Mit neuen Regeln will die Landesregierung Kommunen helfen, Eltern-Taxis einfacher zu stoppen. (Symbolbild)
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Mit neuen Regeln will die Landesregierung Kommunen helfen, Eltern-Taxis einfacher zu stoppen. (Symbolbild)
Kinder

Kommunen sollen «Eltern-Taxis» leichter verbieten können

Hupen, Stau, riskante Wendemanöver: «Eltern-Taxis» sorgen für Stress vor Schulen. Baden-Württemberg gibt Städten und Gemeinden jetzt neue Mittel gegen das morgendliche Verkehrschaos vor Schulen.

Wenn's ab Mitte September wieder vor der Schule hupt und Kinder sich zwischen parkenden Autos hindurchschlängeln, dürfte das oft auch an den Eltern liegen. Denn jedes vierte Grundschulkind in Deutschland wird laut ADAC Stiftung von Mutter oder Vater meistens zur Schule gefahren. Das kritisieren nicht nur Anwohner und Eltern, auch die Politik sieht die sogenannten «Eltern-Taxis» seit Jahren kritisch.

Nun schafft die baden-württembergische Landesregierung rechtliche Grundlagen, damit Kommunen stärker gegen die Schulweg-Taxis vorgehen können. Per Erlass erhalten sie mehr Möglichkeiten, um Schulstraßen und Schulzonen rechtssicher einzurichten. «Wir wollen die sogenannten Eltern-Taxis deutlich reduzieren. Denn wenn Kinder aktiv sind, kennen sie sich besser im Verkehr aus, sie bleiben gesund und bewegen sich», sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Verkehrswacht und ADAC raten zum Umdenken

Das empfehlen auch Verkehrswacht und ADAC. Nur so lernten Kinder, sich selbstständig und sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Sie träfen zudem Freunde, was soziale Kompetenzen stärke. Wer nicht auf das Auto verzichten könne oder wolle, solle prüfen, ob es im Umfeld der Schule sogenannte Elternhaltestellen gibt. Von dort könnten die letzten Meter zu Fuß zurückgelegt und gefährliche Situationen vor dem Schultor entschärft werden.

Dass Kinder im Verkehr besonderen Schutz brauchen, betonen beide Organisationen gleichermaßen. Sie könnten Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht zuverlässig einschätzen und ließen sich leichter ablenken.

Jeden Tag ein Unfall auf dem Schulweg

Nach Angaben des Ministeriums sind im vergangenen Jahr 378 Verkehrsunfälle auf dem Schulweg registriert worden. Das waren zwar weniger als im Jahr zuvor (2023: 423). Wie oft chauffierende Eltern beteiligt waren, ist aber unklar. Dennoch entstehe Gefahr vor dem Schultor, wenn Väter oder Mütter direkt vor den Gebäuden halten oder anfahren – ob vor Unterrichtsbeginn oder danach, sagte Hermann.

Bei Schulstraßen können ein oder mehrere Straßenabschnitte an Schulen zu Beginn und Ende des Unterrichts für eine begrenzte Zeit für Autos gesperrt werden. In einer Schulzone wird eine Straße dauerhaft für den Verkehr gesperrt. «Das bietet sich an, wenn die Straße nur für die Schule benötigt wird, bislang aber als Abkürzung von Autofahrenden genutzt wurde», erklärte das Ministerium.

Hermann: Behörden und Schulen können mutiger sein

Schon jetzt könnten die Behörden solche Schritte gehen. «Aber die Möglichkeiten wurden bislang nicht flächendeckend genutzt», sagte Hermann. «Behörden und Schulen können mehr machen, als sie denken. Offensichtlich brauchen sie eine Ermutigung.»

Der Erlass ist Teil des Programms «Movers», das Familien vom täglichen Autofahren zur Schule abbringen soll. Seit dem Start der Kampagne stehen Schulen und Kommunen geschulte Berater zur Seite. Sie vermitteln Maßnahmen, um Schulkinder mobiler zu machen und Schulhöfe sowie Straßen fahrradfreundlicher zu gestalten. Ziel ist es, die Zahl der Eltern-Taxis bis 2030 zu halbieren. «Kinder sollen ihre Wege zu Fuß, mit dem Tretroller oder mit dem Fahrrad sicher zurücklegen», forderte Hermann.

Weil's praktischer ist

Ein Bild vom morgendlichen Chaos vor den baden-württembergischen Schulen vermittelt eine gemeinsame Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), des Deutschen Kinderhilfswerks und des Verkehrsclubs Deutschland. Demnach fahren bei einer Schule mit 1.000 Schülerinnen und Schülern zu Stoßzeiten rund 170 Autos gleichzeitig vor - vor allem, weil's praktischer ist, wie die ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2024 herausgefunden hat. Anschlusstermine, schlechtes Wetter und Zeitersparnis für das Kind werden als Gründe genannt, deutlich seltener dagegen der unsichere Schulweg.

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