Der 86-jährige Hopkins, der vor etwa 30 Jahren im Film «Shadowlands» C.S. Lewis verkörpert hatte, spielt diesmal überzeugend Sigmund Freud, dessen Intellekt trotz Krebserkrankung, Alkohol und Morphium nichts an Schärfe eingebüßt hat. Ein Lichtblick in dem optisch meist düsteren Film ist auch Fries, deren Blicke und Gesten manchmal mehr erzählen als das Streitgespräch der Hauptfiguren.
Anna Freuds Liebe zu ihrer Lebensgefährtin und ihr nicht unkompliziertes Verhältnis zu ihrem Vater werden im Film zwar angerissen, hätten aber mehr Raum verdient - genauso wie Lewis' Trauma aus dem Ersten Weltkrieg oder seine Beziehung zu der Mutter eines gefallenen Kameraden.
Ein weiterer Wermutstropfen ist die Synchronfassung: Hopkins und Fries klingen in der deutschsprachigen Version wie Deutsche, obwohl die aus Wien geflohenen Freuds in Wirklichkeit österreichisch gefärbtes Hochdeutsch sprachen. So verliert der Film einiges an Authentizität und Tiefe.
Von Albert Otti, dpa
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