sie suchen keine Betreuer, sondern neue Freunde.