Wolf bei Jagd auf Reh beobachtet
Im Hochschwarzwald ist zum ersten Mal ein Wolf bei der Jagd auf ein Reh beobachtet und gefilmt worden. Gelungen ist das einer Teilnehmerin der Bürgerjagd am Feldberg.
Im Hochschwarzwald ist zum ersten Mal ein Wolf bei der Jagd auf ein Reh beobachtet und gefilmt worden. Gelungen ist das einer Teilnehmerin der Bürgerjagd am Feldberg.
Von einem Hochsitz aus beobachtete sie zunächst ein Reh, das über die Schneide lief und in einer Fichtendickung verschwand. Nach 20 Minuten kam ein Wolf auf die Schneise. Die Jägerin begann mit dem Handy zu filmen. Der Wolf bekam den Geruch des Rehs in die Nase und ging auf das Reh in der Dickung zu. Auf den Aufnahmen sieht man wie das Reh nach unten abspringt, dann stehen bleibt und nach oben blickend versucht, den Weg des Wolfes abzuschätzen. Der Wolf folgt dem Reh, worauf dieses wiederum einige Fluchtsprünge einlegt.
Eine zweite Filmsequenz zeigt den Wolf, wie er die Jagd aufgegeben hat. Das Reh konnte die Jägerin zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch sehen. Es sprang keineswegs panisch davon, sondern stand eine Schneise weiter, beobachtete die Richtung, in der es den Wolf abgehängt hatte. Es wirkte cool, als habe es die Situation unter Kontrolle.
Der Wolf war den Förstern seit rund zwei Monaten bekannt. Mit eindeutigen Fährten im Schnee und einem gerissenen Reh hatte er immer wieder auf sich aufmerksam gemacht.
Interessant für die Förster ist die Frage, warum sich der Wolf so lange in dieser Gegend aufhält, obwohl die Wilddichte doch hier in dieser Höhenlage eher geringer ist. Dazu sind mehrere Antworten denkbar, so Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn. In den letzten acht Wochen fand der typisches Schneetourismus (Schneeschuhe, Tourengänger, Langlauf) nicht mehr statt und gleichzeitig war die Witterung und vorhandene Schneereste so, dass Wanderer und Radfahrer noch wenig unterwegs waren. Die damit entstandene Ruhe könnte ein Element gewesen sein, dass der Wolf hier bewusst gesucht hat. Andererseits ist der Wolf Profi bei der Jagd und ist in der Lage, bei geringen Wildständen, noch ausreichend Strecke zu machen.
Im Forstbezirk Hochschwarzwald werden in den Monaten Mai, Juni und September, Oktober sogenannte Bürgerjagden durchgeführt. Dabei werden rund 30 Jägerinnen und Jäger an mehreren Tagen auf einer Fläche von rund 1.300 ha auf Hochsitze verteilt. Die Förster führen damit bewusst eine Öffnung der staatlichen Regiejagd für alle interessierten Jäger durch und in den restlichen Monaten kann über lange Zeiträume der eigentlichen Jagdzeit bewusst Ruhe gehalten werden.
Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn sieht in der Bürgerjagd, neben der Regulation der Wildstände für ein intaktes Waldökosystem, auch eine gutes Monitorinstrument für selten Arten. Die Tiere werden nicht durch Treiber oder Hunde aufgescheucht, so dass die Beunruhigung möglichst gering bleibt und damit auch die Chance besteht, andere Tiere zu beobachten.
Die Jägerinnen und Jäger sind gehalten, alle beobachteten Tiere den Förstern mitzuteilen. Bei den wenigen Jagdterminen sind viele Hochstände besetzt, was immer wieder spannende Ergebnisse liefert. Die Wolfsbeobachtung war nun ein Erlebnis, das die Jägerin sicher nicht mehr vergessen wird.
Foto: Shutterstock