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Nachhaltigkeit in der Küche

Gurke zum Spülen

Mit einem Kürbisgewächs könnten wir bald Gläser spülen und Pfannen schrubben. Zumindest, wenn es nach dem Start-Up „The Closest Loop“ geht.

Es klingt nach einer komischen Idee, die Nick Heinzerling und seine Freundin Leonie Eißele hatten. Weil die beiden nachhaltiger leben möchten, verzichten sie auf’s Auto, benutzen Jute- statt Plastikbeutel und doch fiel ihnen eines Abends beim Abwasch der gelbe Plastikschwamm in die Hände und sie dachten sich: „Das muss auch anders gehen!“. Und so haben sie „The Closest Loop“ gegründet.

Der nachwachsende Schwamm
Nach kurzem Blick in die Suchmaschine wurden die beiden fündig: Luffa-Gurken. Die wachsen ursprünglich in Asien und Afrika, aber die zu importieren, kam nicht in Frage, erzählt Nick:

Der ökologische Vorsprung ist ja schnell verflogen, wenn wir den erstmal mehrere tausend Kilometer in Übersee-Container einbunkern müssen. So kam das dann, dass wir gesagt haben, wir wollen die Luffa-Pflanze hier in Deutschland anbauen.

Die Herausforderung

Die erste große Herausforderung war dann ein Saatgut zu finden, das eine gute Keimquote hat. Nach ersten Pflanzversuchen war schnell klar, die Luffa-Gurke mag es warm, berichtet Nick:

Die Pflanze ist tatsächlich ziemlich zickig. Vor allem in der Anfangszeit. Da muss man schauen, dass man sie mit genug Wärme versorgt. Und da war die Pfalz für uns Anlaufpunkt Nummer Eins. Denn wenn es eine Region in Deutschland gibt, die sonnenverwöhnt ist, dann ist es die Pfalz.

Die sonnenverwöhnte Pfalz

Elf Winzer und Winzerinnen konnten Nick und Leonie für ihr Vorhaben gewinnen. Und so wachsen seit diesem Frühjahr u.a. in Deidesheim, Gönnheim, Neustadt, Wachenheim und Impflingen Luffa-Gurken:

Das erste, das wir gesehen haben, waren die Drahtgestelle für die Reben und die sind natürlich der perfekte Anbaupartner für die Luffa-Pflanze. Denn die muss ranken und wird irgendwann richtig schwer. Die Früchte haben, wenn sie reif sind, dann ihre stolzen 35-40 cm und wiegen zwischen 1-2 kg.

Die Gurken wachsen z.B. in unbepflanzten Rebenreihen oder an „toten“ Reben.

Aus der Gurke wird ein Schwamm
Zwischen August und September kann man schon die ersten größeren Früchte entdecken und kurz vorm Frost in die Ernte gehen. Dann werden die Gurken in einer Behindertenwerkstatt in der Nähe von Speyer geschält und ausgewaschen. Rauskommt dann ein harter Schwamm, so Nick:

Am Anfang kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, sein Geschirr damit zu spülen, aber sobald man ihn nass macht, wird er richtig fluffig. Er hat dann so eine Härte wie die Mischung aus der gelben und schwarzen Seite eines Plastikschwamms. Man bekommt auch Angebranntes gut damit weg.

Ab auf den Kompost

Etwa ein Jahr hält der Luffa-Gurken-Schwamm. Ist er besonders schmutzig, kann er auch mal bei 60° in die Waschmaschine oder in die Spülmaschine mitgewaschen werden. Und am Ende seines Lebens wird er ganz einfach auf dem Kompost entsorgt. Da wird er dann zu Hummus.

Bitte nicht essen
Es gibt verschiedene Luffa-Pflanzen, die ganz verschiedene Sorten hervorbringen. Eine von ihnen wird auch in Asien gegessen. Eine ihrer ersten selbstgeernteten Gurken hatten Nick und Leonie auch probiert, aber die waren nicht wirklich lecker, sagt er:

Die Luffa-Gurke entspricht nicht unserem Geschmacksverhalten hier in Deutschland. Sie ist sehr bitter. Wir nutzen die sie ausschließlich als Schwamm.

Nur im Webshop

Den Luffa-Gurken-Schwamm können Sie auf der Homepage von „The Closest Loop“ vorbestellen. 4 Monate, nach der Ernte und Verarbeitung, bekommen Sie ihn dann geliefert. Ein Schwamm soll 5 Euro kosten.

Foto: „The Closest Loop“