KI im Schwimmbad
KI im Schwimmbad
Freudenstadt

KI soll in Schwimmbädern Leben retten

Damit das Risiko für einen Tod durch Ertrinken gesenkt wird, ist eine Künstliche Intelligenz entwickelt worden, die die Rettungsschwimmer unterstützt.

Wenn Menschen ertrinken, dann tun sie das - entgegen der weit verbreiteten Vorstellung - leise und häufig unbemerkt. Bis Juli dieses Jahres waren es insgesamt 22 Menschen in Baden-Württemberg. Gleichzeitig können laut DLRG immer weniger Erwachsene und Kinder richtig schwimmen. Damit das Risiko für einen Tod durch Ertrinken gesenkt wird, ist eine Künstliche Intelligenz entwickelt worden, die die Rettungsschwimmer unterstützt. Kameras erfassen die Umrisse der Menschen in den Schwimmbecken und schlagen per Smartwatch Alarm, wenn sich eine Person länger als 20 Sekunden nicht mehr bewegt.

 

In Deutschland wird die KI bereits in 20 Bädern eingesetzt. Jetzt testet das Panorama-Bad in Freudenstadt als erstes Schwimmbad in Baden-Württemberg das System. "Die KI hat immer ein waches Auge über die Becken. Sie kann eine Warnung rausgeben, wenn irgendwo eine Gefahrensituation entsteht", erklärt Geschäftsführer Tobias Degout. Menschen retten könne sie aber nicht, da brauche es das Personal um die Menschen aus dem Wasser zu holen. Im Panorama-Bad sind insgesamt 15 Kameras über vier Becken installiert. Datenschutzrechtlich sei das aber kein Problem: "Kameras gibt es in Schwimmbädern schon seit Jahrzehnten. Die Kameras der KI speichern nur die Umrisse und wie viele Personen gerade im Becken sind", sagt Degout.

 

Entwickelt hat die KI ein Unternehmen aus Israel. Mit drei Stufen warnt sie die Bademeister: Blau symbolisiert die Information, dass sich sehr viele Menschen in einem Becken befinden. Gelb heißt Vorsicht, es kann zu einer Gefahrensituation kommen und Rot bedeutet eine ernstzunehmende Warnung. Noch lernt die Künstliche Intelligenz im Panorama-Bad: "Aktuell sind es nur Fehlalarme. Irgendwann sollte es dann so sein, dass 95 Prozent richtige Warnungen und 5 Prozent Fehlmeldungen sind", so Degout. Damit die KI lernen kann, müsse zwei Wochen lang jeder Alarm bewertet werden: Daumen hoch für "richtiger Alarm", Daumen runter für "Fehlalarm". Bisher habe es im Panorama-Bad zum Glück noch keinen Ernstfall gegeben.

 

Nicht nur in den Becken soll das System Gefahren erkennen können. Bald soll es ein Update geben, dass es der KI ermöglicht, Menschen auch außerhalb der Becken zu erkennen. So sollen unter anderem Kinder entdeckt werden, die sich dem tiefen Schwimmerbecken nähern. "Die Smartwatch kann dann mehr Hinweise geben und die Mitarbeiter können sich über die Uhren per Walkie-Talkie unterhalten", sagt Degout. Mitarbeiter werde die KI aber nicht ersetzen. "Sie soll nur unterstützen. Auch uns wird irgendwann der Personalmangel treffen, da wird sie dann natürlich mehr benötigt. Sie wird aber keine Person ersetzen."

 

Die Kosten von 100.000€ hat das Schwimmbad selbst übernehmen müssen. Degout findet dafür klare Worte: "Wenn hier tatsächlich ein Kind untergeht und wir können es durch die KI retten, dann war es das Geld wert. Ein Menschenleben ist mehr wert als die 100.000€."