CDU-Landeschef Hagel will Gesetz gegen Handys in Unterricht
Cem Özdemir will Social Media für Kinder und Jugendliche sperren. CDU-Spitzenkandidat Manuel Hagel hat einen anderen Vorschlag. Antworten auf die Probleme mit digitaler Reizüberflutung.
Cem Özdemir will Social Media für Kinder und Jugendliche sperren. CDU-Spitzenkandidat Manuel Hagel hat einen anderen Vorschlag. Antworten auf die Probleme mit digitaler Reizüberflutung.
CDU-Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel plädiert für ein allgemeines Handyverbot während des Unterrichts in Baden-Württemberg, das über die angestrebte Reform des Kultusministeriums hinausgehen würde. «Im Unterricht geht es um Fokussierung und Konzentration, da hat das Handy nichts zu suchen», sagte Hagel im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Viele Lehrerinnen und Lehrer oder Schulen müssen gegen großen Widerstand ankämpfen, wenn sie ein Handyverbot während des Unterrichts aussprechen und durchsetzen wollen. Es bleibt daher unser Ziel, ins Gesetz zu schreiben, dass Handys im Unterricht nichts verloren haben.»
Die grün-schwarze Landesregierung hatte im Juni eine Änderung des Schulgesetzes auf den Weg gebracht, die vorsieht, dass sich alle Schulen im Südwesten in ihren Haus- und Schulordnungen Regeln für den Umgang mit privaten Geräten geben müssen. «Die Benutzung mitgebrachter privater digitaler mobiler Endgeräte ist grundsätzlich verboten», heißt es in einer vom Ministerium veröffentlichten Formulierungshilfe für Grundschulen.
Landtag muss entscheiden
Über eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes muss noch der Landtag entscheiden. Schon bei der Ankündigung hatte das Kultusministerium betont, dass man für Grundschulen restriktive Regeln haben wolle. Die genaue Ausgestaltung sollen die Schulen nach diesem Vorgehen aber selbst regeln. In der Formulierungshilfe gibt das Ministerium lediglich Empfehlungen, an denen sich die Schulen orientieren können.
Hagel plädiert für weitergehende Schritte. Ein Verbot würde aus Sicht Hagels Lehrkräften und Schulen helfen. «Damit würde der Gesetzgeber Verantwortung übernehmen und Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Schulen den Rücken stärken.» Schon im Grundschulalter hätten viele Kinder Umgang mit Smartphones, betonte der CDU-Politiker. «Der Gruppenzwang spielt da bereits eine Rolle.»
Hagel fordert mehr Disziplin in den Schulen
Hagel will die Landtagswahl am 8. März 2026 gewinnen und Ministerpräsident des Landes werden. Zuletzt hatte der Spitzenkandidat der Grünen, Cem Özdemir, mit einer Forderung zu dem Thema für Aufmerksamkeit gesorgt. Özdemir hatte für ein Verbot sozialer Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren plädiert. Die CDU hatte Özdemir vorgeworfen, damit den «Super-Sheriff» geben zu wollen. Hagel kritisiert nun: «Die Grünen haben vielleicht manchmal mehr Freude an Verboten als an Menschen.»
Der 37-Jährige warnte vor den Folgen permanenter Ablenkung durch soziale Medien. «Wenn parallel das Handy auf dem Tisch liegt, wie es in manchen Schulen der Fall ist, wenn man im Matheunterricht mit 13 oder 14 schaut, ob der Schwarm geschrieben hat, wenn Jugendliche während des Unterrichts bei Instagram unterwegs sind – dann ist das die falsche Prioritätensetzung.» Stattdessen brauche es «mehr Leistungsorientierung, mehr Konzentration und Disziplin – und weniger Ablenkung».
Vom «Wurstbrötle» zum Handy
«Bei mir in der Schule war es immer verboten, während des Unterrichts zu vespern. Das ging nur in der Pause. Was damals für das Wurstbrötle galt, kann ja heute vielleicht auch für das Handy gelten», sagte Hagel.
Dabei gehe es nicht nur ums Verbieten, sondern auch um den richtigen Umgang mit digitalen Medien. «Uns geht es vor allen Dingen um Medienbildung, um Medienkompetenz und Medienresilienz», sagte Hagel. In einer Welt der «digitalen Reizüberflutung» könne der kluge Umgang mit sozialen Medien nicht früh genug gelernt werden. «Wir können unsere Kinder nicht vor dem Leben schützen – wir müssen sie stark machen, ihr Leben zu gestalten. Uns geht es um den Sieg der Persönlichkeit über den Algorithmus.»
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