Austritt von Gas SF6 – Konzern und Land schließen Vertrag
Nach Messungen mit alarmierenden Treibhausgas-Werten haben sich das Land und der betroffene Chemiekonzern auf engmaschige Tests geeinigt. Eine Klage soll deswegen zunächst ruhen.
Nach Messungen mit alarmierenden Treibhausgas-Werten haben sich das Land und der betroffene Chemiekonzern auf engmaschige Tests geeinigt. Eine Klage soll deswegen zunächst ruhen.
Nach den Vorwürfen um mögliche gewaltige Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases Schwefelhexafluorid (SF6) in Baden-Württemberg haben sich der Chemiekonzern Solvay und das Land Baden-Württemberg nach Angaben des Umweltministeriums auf einen Testbetrieb geeinigt. Damit solle eine klimaschonende und bedarfssichernde Produktion in Europa langfristig sichergestellt und die regionalen Arbeitsplätze erhalten werden, hieß es.
In dem Vertrag, der zunächst fünf Monate gilt, ist laut Umweltministerium klar festgelegt, wie oft die Anlage in Bad Wimpfen maximal an- und abgefahren werden darf. Zudem müsse das Unternehmen während der Zeit die Emissionen wöchentlich durch eigene Messungen und monatlich durch ein externes Institut nachweisen und sofort dem Regierungspräsidium vorlegen.
Das Unternehmen habe bereits erhebliche Minderungen der Emissionen erreicht, hieß es. Vorläufige Zahlen von Messungen aus dem November zeigten, dass die Werte deutlich nach unten gegangen seien. Allerdings werde der Grenzwert bislang nicht in allen Betriebszuständen eingehalten.
Eine Klage, die der Konzern Anfang Dezember vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht eingereicht hatte, soll dem Vertrag zufolge ruhend gestellt werden. Die Klage richtete sich gegen eine Anordnung des Regierungspräsidiums Stuttgart, durch die die SF6-Emissionen am Solvay-Standort Bad Wimpfen drastisch gesenkt und durch Messungen eines unabhängigen Instituts belegt werden sollen.
Forscher warnten vor Treibhausgas-Leck
Hintergrund der Auseinandersetzung ist eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt. Die Forscher hatten in der Region deutlich höhere SF6-Werte gemessen als vom Unternehmen offiziell angegeben. Solvay ist europaweit der einzige Hersteller des Gases, das unter anderem in der Elektroindustrie als Isoliermittel eingesetzt wird.
Während der Konzern für das Jahr 2023 insgesamt 56 Kilogramm SF6 gemeldet hat, kamen die Forscher im Schnitt der Jahre 2020 bis 2023 auf rund 30 Tonnen jährlich für die Region.
SF6 gilt als eines der klimaschädlichsten bekannten Gase. Es ist farb- und geruchlos, für Menschen ungiftig und es brennt nicht. Die globale Emission liege bei 8.000 Tonnen, von denen circa 5.000 Tonnen aus China kommen, so Atmosphärenforscher Andreas Engel von der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Deutschlandweit liege die Emission bei 100 Tonnen jährlich.
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