Kretschmann pocht auf eine enge Verständigung mit den Nachbarn und Freunden aus Frankreich.
Marijan Murat/dpa
Kretschmann pocht auf eine enge Verständigung mit den Nachbarn und Freunden aus Frankreich.
Gedenkstättenbesuch

Was Winfried Kretschmann auf den «Menschenfresserberg» führt

Ein Berg des Grauens: Am Hartmannswillerkopf im Elsass starben Tausende Soldaten im Stellungskrieg. Kretschmann erinnert an tragische Schicksale - und wird dabei überraschend persönlich.

Der Hartmannswillerkopf ist ein Symbol des Schreckens, «Menschenfresserberg» wird er genannt. Nicht ohne Grund: Der knapp 1.000 Meter hohe Berg im Elsass ist einer der blutigsten Schauplätze des Ersten Weltkriegs an der deutsch-französischen Front. 

Tausende Soldaten verloren hier im blutigen Stellungskrieg ihr Leben - mit einem davon ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann sogar verwandt, wie der Grünen-Politiker nun bei einem Besuch der Gedenkstätte des Ortes offenbarte. Ein Angehöriger habe die tragische Geschichte vor nicht allzu langer Zeit am Sterbebett überliefert, berichtete Kretschmann. 

Skizzen des Grauens

Im Zentrum steht dabei die Großmutter seiner Frau Gerlinde. Die habe ihren Bruder am Berg verloren, erzählt Kretschmann. Der Mann, ein Architekt, habe am Hartmannswillerkopf Skizzen des Kriegsgeschehens angefertigt. Schließlich sei er in einem Zinksarg nach Hause gebracht worden. Die Skizzen übergab Kretschmann an der Gedenkstätte seinen französischen Gesprächspartnern.

Damit endete das Leid der Familie aber noch lange nicht: Kurz darauf sei noch der Mann der Großmutter in Lothringen gefallen. Die Umstände seien besonders tragisch gewesen, berichtet Kretschmann: Der Mann sei zu Besuch in der Heimat gewesen, da habe seine Frau die Uniform versteckt - in der Hoffnung, dass er ohne sie nicht an die Front zurückkehren könne. Der Soldat musste lange vergeblich suchen und kam deshalb zu spät zu seinen Truppen zurück. Als Strafe sei er auf Patrouille geschickt worden - wo er gefallen sei. 

Toxischer Nationalismus 

Anschließend habe die Großmutter seiner Frau noch zwei der drei Söhne im Zweiten Weltkrieg verloren, sagte Kretschmann. «An der Familiengeschichte meiner Frau wird sehr deutlich, welches Leid Krieg erzeugt.» Er sei tief bewegt, an den Gräbern auf dem Berg zu stehen. Man sehe, wie verfeindet die beiden Völker Deutschland und Frankreich gewesen seien. Der Nationalismus sei das «gefährlichste Gift der Moderne», das zeige sich heute wieder am russischen Angriffskrieg in der Ukraine, so Kretschmann.

Der Grünen-Politiker befindet sich auf seiner letzten richtigen Dienstreise - und verbringt drei Tage in der Gegend rund um Straßburg und im Schweizer Kanton Zürich. Mit seinem Trip will der Regierungschef unterstreichen, wie wichtig ihm die Nachbarn des Landes sind. Zur Landtagswahl im März 2026 möchte der 77-Jährige nicht mehr antreten.

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