Ob man damit einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit setzen kann, ist eine Frage, um die gestritten wird. Kritiker bemängelten das Statement als zu unkonkret. Etwa dreieinhalb Jahre nach dem Video ist er nun aber wieder Teil des Tournee-Geschäfts.
Das Auftaktkonzert in Köln war nach Angaben der Veranstalter mit 16.000 Tickets komplett ausverkauft. Heute Abend tritt Naidoo an gleicher Stelle noch einmal auf - ebenfalls vor vollem Haus. Die Nachfrage nach Karten war sehr hoch, seine Fans sind ihm offenkundig treu geblieben. Es sind die ersten großen Konzerte seit sechs Jahren.
Geprägt war der mehr als zweistündige Abend von einer Art Best-of seines Kanons - vom frühen Klassiker «Sie sieht mich nicht» über den «Sommermärchen»-Song «Dieser Weg» bis zur gefühlsschweren Trostspender-Ballade «Und wenn ein Lied», die er einst mit der Gruppe Söhne Mannheims eingesungen hatte.
Wenig Worte, viele Lieder
Naidoo - optisch gänzlich unverändert mit Sonnenbrille und Schiebermütze - ließ vor allem die Musik sprechen, Reden war nicht die Hauptdisziplin. Naidoo fasste sich ans Herz und faltete die Hände. Wortmeldungen zwischen den Songs gab es nur sehr dosiert - und wenn, waren sie meist eine Mischung aus Dankesrede und Wiedersehensfeier.
Über die Vergangenheit sprach Naidoo allerhöchstens indirekt - etwa, als er sagte, er habe sich in den vergangenen Jahren sehr um die Familie kümmern dürfen. Als Tausende Fans bei «Wo willst du hin?» mitsangen, sagte er: «Davon habe ich geträumt.» Im Überschwang hängte er die erste geplante Zugabe an seine Show direkt dran, ohne die Bühne zu verlassen.
Wer wollte, konnte womöglich bei der Song-Auswahl etwas hereinlesen - oder nicht. Naidoo sang etwa sein Lied «Hört, Hört», in dem es heißt «Meine Lieder haben viele gehört - wahrscheinlich habe ich aber vielmehr verstört.»
Kritik bleibt Teil des Comebacks
Schon die Comeback-Ankündigung im Sommer hatte Kritik ausgelöst. Der Verein Werteinitiative, der sich nach eigenen Angaben für jüdische Belange in der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland einsetzt, forderte eine Absage.
Die Synagogen-Gemeinde Köln teilte der Deutschen Presse-Agentur wenige Stunden vor dem Auftritt mit: «Gerade in einer Zeit zunehmender antisemitischer Vorfälle ist es problematisch, Herrn Naidoo eine Bühne zu bieten.» Auftritte beeinflussten die öffentliche Wahrnehmung und Antisemitismus dürfe nicht legitimiert werden. «Es geht hierbei nicht um eine Einschränkung von Kunstfreiheit, sondern um das klare Bekenntnis zu einer demokratischen Grundhaltung, die Antisemitismus keinen Platz lässt.»