Selge kann sich mit dem Thema gerade auch als Schauspieler identifizieren. «Wir gehen in unserem Beruf auf dem Theater und im Film ja fast ausschließlich mit Figuren um, die Grenzsituationen erleben. Da ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich dafür einsetze, dass seelische Grenzgänger in unserer Gemeinschaft gleichberechtigt akzeptiert werden.»
«Wir sollten begreifen, dass solche Menschen empfindlicher sind als wir», sagt Selge. «Sie haben weniger Filter gegen die Attacken, die der Alltag so mit sich bringt.» Gleichzeitig seien sie aber damit auch Seismographen für die Bedrohung durch eine Leistungsgesellschaft, die mit ihrer Ellbogenmentalität unserem Leben den Gemeinsinn austreibe. «Nicht jeder Mensch hält dem Druck stand, den wir täglich aushalten müssen. Insofern ist unsere Welt ohne die Beteiligung psychisch hochempfindlicher Menschen nicht vollständig, sondern selbst krank.»
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