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Wie wir unsere Kinder vor Beschämung schützen

Freiburg: "Immer störst du, immer machst du in die Hose!"

"Du kannst das eh nicht", "du bist zu blöd, "zu faul", "kein Wunder, dass die Noten mies sind", "immer zappelst du am Tisch und störst!" Solche Sätzen kennen wir alle, im Stress fallen sie schnell, in der Familie, in der Schule oder in der Kita. Ein Kind wird runtergeputzt, während andere dabeistehen und es mitbekommen. Das ist Beschämung

Beschämung ist das Gegenteil von Wertschätzung und Respekt. Meistens geschehen Beschämungen unbewusst, aus einer Ohnmacht heraus, in Stresssituationen oder weil Eltern, Erziehende oder Kinder es selbst so erlebt und das Verhalten genau so abgespeichert haben.

Die Freiburger Pädagogin und Schulbegleiterin Monika Wierlacher-Engelhardt sagt, wichtig sei, dass Eltern und Erziehende sich bewusst werden, dass auslachen, verhöhnen, nicht ernst nehmen, im Beisein anderer, Kinder in ihrer Würde, in ihrem Selbstwertgefühl verletzt und zu Blockaden und Fehlverhalten führen kann.

Ein typisches Beispiel sei: Ein Grundschulkind macht Pipi, Lehrerin schimpft, während andere Kinder dabeistehen:

"Kannst du nicht früher auf die Toilette gehen - immer machst du in die Hose!"

Das Kind schämt sich über das Missgeschick schon selbst, durch die Lehrerin wird es geradezu bloßgestellt, also "beschämt". Sinnvoller sei es, das Kind auf die Seite zu nehmen und zu sagen:

"Jetzt gehst du erstmal auf die Toilette, wir reden ein andermal in Ruhe darüber -  jetzt gucken wir, wie wir das geregelt kriegen."

Ein anderes Beispiel: Ein fünfjähriges Kind stört und zappelt am Tisch, bis der Vater laut wird, auf den Tisch haut und sagt " Immer störst du, kannst du nicht einmal ruhig sitzen bleiben!"  Mutter, Geschwister sind mit am Tisch, alle hören zu.
Besser sei es, mit dem Kind in ein anderes Zimmer zu gehen, ruhig mit ihm zu reden und zu fragen, was es braucht, damit es z.B. zehn Minuten ruhig mit am Tisch sitzen bleibt.

Der Königsweg sei, in möglichen Stresssituationen Regeln vorher auszuhandeln, vorher also gemeinsam beschließen, das Kind bleibt 10 Minuten ruhig sitzen, wenn der Wecker klingelt, darf es wieder aufstehen.
Grundsätzlich gelte lieber nichts sagen, als das falsche, lieber selbst aus dem Raum gehen, als ein Kind alleine hinausschicken. Kinder würden nämlich schnell verinnerlichen:

"Jetzt gehöre ich nicht mehr dazu".

Wie man Beschämungen vermeidet und warum die eigene Scham von Kindern auch positiv sein kann, darum geht es in einem Onlineworkshop der Bildungseinrichtung der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Freiburg "E+F Beziehung leben".
Er findet statt am:

Dienstag, 18.01.2022 um 19:30 Uhr
Kosten: 7 Euro
Anmedlung: Bis Montag, 17.01.2022
unter: https://www.beziehung-leben-freiburg.de/

Foto:shutterstock