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Gericht weist Klage gegen den Pharmakonzern Bayer ab

Freiburg: Niederlage für Ortenauerin im "Antibaby-Pillen-Prozess"

Erneute Niederlage für Felicitas Rohrer aus Willstätt im Ortenaukreis: Im Prozess um angeblich lebensgefährliche Nebenwirkungen durch die Verhütungspille "Yasminelle" hat die 37-jährige Frau erneut vor Gericht verloren.

Die Freiburger Außenstelle des Oberlandesgerichts Karlsruhe hat heute  ihre Berufungsklage gegen den Pharmavertreiber Bayer Vital GmbH auf Schadenersatz abgewiesen. Ihr sei nicht der Nachweis gelungen, dass die Einnahme des Präparates Ursache für ihren lebensgefährlichen Zusammenbruch vor zwölf Jahren war. Ein Revision ließ das OLG nicht zu.

Felicitas Rohrer klagt seit Jahren gegen den Bayer-Konzern, weil sie sicher ist (es gibt auch ein entsprechendes Gutachten), dass die Antibaby-Pille "Yasminelle" bei ihr, als sie 25 Jahre alt war, eine doppelseitige Lungenembolie mit Herzstillstand ausgelöst hat. Der erste Prozess war im Dezember 2015 vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen. Seither gab es mehrere Prozesse.

Am 4.5.2021 begann in Freiburg die Berufungsverhandlung. Es ging um Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 300.000 Euro. Felicitas Rohrer ging es nicht um Geld sondern darum, dass Bayer Verantwortung übernimmt, sie und andere Geschädigte anerkennt und die Pille vom Markt nimmt.

Felicitas Rohrer bekam diese Pille von ihrer Frauenärztin verschrieben. Es ist eine Pille der jüngeren Generation, die als besonders verträglich und auch noch gut für die Haut angepriesen wurde. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass die Pillen der jüngeren Generation dem Körper mehr Wasser entziehen und somit eine höhere Thrombose-Gefahr besteht als bei Pillen der älteren Generation.

Nachdem Felicitas Rohrer die Pille "Yasminelle" acht Monate eingenommen hatte, ist sie zusammengebrochen. Glücklicherweise war sie zu dem Zeitpunkt gerade in Freiburg und konnte schnell in die Uniklinik gebracht werden. Sie wurde sofort notoperiert, beide Lungenflügel waren voll mit Blutgerinseln. Sie musste mit der Herz-Lungen-Maschine am Leben gehalten werden und hatte eine Überlebenschance von 3%.

Die Folgen sind umfangreich: Sie konnte ihren ursprünglichen Beruf Tierärztin nicht mehr ausüben, kann überhaupt nicht in einer Festanstellung arbeiten, weil sie zwischendurch immer wieder Pausen machen muss, wenn ihr linkes Bein wieder schmerzt, sie hat darin ein Lymphödem. Sie arbeitet deshalb selbständig als Journalistin und Hochzeitsrednerin.

Sie leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung wegen der Nahtoderfahrung.

Sie muss wahrscheinlich lebenslang Medikamente nehmen, die es unmöglich machen schwanger zu werden, weil dadurch der Embryo abgetötet werden würde. Sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie vielleicht durch einen anderen Blutgerinnungshemmer doch noch Mutter werden könnte, aber es wäre auf jeden Fall für sie und das Kind ein hohes Risiko.

Felicitas Rohrer kritisiert, dass auch viele Frauenärzte über das erhöhte Thromboserisiko nicht informiert sind, und es auch nicht im Beipackzettel stand.

Sie hat mit weiteren Betroffenen die Selbsthilfegruppe "Initiative Thrombosegeschädigter" gegründet. Unter www.risiko-pille veröffentlicht die Gruppe Studien, Fakten und Erfahrungsberichte.