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Einchecken in Locations wird möglich

Neues Update: Das Comeback der Corona-Warn-App?

Die offizielle Corona-Warn-App bekommt eine neue Funktion. Es soll zukünftig möglich sein, in Gaststätten oder bei Veranstaltungen per QR-Code einchecken zu können. Ist dort jemand mit dem Corona-Virus infiziert, könnten so die Kontakte an dem jeweiligen Ort nachvollzogen werden. Ist das also das Comeback der viel kritisierten Corona-Warn-App? Und wo liegen die Unterschiede zur luca-App? Das erfährst du hier.

Die Corona-Warn-App, die letztes Jahr zwar im Eilverfahren - und trotzdem mit einigen Verzögerungen - und mit viel Geld entwickelt wurde, hat viel Kritik einstecken müssen. Zwar wurde sie rund 27 Mio. Mal heruntergeladen, doch die Nutzung - zum Beispiel das Melden von positiven Corona-Tests - war nicht so hoch, wie erwartet. Der anfangs geringe Funktionsumfang und die einen oder anderen Fehler und Störungen, nicht zuletzt durch das Bluetooth-Verfahren zur Ermittlung der Kontakte, hat es dem Erfolg der App nicht gerade leicht gemacht. Auch unter Datenschützer:innen gab es einige Diskussionen, wie sicher diese App denn eigentlich sei, was sich nach eingehenden Tests aber als unbedenklich herausgestellt hat.

Die Änderungen nach dem neuesten Update

Jetzt soll die App mit dem neuesten Update aber eine Funktion bekommen, die tatsächlich Hoffnung auf etwas mehr Normalität machen könnte - natürlich unter der Voraussetzung, dass die Corona-Maßnahmen gelockert und die Gastronomie öffnen und Veranstaltungen stattfinden dürfen. 

Dabei soll in Gaststätten und bei Events die Besucher:in einen QR-Code scannen und einchecken können. Somit ist die Kontaktverfolgung nun ortsgebunden und die App muss sich nicht nur auf die Connectivität mit anderen Geräten via Bluetooth beschränken. So lässt sich der Ort, an dem sich Besucher:innen bei anderen angesteckt haben können, besser eingrenzen. Damit zieht die Corona-Warn-App jetzt da nach, wo auch die luca-App ansetzt.

Den Unterschied macht der Datenschutz

Welche Warn-App ist eigentlich besser? Die Corona- oder luca-App? Entscheidend ist dabei der Datenschutz und wie wichtig dieser einem selbst ist. Hier punktet die Corona-Warn-App, die im vergangen Jahr gerade unter diesem Augenmerk konzipiert und entwickelt wurde. Mit der App werden keine persönlichen Daten zentral auf Servern abgelegt. Die Identifikation und der Abgleich mit anderen Geräten funktioniert über krypische Codes, nicht über personenbezogene Informationen der Nutzer:innen.

Anders sieht es bei der luca-App aus. Hier wird mit Namen und Telefonnummern gearbeitet, die zentral gespeichert werden. Also genau anders herum, als bei der Corona-Warn-App. Hinzu kommt, wie Datenschützer:innen monieren, eine offenbar unzureichende Verschlüsselung hinzu.

Wir kommen nicht um die Apps herum

Kritiker von einer oder gar beiden Apps gibt es auch, wenngleich die Idee dahinter durchaus gut ist, wenn es darum geht, im Falle eines Falles zu wissen, wo es zu einer möglichen Infektion gekommen sein könnte. Zusammen mit einem Corona-Test lässt sich so schnell herausfinden, ob du als Besucher:in eines Cafés, Restaurants oder einer Veranstaltung tatsächlich infiziert bist. Infektionsketten können so schneller nachvollzogen werden.

Zudem scheinen sich die Apps in so weit durchzusetzen, dass wir in Zukunft gezwungen sein könnten, sie zu nutzen. Spätestens dann, wenn wir in unser Lieblingscafé-, restaurant oder veranstaltungsort nicht mehr ohne einen Check-In hineinkommen. Durchgesetzt hat sich, was diese Funktion angeht, in den letzten Wochen die luca-App. Dennoch ist davon auszugehen, dass Restaurantbesitzer:innen etc. mit der Corona-Warn-App und einer Möglichkeit für einen Check-In über diese Plattform nachrüsten. Für Nutzer:innen, denen der Datenschutz wichtig ist, wäre das auf jeden Fall eine Alternative, die angeboten werden müsste.

Funktioniert die App dann auch im ÖPNV?

Die luca-App bietet diese Funktion bereits an, worauf einige ÖPNV-Anbieter in Deutschland bereits aufgesprungen sind. Das ist jedoch sehr fehleranfällig, wenn Nutzer:innen in der App das automatische Auschecken nicht deaktivieren. Das heißt, dass die App per GPS erkennt, wann ich diesen Ort wieder verlasse. Bei ÖPNV-Fahrzeugen gilt dies aber nicht, da diese unterwegs sind und ihren Standort ständig wechseln. Vergessen Nutzer:innen aber, sich manuell auszuchecken, führt das natürlich auch zu Missverständnissen und potenziellen Infektionsmeldungen zu Zeiten, zu denen der Bus oder die Bahn schon längst wieder verlassen wurde. Bei einer solchen Funktionalität dieser Art in der Corona-Warn-App gilt dann das gleiche Prinzip. Automatisieren lässt sich das nicht ohne weiteres, außer es würde mit dem GPS-Standort des ÖPNV-Fortbewegungsmittels gekoppelt werden - was aber auch nicht so trivial sein dürfte.

Sicherheitslücke durch Schlüsselanhänger mit QR-Codes

Am Dienstagabend kam von den Machern der luca-App eine Pressemitteilung mit dem Titel "Schlüsselanhänger im Luca-System". Was klingt, wie die Ankündigung einer neuen Funktion ist allerdings das Eingeständnis und die Information der Schließung einer massiven Sicherheitslücke. Das Beheben dieser folgt nach einigen Hinweisen von IT-Expert:innen.

Mit den Schlüsselanhängern sollen auch Menschen, die kein modernes Smartphone besitzen, die Möglichkeit haben, in Orte einchecken zu können. Dazu wurden bereits Modellprojekte mit zehntausenden dieser Schlüsselanhänger angeschoben. Hat sich jetzt jemand Zugriff auf einen solchen QR-Code auf einem Schlüsselanhänger verschafft, hätte dieser sämtliche Check-Ins der letzten 30 Tage auslesen und ein regelrechtes Bewegungsprofil des Trägers erstellen können. 

Dass das zwischenzeitlich möglich war, zeigt die IT-Expertin Bianca Kastl in einem Video auf Twitter, in dem sie das Prozedere gezeigt hat. Erschreckend ist dabei die anschließende Visualisierung des Bewegungsprofils auf einer Karte.
 

Es zeigt sich also: Es gibt noch viel zu tun. Die luca-App ist noch nicht ausgereift und bietet aktuell mehr Contra- als Pro-Argumente. Die Corona-Warn-App hat gerade nicht das Standing in der Politik und muss von der Funktionalität erst noch nachziehen, unter weiterer Berücksichtigung des Datenschutzes. Ob sich die Apps bewähren, muss sich also noch zeigen - nach einem Lockdown und Öffnungsschritten, die allerdings auch noch weit weg sind.