Geglücktes Abenteuer
Das Abenteuer ist geglückt, mit der Serie und mit dem Kinofilm, beides unter Regie von Marcus H. Rosenmüller. Er und sein Team haben das wunderbare Drehbuch von Matthias Pacht und Produzent Korbinian Dufter großartig umgesetzt. «Pumuckl und das große Missverständnis» bietet all das, wofür der Pumuckl seit Jahrzehnten geliebt wird: eine unterhaltsame, lustige Geschichte, garniert mit augenzwinkerndem Humor, einer Prise Melancholie und jeder Menge Pumuckl-Sprüche. Und ganz nebenbei und ohne erhobenen Zeigefinger werden Werte wie Ehrlichkeit, Freundschaft und Verlässlichkeit vermittelt.
Schreinermeister Florian Eder fährt aufs Land, um die Witwe seines ehemaligen Lehrherren zu besuchen. In der alten Schreinerei warten Freunde aus früheren Zeiten und eine wichtige Aufgabe. Eder soll das Maibaum-Karussell reparieren, das er mal mit seinem Lehrmeister gebaut hat. Zwischen Hühnerstall und Maibaumdieben gibt es bald ein vergnügtes Chaos, an dem der Pumuckl nicht unschuldig ist. Auch in der Bayerischen Staatsoper sorgt der Kobold für Wirbel, im Dirigentenzimmer ebenso wie auf der großen Bühne.
Tuba-Springbrunnen und Misthaufen
Rosenmüller inszeniert mit großer Lust und der für ihn typischen Freude am bunten Durcheinander. So schüttet der unsichtbare Kobold unbemerkt eine Maß Bier in eine Tuba, die sich daraufhin in einen Springbrunnen verwandelt. Ein Maibaumdieb landet geradewegs im Misthaufen und ein Traktor rattert mitten in den Dorfweiher. Und in der Staatsoper verzweifelt ein Dirigent, weil alles voller Leim ist, inklusive Notenblätter. Ein großer Spaß, nicht nur für Kinder.
Das liegt auch an den Charakteren, die diesen Film bevölkern und die das Drehbuch mit all ihren Eigenheiten zeichnet: schrullig, aufdringlich, frech, zurückhaltend, bodenständig, unsicher, immer aber mit einem liebevollen Blick.
Kleiner Wicht, großes Kino
Wie Florian Brückner als Meister Eder und Maxi Schafroth als Pumuckl-Stimme aufeinander eingespielt sind, ist großes Kino. Dass der Kobold erst nachträglich als Zeichentrickfigur in den Film montiert wurde, merkt man nicht, was auch daran lag, dass Schafroth immer am Rande des Filmsets saß und den Kobold live einsprach, mit all seinem Kreischen, Lachen, Singen und Dichten, an Hans Clarins unnachahmliche Stimme mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz angepasst. Auch wieder mit dabei: Ilse Neubauer als Frau Stürzlinger.
Bis in kleinste Rollen ist der Film glänzend besetzt, sogar mit einem Startenor, der einen Kurzauftritt hat. Matthias Bundschuh («Die Wannseekonferenz») begeistert als linkischer Eder-Nachbar Lothar Burke, der österreichische Kabarettist Robert Palfrader («Das Sacher») als verpeilter Dirigent. Gisela Schneeberger («Beckenrand Sheriff») gibt die energische Schreinerwitwe Burgi. Sie freut sich sehr über die Rückkehr des einstigen Lehrburschen, findet Floris Benehmen aber auch seltsam, erzählt er doch von einem unsichtbaren Kobold.
Abschleckmaschine und Erinnerungslücken
Daneben gibt es viele Sprüche und Gedichte. «Praktischerweise kann ich mich gerade nicht erinnern», stellt Pumuckl grinsend fest, als es um mögliche Missetaten geht. Und was tun mit Marmeladen-verklebten Händen? Auf keinen Fall waschen. «Die steck' ich in die Abschleckmaschine», triumphiert der Wicht und steckt die Finger in den Mund.
Ein Kobold, der das Herz erwärmt
Wer «Pumuckl und das große Missverständnis» nicht im Kino sieht, ist selbst schuld. Der Film bietet nicht nur knapp 100 Minuten vergnügliche Unterhaltung. In weltpolitisch schwierigen Zeiten erwärmt und tröstet er das Herz. Pumuckls unbändige Lebensfreude ermuntert dazu, auch mitten im Alltag immer wieder zu lachen, Spaß zu haben und zu genießen - und sei es nur eine große Schüssel voller Schokoladen-«Puddeling».
Von Cordula Dieckmann, dpa
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