Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio

Plankstadt: Studentin hilft Flüchtlingen

Valerie Smeljanski studiert eigentlich Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Mannheim. Doch der Krieg lässt auch sie nicht kalt, denn sie hat Familie in der Ukraine und fühlt sich verantwortlich, den Geflüchteten in Deutschland zu helfen: „Jetzt ist die Zeit, in der wir als ukrainisches Volk zusammenhalten und uns engagieren müssen.“ Die Gemeinde Plankstadt ehrt sie für ihre „wertvolle Übersetzungsarbeit vor und während der Abholung der ukrainischen Flüchtlinge in Warschau.“

Heute liegt der Kriegsbeginn genau ein halbes Jahr zurück und ebenso feiert die Ukraine heute eigentlich ihre Unabhängigkeit. Valerie spricht mit Radio Regenbogen über ihre Erlebnisse mit den Geflüchteten und über die Sichtweisen der Ukrainer und Ukrainerinnen auf den Nationalfeiertag in diesen Zeiten.

Eigentlich wird der Unabhängigkeitstag sehr groß gefeiert in der Ukraine, weil dieses Gefühl der Freiheit und das Ausleben der demokratischen Werte einfach unglaublich wichtig bei uns ist. Und auch die Leute an der Front werden ihn irgendwie feiern.

Demonstrieren für den Frieden

Doch genau das ist anders als sonst. Valerie erzählt, dass sie letztes Jahr am Unabhängigkeitstag in der Ukraine war. Die Soldaten fahren eigentlich zurück in die Stadt zu ihren Familien und alle gehen auf die Straße. Dieses Jahr bleiben viele an der Front und verteidigen ihr Land.

Ich bin sehr schockiert. Die Soldaten sind so alt wie ich und verteidigen ihr Land. Wenn du dann die 18-jährigen Jungs siehst, die jetzt eigentlich studieren könnten... Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm das ist, wenn die Leute Träume hatten und jetzt einfach was anderes machen müssen, weil sie selbst davon überzeugt sind, ihren Kindern später ein freies Leben schenken zu wollen. Eine ganz seltsame und traurige Situation.

Auch befürchten viele Ukrainer und Ukrainerinnen, dass die Stärke des Nationalfeiertags durch den russischen Aggressor Putin ausgenutzt und zerstört werden könne. Sie haben Angst, er könne neue Angriffe gezielt an diesem Tag starten. Dennoch ist ihnen die Ruheminute am Nationalfeiertag sehr wichtig. Sie gehen in sich, gedenken und hoffen, dass nichts passiert und glauben daran, dass sie an diesem Tag nicht in Trauer marschieren müssen. Für den Frieden wird heute zentral in Stuttgart demonstriert.

Auch Leute aus Mannheim und Heidelberg gehen nach Stuttgart, weil wir uns groß dort versammeln und ein großes Signal senden wollen. Man will in großen Gruppen zusammenkommen und dafür demonstrieren, dass man eigentlich wieder unabhängig war. Wir sind präsent! Wir kommen raus! Wir vergessen dieses Thema nicht! Wir wollen Freiheit, die wir grade nicht haben!

Mit dieser furchtbaren Situation müssen die Menschen nun schon lange leben. Valerie hat im Rahmen ihrer freiwilligen Arbeit mit den Flüchtlingen einiges erlebt und bewundert deren Durchhaltevermögen und Stärke. Viele seien zwar sehr traurig, aber dennoch positiv, was die Zukunft angeht. Die Kinder sammeln Dinge für ihre Väter mit den Worten „Wenn der Krieg vorbei ist, dann schenke ich das meinem Papa.“ Dazu gehören Schokolade und T-Shirts aus Mannheim und Heidelberg und oft erzählen die Kinder erfreut, dass sie ihren Vätern zeigen wollen, wo sie die Zeit hier verbracht haben. Es sei nicht immer leicht mit den Kindern, sagt Valerie. Oft haben sie Redebedarf, sind ungewollt sehr gut über den Krieg informiert und teilen sich mit. Doch wie geht man damit als Erwachsener um? Ein offenes Ohr, Verständnis und Ablenkung sind da die Lösungen, denn Kinder sollen „Kinder-Sachen“ machen, wie zum Beispiel Fußballspielen.
 

Ich glaube es wird heute keine richtige Feierstimmung sein, aber in allen Menschen ist ein Stückchen Hoffnung. Wir haben es schonmal geschafft und wir werden es auch nochmal schaffen.

Die Selenska-Pose

Das Bild, das von Valerie nach dem Interview bei Radio Regenbogen entstanden ist, stellt die Selenska-Pose dar. Eine Pose, die die Frau des ukrainischen Präsidenten, Olena Selenska, einst für das Titelbild des Magazins „Vogue“ einnahm. Sie bildet den Gegensatz zur typisch russischen Sitzposition in der Hocke. Die neue Haltung nehmen Ukrainer und Ukrainerinnen seit dem russischen Angriffskrieg bewusst ein, um sich zu distanzieren und zu zeigen „Wir sind anders“.