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Mannheim: Bilanz der Lebensmittelüberwachung

Lebendige Schaben, altverschmutzte Geräte und mangelnde Hygiene. Die Lebensmittelüberwachung Mannheim hat immer wieder mit skurrilen Situationen zu kämpfen und hat jetzt über ausgewertete Kontrollen im Jahr 2021 informiert. Auch der Stand der Vorjahre wurden vergleichsweise mit einbezogen.

In Mannheim gibt es über 5000 Lebensmittelbetriebe, darunter knapp 1500 in der Gastronomie und 86 Großküchen (Stand 2021). Insgesamt wurden 2619 Kontrollen von 10 Kontrolleuren und Kontrolleurinnen im Jahr 2021 durchgeführt, zusätzlich einer Person in Ausbildung. Das sind nicht ganz 1000 Kontrollen weniger im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019. Zum einen hatten viele Betriebe in den Pandemie-Jahren geschlossen. Zum anderen hat man auch versucht die Mitarbeitenden in der Lebensmittelüberwachung vor einer Ansteckung zu schützen und daher die Kontrollen auf ein Minimum reduziert. Die Stadt Mannheim ist sehr erfreut:

Mit 2619 Kontrollen im Jahr 2021 konnten wir trotz Corona-Beschränkungen in der Wirtschaft ein hohes Niveau halten

sagt Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht.

In 60% der Betriebskontrollen ist es zu Beanstandungen gekommen. Das entspricht ungefähr den Werten aus den Vorjahren. Insgesamt mussten nur fünf Betriebe (teil-) geschlossen werden. Das ist weniger im Vergleich zu den Vorjahren. Bei einer Teilschließung müssen einzelne Abschnitte wie zum Beispiel die Großküche oder Lagerräume geschlossen und grunderneuert werden. Alle Betriebe haben derzeit aber wieder geöffnet und stehen unter Beobachtung. Ist ein Betrieb einmal negativ aufgefallen, erhält er bei der Lebensmittelüberwachung entsprechend einen Risikobewertung. Danach finden in regelmäßigen Abständen (zwischen einer Woche und fünf Jahren) weitere Kontrollen statt. Ist der Zustand besser, verbessert sich auch die Risikobewertung.

Verbraucher und Verbraucherinnen haben auch die Möglichkeit Beschwerden einzureichen. Davon sind 139 im Jahr 2021 eingegangen. Über die Hälfte davon konnte jedoch nicht bewertet werden. Dabei handelt es sich um Aussagen wie „Metallspäne in der Pizza“ oder „Fingernagel im Donut“. Es sei einfach schwierig das einem Betrieb im Nachhinein nachzuweisen. Selbst wenn jemand sein Essen mit nach Hause nehme, könne auch erst dabei etwas schiefgehen, zum Beispiel bei nicht angemessener Kühlung, sagt Teamleiterin Sissi Denefleh. Weil man nicht alle Makel direkt erkennt, ist es ganz besonders wichtig bei den Kontrollen in die Tiefe zu gehen und hinter die Fassaden zu schauen. So haben die Kontrolleure und Kontrolleurinnen u.a. auch Schaben in den Räumlichkeiten, Schimmel in alten Dichtungsringen und Gespinste in gemahlenen Nüssen beobachtet (vergleiche Bilder). Es gibt aber auch amüsantere Entdeckungen, wie uns Denefleh erzählt:

Es war eine Katze da. Die hat auch geschlafen in ihrem Körbchen. Es war im Thekenbereich dann auch ein Katzenbaum aufgestellt. Der Gastronom hat mitgeteilt, er hatte niemanden zu Hause um sich um die Katze zu kümmern und deswegen hat er sie mitgenommen. Das Problem ist natürlich, dass diese Katze in die Küche gehen kann, wenn die Tür nicht verschlossen ist. Dann kann die Katze überall an die Lebensmittel ran und das möchte natürlich keiner.

Aber wie kann man sich selbst vor den schwarzen Schafen unter den Betrieben retten? Woher erkennt man einen unhygienischen Laden? Erster Bürgermeister Christian Specht:

Der optische Eindruck ist das eine. Das andere ist, jeder Verbraucher hat eine eigene Sensibilität über Kosten. Gute Lebensmittel sind auch manchmal teuer, das ist ein zweites Indiz. Zudem kann man nachfragen, ob Konservierungsstoffe oder so etwas in den Lebensmitteln sind, wenn dies nicht richtig ausgeschildert ist. Ansonsten sind wir über Hinweise dankbar, damit wir von der Lebensmittelüberwachung eingreifen können.