Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio

Mit dem Klapprad über die Alpen

Es ist kalt, nass, grau. Die meisten von uns tauschen bei dem Wetter wohl lieber das Fahrrad gegen das Auto. Carolin Bleisteiner aus Mannheim eher nicht. Sie liebt ihr Klapprad und fährt damit auch mal durch den Schnee. Mit ihrem Gefährt hat sie sogar einen Rekord aufgestellt: Als erster Mensch überhaupt hat sie auf dem Klapprad die Alpen überquert.

Zum Klapprad kam Carolin Bleisteiner 2017 bei einem Urlaub in Oberstdorf, als ihr Freunde vom jährlichen Klappradrennen in der Pfalz in Herxheim erzählten. Daraufhin kaufte sie sich ihr erstes Klapprad, um dafür zu trainieren. Bei einer Trainingseinheit in Oberstdorf hörte sie erstmals von der Heckmair-Route und setzte sich zum Ziel, diese mit dem Klapprad zu bewältigen. Aber warum?

Mir war wichtig zu zeigen, dass es mit einem „Schrottrad“ klappen kann und dass es auch noch um etwas ganz anderes geht als nur die Technik – gerade in Zeiten von dem E-Bike-Boom. Da gehört auch immer eine mentale Sache dazu und nicht nur das Material.

Über die Alpen

Im September 2021 war es dann soweit, Carolin Bleisteiner machte sich auf die 357 km lange Strecke von Oberstdorf an den Gardasee. Fast 12.000 Höhenmeter hat sie dabei überwunden. Dabei nutzte sie keineswegs Straßenpässe, sondern eine der anspruchsvollsten Crossrouten für Mountainbiker – die sogenannte Heckmair-Route. Diese ist kaum ausgeschildert, die Navigation erfolgte über Handy, einer Karte auf Textil gedruckt und mit dem Kompass an der Fahrradklingel. Aber verfahren hat sie sich nur einmal.

Auch mal Huckepack
Auf der Strecke konnte sie jedoch nicht die ganze Zeit in die Pedale treten, teilweise musste sie das Rad auch tragen – bis zu 4 Stunden bergauf oder bergab, erzählt sie:

Es gab viele Etappen da war es echt anstrengend. Vom Tragen hatte ich dann auch einen komplett blauen Oberschenkel. Schmerzen gab es schon und abends war ich platt. Aber ich fand es reizvoll etwas zu machen, was zuvor noch kein anderer Mensch gemacht hat. Einfach kann ja jeder.

Ihr Klapprad wiegt 14.5 Kilogramm und hat keine Gangschaltung. Lediglich die Vorderbremse wurde verändert und ein Ritzel für einen besseren Tritt eingebaut. Doch nicht nur Hämatome hat Carolin Beilsteiner von ihrer Tour mitgebracht, sondern auch viele schöne Erinnerungen:

Ein Highlight war in der Schweiz anzukommen, nach dem extrem zähen Aufstieg, wo es von Österreich in die Schweiz geht. Es gab viele schöne Begegnungen mit Murmeltieren. Es gab ganz besondere Begegnungen mit Einheimischen in Norditalien. In einem kleinen Dorf gab es einen Hund, der ist ausgeflippt als er mein Klapprad mit den gelben Reifen gesehen hat. Der ist um das Rad gehüpft. Der hat mich echt zum Lachen gebracht.

Bei ihrer Ankunft in Riva am Gardersee war sie dann überglücklich. Vor allem, dass ihr und dem Klapprad nichts passiert ist. Und einen Bildband ihrer Klappradtour über die Alpen hat sie auch noch geplant.