Aufgrund des milden Winters sind Zecken bereits jetzt aktiv und mit Blick auf die künftige Entwicklung warnen Experten vor einem bundesweiten Risiko für die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). «Ganz Deutschland ist ein Endemie-Gebiet für FSME geworden, mit deutlichen regionalen Unterschieden», sagte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem in Baden-Württemberg gibt es immer mehr sogenannte kleinere Naturherde, räumlich begrenzte Gebiete mit Zecken, die den FSME-Erreger in sich tragen.
FSME geht auf Viren zurück, die durch Zeckenstiche übertragen werden können. Bei der Erkrankung können sich Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark entzünden. Zecken übertragen zudem in Deutschland neben FSME etwa auch die von Bakterien verursachte Lyme-Borreliose.
FSME-Infektionen bei Menschen sind in Deutschland meldepflichtig. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Fälle in Deutschland zwar nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von 627 Fällen im Jahr zuvor auf 527 Fälle gesunken. In Baden-Württemberg gingen die FSME-Fälle von 209 auf 143 zurück, in Bayern waren es nach 291 Fällen noch 265. Mackenstedt und andere Experten raten aber zu Vorsicht. «Die Entwicklung ist trügerisch», sagte Rainer Oehme, der Laborleiter des Landesgesundheitsamts im baden-württembergischen Gesundheitsministerium. «Der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben.»
Mackenstedt und Oehme warnten zudem vor früheren Infektionen im Jahresverlauf und einer deutlich höheren Infektionsrate als bislang angenommen. Viele FSME-Infektionen würden nicht als solche erkannt, die Dunkelziffer sei hoch.