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Missbrauch muss verhindert werden

Erzdiözese Freiburg verstärkt Präventionarbeit

Nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat die Erzdiözese Freiburg angefangen, ihre Präventionsarbeit weiter zu verbessern. Dazu fand gestern eine große Fachtagung statt. Es wurden Ideen entwickelt um die Mitarbeiter in den Einrichtungen weiter zu sensibilisieren.

Für Schutz und Prävention gegen sexualisierte Gewalt braucht es eine Haltungsänderung. Davon ist Erzbischof Stephan Burger überzeugt. Im Rahmen der Tagung „Zwischen Vertrauen und Vorsicht – Kirche wird „sicherer Ort“  anlässlich der seit zehn Jahren durchgeführten Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt in der Erzdiözese erklärte er heute in Freiburg, dass es neben der Aufarbeitung aller einzelnen Fälle auch um Strukturen der Vertuschung, der Intransparenz, des Täterschutzes, des Widerstandes gegen Aufarbeitung und Prävention gehe. "Bei Missbrauch können wir kein Auge zudrücken, auch wenn er außerhalb des strafrechtlichen Rahmens stattfindet", so Burger. Die von den Wissenschaftlern der MHG-Studie genannten Probleme wolle er mit Hilfe einer neuen Kommission aus externen und internen Personen angehen, die bereits ihre Arbeit aufgenommen hat.

Erzbischof Stephan Burger betonte, in der Erzdiözese sei während der vergangenen zehn Jahre bereits viel für den Schutz von Minderjährigen und Schutzbefohlenen erreicht worden. Bereits seit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2002 wurden erste Präventionsmaßnahmen umgesetzt: „Da wurden eine Koordinierungsstelle Prävention eingerichtet, Präventionsordnung und Ausführungsbestimmungen erarbeitet und in Kraft gesetzt, Schulungen konzipiert und durchgeführt, Informationsveranstaltungen zu Nähe und Distanz angeboten, die Priesterausbildung für Fragen der Sexualität und des grenzachtenden Umgangs umstrukturiert.“

Er ergänzte, dass seit 2015 Mitarbeitende der Erzdiözese Freiburg nicht nur ein erweitertes Führungszeugnis einreichen und einen Verhaltenskodex unterzeichnen müssten. Priester und Ordensangehörige aus anderen Bistümern benötigten mittlerweile außerdem eine sogenannte „Unbedenklichkeitserklärung“. Außerdem wurde seit 2016 ein umfassendes institutionelles Schutzkonzept erarbeitet.

Als weitere Handlungsfelder von Präventionsarbeit verwies Erzbischof Burger auf Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen, in denen eine Pluralität der Kulturen vorherrsche. Hier sei es dringend notwendig, neben der grenzachtenden Haltung auch eine kultursensible Haltung einzuüben. In Zeiten der Digitalisierung müsse die Kirche sich außerdem für Prävention und Schutz vor sexuellem Missbrauch im digitalen Raum einsetzen. „Cyber-Mobbing oder Pornografie sind dabei nur zwei Formen des Missbrauchs, der Leid über Betroffene und Angehörige bringt. So wie sich Kirche mittlerweile im World Wide Web bewegt, muss schließlich auch unsere Präventionsarbeit auf diese Kanäle sensibel, achtsam und handlungssicher ausgeweitet werden.“