Eine Mitarbeiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim zeigt in einem Labor eine Buntzecke (Dermacentor reticulatus).
Marijan Murat/dpa
Eine Mitarbeiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim zeigt in einem Labor eine Buntzecke (Dermacentor reticulatus).
Frühe Parasiten-Saison

Zecken sehr früh unterwegs: Experten raten zur FSME-Impfung

Die Wintermonate boten Zecken prächtiges Wetter zum Überleben. Entsprechend aktiv sind die blutsaugenden Parasiten. Experten warnen: Das Risiko einer schweren Infektion besteht inzwischen bundesweit.

Experten warnen zur Vorsicht

Aufgrund des milden Winters sind Zecken bereits jetzt aktiv und mit Blick auf die künftige Entwicklung warnen Experten vor einem bundesweiten Risiko für die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). «Ganz Deutschland ist ein Endemie-Gebiet für FSME geworden, mit deutlichen regionalen Unterschieden», sagte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem in Baden-Württemberg gibt es immer mehr sogenannte kleinere Naturherde, räumlich begrenzte Gebiete mit Zecken, die den FSME-Erreger in sich tragen. 

FSME geht auf Viren zurück, die durch Zeckenstiche übertragen werden können. Bei der Erkrankung können sich Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark entzünden. Zecken übertragen zudem in Deutschland neben FSME etwa auch die von Bakterien verursachte Lyme-Borreliose.

FSME-Infektionen bei Menschen sind in Deutschland meldepflichtig. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Fälle in Deutschland zwar nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von 627 Fällen im Jahr zuvor auf 527 Fälle gesunken. In Baden-Württemberg gingen die FSME-Fälle von 209 auf 143 zurück, in Bayern waren es nach 291 Fällen noch 265. Mackenstedt und andere Experten raten aber zu Vorsicht. «Die Entwicklung ist trügerisch», sagte Rainer Oehme, der Laborleiter des Landesgesundheitsamts im baden-württembergischen Gesundheitsministerium. «Der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben.»

Mackenstedt und Oehme warnten zudem vor früheren Infektionen im Jahresverlauf und einer deutlich höheren Infektionsrate als bislang angenommen. Viele FSME-Infektionen würden nicht als solche erkannt, die Dunkelziffer sei hoch.

Jetzt mit der Impfung beginnen!

Um für die diesjährige Saison einen wirksamen Schutz aufbauen zu können, sollten ungeimpfte Menschen möglichst jetzt mit der Impfserie beginnen, rät Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Frühestens nach der zweiten Impfung besteht ein - zeitlich begrenzter - Schutz. Für einen kompletten Schutz sind drei Impfungen innerhalb eines Jahres notwendig.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die FSME-Impfung für Menschen, die in Risikogebieten mit Zecken in Kontakt kommen könnten.

Symptome einer FSME-Infektion

Auch wenn nicht jede Zecke FSME-Viren in sich trägt und nicht jeder Stich krank macht, kann eine Infektion dennoch schwerwiegende Folgen haben. Oftmals wird eine FSME-Infektion nicht als solche erkannt. Viele Menschen spüren kaum etwas und haben nur grippeähnliche Symptome. Doch bei zehn Prozent geht die Erkrankung ins nächste Stadium über. Neben plötzlich hohem Fieber treten starke Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit auf, die ein Hinweis auf eine Hirnhautentzündung darstellen kann. 

FSME kann nicht mit Medikamenten geheilt werden und zu erheblichen Folgeschäden führen. Manche Patientinnen und Patienten haben Spätfolgen wie etwa Lähmungen. Die Erkrankung kann auch tödlich enden. Neben dem FSME-Virus können Zecken die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen. Die Krankheit ist wesentlich häufiger. Erstes Symptom einer Borreliose ist oft Rötung um die Einstichstelle, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden. Die Erkrankung kann mit Antibiotika behandelt werden.

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